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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Russland (Begriffsklärung) aufgeführt.
Российская Федерация oder Россия
Rossijskaja Federazija bzw. Rossija
Russische Föderation oder Russland
Flagge Russlands
Wappen Russlands
Flagge Wappen
Amtssprache
Hauptstadt Moskau
Staatsform Föderale Republik
Regierungssystem Semipräsidentielles System
Staatsoberhaupt Präsident
Wladimir Putin
Regierungschef Ministerpräsident
Dmitri Medwedew
Fläche 17.075.400 km² (1.), davon
in Europa: 3.952.550 km²,
in Asien: 13.122.850 km²
mit Krim: 17.102.344[1] km²
Einwohnerzahl 143,6 Mio. (9.)
(Schätzung Dezember 2013)[2]
mit Krim: 146 Mio.
Bevölkerungsdichte 8 (179.) Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung +0,2 % (2012)[2] pro Jahr
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nominal)
  • BIP/Einw. (KKP)
2013[3]
  • 2.118 Milliarden USD (8.)
  • 2.556 Milliarden USD (6.)
  • 14.819 USD (51.)
  • 17.884 USD (58.)
Human Development Index 0,778 (57.)[4]
Währung Rubel (RUB)
Gründung 862: Rurikiden-Dynastie
882: Kiewer Rus
1263: Großfürstentum Moskau
1547: Zarentum Russland
1721: Russisches Kaiserreich[5]
1917: Russische Republik
1917: Sowjetrussland[6]
1917: RSFSR
1922: Sowjetunion

1990: Russische Föderation (Souveränitätserklärung)[7]

Nationalhymne Hymne der Russischen Föderation
Nationalfeiertag 12. Juni (Tag Russlands)
Zeitzone UTC+2 bis UTC+12
Kfz-Kennzeichen RUS
ISO 3166 RU, RUS, 643
Internet-TLD .ru, .рф und .su
Telefonvorwahl +7
Krim (de facto Russland, von der Ukraine beansprucht) Ägypten Tunesien Libyen Algerien Marokko Mauretanien Senegal Gambia Guinea-Bissau Guinea Sierra Leone Liberia Elfenbeinküste Ghana Togo Benin Nigeria Äquatorialguinea Kamerun Gabun Republik Kongo Angola Demokratische Republik Kongo Mosambik Tansania Kenia Somalia Dschibuti Eritrea Sudan Ruanda Uganda Burundi Sambia Malawi Äthiopien Südsudan Zentralafrikanische Republik Tschad Niger Mali Burkina Faso Mayotte Komoren Seychellen Madagaskar Sao Tome und Príncipe Kap Verde Spanien (Kanarische Inseln) Jemen Oman Vereinigte Arabische Emirate Saudi-Arabien Irak Iran Kuwait Katar Bahrain Israel Syrien Libanon Jordanien Zypern Türkei Afghanistan Turkmenistan Pakistan Griechenland Italien Malta Frankreich Portugal Spanien Sri Lanka Indien Indonesien Bangladesch Volksrepublik China Nepal Bhutan Myanmar Kanada Dänemark (Grönland) Island Mongolei Norwegen Schweden Finnland Irland Vereinigtes Königreich Niederlande Belgien Dänemark Schweiz Österreich Deutschland Slowenien Kroatien Tschechische Republik Slowakei Ungarn Polen Russland Litauen Lettland Estland Weißrussland Moldawien Ukraine Mazedonien Albanien Montenegro Bosnien und Herzegowina Serbien Bulgarien Rumänien Georgien Aserbaidschan Armenien Kasachstan Usbekistan Tadschikistan Kirgistan Russland Vereinigte Staaten Malediven Japan Nordkorea Südkorea Republik China (Taiwan) Singapur Malaysia Brunei Philippinen Thailand Vietnam Laos Kambodscha Indien Papua-Neuguinea Italien Russia on the globe (+claims hatched) (Russia centered).svg
Über dieses Bild

Russland (russisch Россия [rɐˈsʲijə] Aussprache?/i, Transkription Rossija) bzw. die Russische Föderation (oder seltener Russländische Föderation; russisch Российская Федерация, Aussprache?/i, Transkription Rossijskaja Federazija) ist ein föderativer Staat im nordöstlichen Eurasien und flächenmäßig der größte der Erde. Nach der russischen Verfassung sind die beiden Bezeichnungen Russland und Russische Föderation gleichwertig. Russland zählt mit seinen rund 144 Millionen Einwohnern auf etwa 17 Millionen Quadratkilometern zu den weltweit am dünnsten besiedelten Flächenstaaten. Die Hauptstadt des Landes ist Moskau. Als weiteres wichtiges Zentrum gilt Sankt Petersburg, das zwischen 1712 und 1917 Hauptstadt war und eine architektonische und kulturelle Brücke Russlands nach Westeuropa bildet.

Das heutige Russland entwickelte sich aus dem Großfürstentum Moskau, einem Teilfürstentum des früheren ostslawischen Reiches Kiewer Rus, zu einem über einhundert Ethnien zählenden Vielvölkerstaat, wobei ethnische Russen heute ca. 81 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Die Russische Föderation ist „Fortsetzerstaat[8] der Sowjetunion in internationalen Organisationen, Atommacht und ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrates. Nach der Erholung von der postkommunistischen Transformationskrise der 1990er Jahre und in einer eingeschränkten oder defekten Variante von Demokratie[9] wurde Russland nach Kaufkraftparität eine der sechs größten Volkswirtschaften der Welt mit durch ihren Reichtum an natürlichen Ressourcen hoher internationaler Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Russland ist mit 17,075 Millionen Quadratkilometern das mit Abstand flächengrößte Land der Erde. Es umfasst elf Prozent der Weltlandfläche, das entspricht in etwa der Fläche Australiens und Europas zusammen. Bis auf die Tropen sind alle Klimazonen vertreten.

Von Westen nach Osten erstreckt sich Russland auf einer Gesamtlänge von 9000 Kilometern, von 19° östlicher bis 169° westlicher Länge über zwei Kontinente. Auf Europa entfallen 25 Prozent der Landfläche, auf Asien 75 Prozent. Von Süden nach Norden beträgt die Ausdehnung bis zu 4000 Kilometer, vom 41. bis zum 81. Grad nördlicher Breite.

Auf dem Gebiet Russlands befinden sich einige der längsten Flüsse sowie der älteste und tiefste Binnensee der Welt (Baikalsee). Wenn man die Reliefstruktur und die Flusssysteme Russlands miteinander vergleicht, so entsteht ein Gitternetz aus breitenparallel verlaufenden Wasserscheiden bzw. dem Steppengürtel im Süden und den meridional ausgerichteten Stromwegen.

Lage und Grenzen

Rechts im Bild die Festung Iwangorod (Russland), links auf der anderen Seite der Narva die Hermannsfeste (Estland). Hier verläuft zugleich auch die Ostgrenze der Europäischen Union.

Russland hat neben der Volksrepublik China mit 14 die größte Anzahl Nachbarstaaten mit einer gemeinsamen Landgrenze. Die Gesamtlänge der Landesgrenzen beträgt 20.017 Kilometer. Russland grenzt des Weiteren an fünf Meere, wobei die Küstenlinie 37.653 km umfasst.

Das russische Kernland grenzt an die Staaten Norwegen (196 km) und Finnland (1340 km), gefolgt von einem kurzen Küstenstreifen zur Ostsee. Zudem teilt sich Russland eine Grenze mit den baltischen Ländern Estland (334 km) und Lettland (217 km), weiter südlich gefolgt von Weißrussland (959 km) und der Ukraine (1576 km, ohne Landgrenze der Krim). Das Schwarze Meer trennt die europäischen Grenzen Russlands von den asiatischen. Im Kaukasus grenzen Georgien (723 km) und Aserbaidschan (284 km) an. Es folgt ein Küstenstreifen am Kaspischen Meer und eine lange gemeinsame Grenze mit Kasachstan (6846 km). In Ostasien grenzt Russland erstmals an die Volksrepublik China (etwa 40 km) und dann an die Mongolei (3485 km). Danach trifft das russische Hoheitsgebiet zum zweiten Mal mit chinesischem zusammen (3605 km). Mit Nordkorea (19 km) besteht die letzte Landverbindung zu einem anderen Staat.

Danach folgen die Küstenlinien zum Japanischen Meer, dem Ochotskischen Meer, zum Pazifischen Ozean und schließlich zur Beringsee. Über die nur etwa 85 km schmale und 30 bis 50 Meter tiefe Beringstraße ist Russland im äußersten Osten von Alaska getrennt. Die inmitten der Beringstraße befindliche russische Große Diomedes-Insel liegt nur vier km von der US-amerikanischen Kleinen Diomedes-Insel entfernt. Der gesamte nördliche Teil des Landes grenzt an den Arktischen Ozean. Dort liegen verschiedene zu Russland gehörende Inseln, als nördlichste Franz-Josef-Land. Russland betrachtet zudem noch weitere Gebiete des Arktischen Ozeans und der Eisfläche als Teil seines Hoheitsgebietes.

Neben dem Kernland besitzt Russland noch eine Exklave, den nördlichen Teil des ehemaligen Ostpreußens, die heutige Oblast Kaliningrad. Das Gebiet, über welches 1945 die Sowjetunion die territoriale Souveränität beanspruchte, grenzt an Litauen (227 km) und Polen (206 km) und ist damit vollständig von EU-Ländern umgeben.

Russland ist in elf Zeitzonen eingeteilt (von UTC+2 bis UTC+12), wobei mit der Abschaffung der Zeitumstellung im Jahr 2011 bis 2014 überall ganzjährig die Sommerzeit galt. Nach anhaltender Kritik aus der Bevölkerung kehrte Russland am 26. Oktober 2014 zur Normalzeit zurück.

Siehe auch: Zeitzonen in Russland

Großlandschaften und Relief

Hauptartikel: Russische Großlandschaften
Großlandschaften und wichtigste Flüsse Sibiriens
Mittelrussischer Landrücken in der Osteuropäischen Ebene, nahe Saraisk
Landschaftsbild in der Oblast Belgorod

Russland umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Naturräume, die vielfältige Potenziale, aber auch sehr verschiedenartige Nutzungen aufweisen. Russland gliedert sich geographisch betrachtet hauptsächlich in die acht Großlandschaften (etwa in West-Ost-Richtung):

  • Die Osteuropäische Ebene nimmt den größten Teil des europäischen Russlands ein. Es besteht aus weiten Niederungen, die von schwach gegliederten Höhenrücken unterbrochen werden. Nur wenige Erhebungen erreichen Höhen von mehr als 300 Metern. In Karelien und auf der Halbinsel Kola, die geologisch zum Baltischen Schild gehören, ist das Relief im Norden differenzierter. Dort wird in den Chibinen der zentralen Kola-Halbinsel eine maximale Höhe von 1191 Metern erreicht. Im Süden geht das Osteuropäische Tiefland in die unterhalb des Meeresspiegels gelegene Kaspische Senke über. Während der letzten Eiszeit entstand eine Kette von Endmoränen, die vom Grenzgebiet zu Weißrussland aus nach Osten und nördlich von Moskau zur arktischen Küste westlich des Flusses Petschora verläuft. Die Region nördlich davon besteht aus vielen Seen und Sümpfen.
  • Östlich des Uralgebirges setzt sich bis zum Jenissei die weit gespannte Ebene im Westsibirischen Tiefland fort. Dieses überaus flache Gebiet wird von weiträumigen Sumpflandschaften eingenommen.
  • Das Nordsibirische Tiefland schließt sich nördlich des Mittelsibirischen Berglands an, das nach Norden zur Taimyr-Halbinsel bis südlich des Arktischen Ozeans ansteigt.
  • Östlich des Jenissei erstreckt sich bis zur Lena das wellige Mittelsibirische Bergland mit durchschnittlichen Höhen zwischen 500 und 700 Metern. Im Nordwesten dieser Region erhebt sich das Putorana-Gebirge, das eine maximale Höhe von 1701 Metern erreicht. Flüsse prägten die Gestalt der Landschaft, an einigen Stellen haben sich tiefe Canyons eingeschnitten.
  • Im Süden von Mittel- und Ostsibirien setzen sich weitere Gebirgszüge ostwärts bis zum Pazifischen Ozean fort (Südsibirische Gebirge). Dazu gehören Altai, Sajangebirge, Jablonowygebirge, Stanowoigebirge und Dschugdschur.
  • Die Mitteljakutische Niederung umfasst vor allem die Unterlaufstäler von Lena und Wiljui, aber auch das untere Aldantal. Die etwa 1 Million km² umfassende Niederung wird im Westen vom Mittelsibirischen Bergland begrenzt und im Osten vom Ostsibirischen Bergland.
  • Östlich von Lena und Aldan schließt sich das Ostsibirische Bergland an, das aus verzweigten Gebirgsketten besteht. Die höheren Gebirge in dieser Region, wie das Werchojansker Gebirge, das Tscherskigebirge und das Kolymagebirge, erreichen Höhen zwischen etwa 2300 und 3200 Metern. Auf der Halbinsel Kamtschatka gibt es etwa 160 Vulkane. Die vulkanische Gebirgskette von Kamtschatka setzt sich im Süden auf den Kurilen fort. Dort gibt es rund 100 Vulkane.
  • Südlich der Ostsibirischen See erschließt sich das weitläufige Ostsibirische Tiefland, welches sich ausschließlich nördlich des Polarkreises befindet. Die Landschaft umfasst die Unterläufe der Flüsse Jana, Indigirka und Kolyma. Der westliche Teil ist das Jana-Indigirka-Tiefland, der östliche das Kolyma-Tiefland. Im Westen, Süden und Osten grenzt das Ostsibirische Tiefland an das Ostsibirische Bergland.

Flüsse und Seen

Der Katun im Altaigebirge

Mit 120.000 Flüssen und Strömen und fast zwei Millionen Seen ist Russland sehr wasserreich. Der Waldgürtel, der zwei Drittel der Fläche einnimmt, wirkt zusammen mit dem Niederschlagsüberschuss als riesiger Wasserspeicher, der ein ganzes Netz an Wasserläufen speist.

Im europäischen Teil Russlands ist der wichtigste Fluss die Wolga. Sie ist der längste Fluss Europas und verläuft ausschließlich in Russland. Zusammen mit ihren beiden Nebenflüssen Kama und Oka entwässert sie einen großen Teil der Osteuropäischen Ebene nach 3534 Kilometern zum Kaspischen Meer im Südosten. Als Wasserweg erfährt die Wolga besondere Bedeutung, da sie Nordeuropa mit Zentralasien verbindet. Der Nordrussische Landrücken bildet die Wasserscheide zwischen Wolgabecken und Weißem Meer bzw. Barentssee im Norden. Eine große Bedeutung für die slawischen Staaten besitzt der Dnepr (auch Dnjepr genannt). Der Strom entsteht westlich von Moskau und fließt anschließend durch Weißrussland und die Ukraine, wo er ins Schwarze Meer mündet. Über den Dnepr-Bug-Kanal ist er mit den polnischen Flüssen Bug, Weichsel und Memel verbunden, was den Dnepr zu einer wichtigen Wasserstraße macht.

Die längsten Flüsse Russlands liegen in Sibirien und dem fernöstlichen Russland. Der Ob entspringt im südsibirischen Altai und mündet in das Nordpolarmeer. Der mit seinem Quellfluss Katun über 4300 Kilometer lange Fluss bildet – zusammen mit dem Irtysch – eines der längsten Flusssysteme Asiens mit einer Gesamtlänge von über 5400 Kilometern. Eine noch etwas längere Fließstrecke hat das Flusssystem des Jenissei, dessen Wasser (teilweise) aus der Mongolei nach Norden durch Ostsibirien zum Nordpolarmeer fließt. Sein Hauptzufluss, die Angara, stellt den einzigen Abfluss des Baikalsees dar. Der Jenissei führt dem Nordpolarmeer jährlich etwa 600 Kubikkilometer Wasser zu. Damit verzeichnet er die höchste Durchflussmenge aller russischen Flüsse. Die rund 4300 Kilometer lange Lena entspringt nur 5 Kilometer vom Baikalsee entfernt. Sie fließt zunächst in nordöstliche Richtung, biegt nach dem Einmünden des Aldan nach Norden und mündet in einem ausgedehnten Delta in die Laptewsee, ein Nebenmeer des Nordpolarmeers. Weitere wichtige Flüsse, die ins Nordpolarmeer münden, sind die Petschora, die Nördliche Dwina sowie die Kolyma und die Indigirka.

Ein weiteres wichtiges Flusssystem bildet der Amur mit seinem Zufluss Schilka. Mit dessen Quellfluss Onon hat es eine Gesamtlänge von etwa 4400 Kilometern und führt vom Nordosten der Mongolei in östlicher Richtung entlang der chinesischen Grenze zur Pazifikküste. Amur und Anadyr sind die größten russischen Flüsse, die in den Pazifischen Ozean fließen.

Viele andere Ströme sind als Verkehrswege und als Energiequellen bedeutend, oder sie dienen in trockenen Regionen der Bewässerung. Der Don nimmt dabei eine herausragende Stellung ein. Er liegt im bevölkerungsreichen Osteuropäischen Tiefland und entwässert nach Süden in das Asowsche Meer. Andere wichtige Flüsse sind Moskwa, Selenga, Tobol, Steinige Tunguska, Untere Tunguska, Ural und Ussuri.

In Russland gibt es, besonders im ehemals vergletscherten nordwestlichen Teil des Landes, viele natürliche Seen. Das Kaspische Meer ist mit 386.400 Quadratkilometern der weltgrößte Binnensee. Der Seespiegel des Salzwassersees befindet sich etwa 28 Meter unterhalb des Meeresniveaus. Da das Kaspische Meer keinen Abfluss hat, entweicht Wasser nur durch Verdunstung, wodurch es bei dem hier herrschenden trockenen Klima zur Auskristallisation von Salzen kommt. Der Baikalsee hat als ältester Süßwassersee eine Tiefe von 1642 Metern, womit er nicht nur der tiefste See, sondern zugleich auch das größte Reservoir flüssigen Süßwassers weltweit (ca. ein Fünftel aller flüssigen Süßwasserreserven) ist. Weitere wichtige und große Seen sind Ladogasee (größter Binnensee Europas), Onegasee und Taimyrsee.

Gebirge und Naturschutzgebiete

Blick auf den Elbrus, den höchsten Berg Russlands

Rund 40 Prozent der Fläche Russlands ist von Gebirgen überzogen. Dabei bildet der Ural die Trennlinie zwischen dem europäischen und asiatischen Teil des Landes; er stellt allerdings wegen seiner geringen Höhe von knapp 2000 Metern (Narodnaja, 1895 m) keine wirkliche Barriere dar.[10] Östlich des Ural erstreckt sich das sehr flache Westsibirische Tiefland, das bis zum Fluss Jenissej reicht und von weiträumigen Sumpflandschaften durchzogen ist. Südöstlich wird das Westsibirische Tiefland durch das Mittelsibirische Bergland abgeschlossen, das sich bis zum Fluss Lena erstreckt und im Norden zum schmalen Nordsibirischen Tiefland abfällt. Zum Mittelsibirischen Bergland gehören die Gebirge Sajan (Munku Sardyk, 3491 m) und das höchste Gebirge Sibiriens, der Altai (Belucha, 4506 m), im russisch-kasachisch-chinesisch-mongolischen Grenzgebiet. Östlich der Lena erhebt sich das Ostsibirische Bergland, das sich in verschiedene Gebirgsketten, wie das Werchojansker Gebirge (2389 m in Orlugan) und Tscherskigebirge (Pobeda, 3003 m), verzweigt und Höhen bis gut 3000 m erreicht. Die Halbinsel Kamtschatka ist durch ihre 160 Vulkane mit Höhen bis zu 4688 m geprägt, von denen 29 noch aktiv sind.

Weitere Gebirge in Russland sind: Baikalgebirge, Chibinen, Kaukasus, Kolymagebirge, Putorana-Gebirge, Stanowoigebirge, Stanowoihochland, Tannu-ola-Gebirge. Der höchste Berg in Russland ist der Elbrus (5642 Meter) im Kaukasus. Es folgen der Kasbek mit 5047 Meter und der Kljutschewskaja Sopka mit 4750 Meter.

Russland besitzt ein ausgeprägtes Naturschutzsystem mit einer langen Tradition. Zu den klassischen russischen Schutzgebietskategorien wie den streng geschützten Sapowedniki oder den Sakasniki kamen seit den 1980er Jahren die nach internationalen Kriterien errichteten Nationalparks und andere internationale Schutzgebietsklassen hinzu. Russland besitzt flächenmäßig eines der größten Schutzgebietssysteme der Welt:

  • Sapowedniki (streng geschützte Gebiete): Ist die wichtigste nationale Schutzgebietskategorie in Russland, die international zur höchstmöglichen Schutzgebietskategorie gehört. In ihnen darf keinerlei Nutzung und keine menschliche Beeinflussung der natürlichen Prozesse erfolgen. Daher ist das Betreten der Kernzone eines Sapowedniks durch Besucher verboten, wobei es für Wissenschaftler in beschränktem Umfang Ausnahmegenehmigungen gibt. Derzeit gibt es 100 von diesen Totalreservaten in Russland, die in ihrer Fläche von 2,31 bis 4169 Quadratkilometer reichen und insgesamt 27.000 Quadratkilometer umfassen.
  • Sakasniki (Wildschutzgebiete): Hierbei handelt es sich um Gebiete die bis zu 6000 km² Fläche umfassen, in denen Beschränkungen für die wirtschaftliche Nutzung gelten. Sie dienen als Landschaftsreservate dem Schutz und der Regeneration natürlicher Ökosysteme, dem Schutz von seltenen Tier- und Pflanzenarten, von Fossilienfundstellen oder auch dem Schutz hydrologisch, bzw. geologisch bedeutender Stätten. Insgesamt gibt es etwa 3000 Sakasniki in Russland mit einer Gesamtfläche von etwa 78.000 km².
  • Nationalparks in Russland: Erst seit Anfang der 1980er Jahre gibt es in Russland auch die in anderen Ländern schon länger bekannte Schutzgebietskategorie der Nationalparks. Diese besitzen einen geringeren Schutzstatus als die Sapowedniki und dienen neben dem Schutz von Natur- und Kulturschätzen auch der Forschung und Bildung sowie dem kontrollierten Tourismus. Derzeit gibt es 35 Nationalparks in Russland, die in ihrer Fläche von 7 km² bis 18.900 km² reichen und zusammen 90.000 km² des Staatsgebietes umfassen.
Urwälder von Komi

Klima- und Vegetationszonen

Alle Vegetationszonen auf einen Blick:
 Eisschilde und Gletscher
 Kältewüste
 Flechten- und Moostundra
 Zwergstrauch- und Wiesentundra
 Bergtundra, alpine Matten und Heiden
 Laubholz-Waldtundra und boreale Auen
 Nadelholz-Waldtundra
 Immergrüner borealer Nadelwald
 Sommergrüner borealer Nadelwald
 Gemischte Waldsteppen
 Laub- und Nadelmischwälder
 Gemäßigte Laub- und Auenwälder
 Grassteppen und Salzwiesen
 Strauch- und Trockensteppen
 Winterkalte Halbwüsten
 Winterkalte Wüsten
 Riedsümpfe u. flutende Wasserpflanzen

Große Teile des Landes sind vom Kontinentalklima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern geprägt. Je weiter man in Richtung Osten des Landes reist, desto deutlicher spürt man die prägenden Temperaturen zu den verschiedenen Jahreszeiten, das heißt, der Sommer ist extrem heiß und die Temperaturen in den Wintermonaten mitunter eisig kalt. Kaum ein anderes Land bietet solche Temperaturunterschiede wie Russland. Die südliche Hälfte des Fernen Ostens hat Monsunklima. Die durchschnittlichen Januartemperaturen liegen mit Ausnahme der Schwarzmeerküste überall unter dem Gefrierpunkt. In Ostsibirien sinken sie bis auf −35 bis −60 °C ab, sind aufgrund der meist sehr niedrigen Luftfeuchtigkeit jedoch leichter auszuhalten. Die Sommertemperaturen sind sehr unterschiedlich. Die Durchschnittstemperaturen im hohen Norden liegen bei +1 bis +2 °C, in den Halbsteppen und Steppengebieten des Südens hingegen bei +24 bis +25 °C.

Die Klima-, Vegetations- und Ökozonen verlaufen in Russland weitgehend breitenkreisparallel, so dass eine Nord-Süd-Abfolge entsteht:

Im Nördlichen Eismeer herrscht die lebensfeindliche Kältewüste. Dies betrifft unter anderen den nördlichen Teil der Taimyrhalbinsel und weitere dort befindliche Inseln. Es herrscht ein ausgeprägtes Eisklima, in dem es kaum Pflanzen gibt. In dieser Zone gibt es nur wenige ständige Siedlungen. Die Durchschnittstemperaturen steigen nur für drei Monate knapp über den Gefrierpunkt und in den kältesten Monaten Januar und Februar erreichen sie bis −30 °C. Die jährlichen Niederschlagsmengen in Form von Schnee steigen selten über 250 Millimeter.

Beginnend vom nördlichsten Eurasischen Festland schließt sich ein baumloser und durch Permafrost gekennzeichneter Landschaftsgürtel an, der eine Nord-Süd-Ausdehnung zwischen 200 und 800 Kilometer aufweist und sich etwa bis zum Polarkreis, im Mittelsibirischen Bergland bis 70° nördlicher Breite erstreckt. Die Küstenlandschaft im Norden ist mit Ausnahme der Bucht um das Weiße Meer von der Tundra geprägt. Die Sommer sind dort zu kurz und zu kühl, als dass sich Wald ausbilden könnte. Die Durchschnittstemperaturen liegen nur vier bis fünf Monate im Jahr über dem Gefrierpunkt, wobei die wärmsten Monate in den Randgebieten ein Mittel über 10 °C aufweisen. Daher taut auch der Boden nur an der Oberfläche auf, sodass sich die reichlichen Niederschläge auf dem gefrorenen Unterboden stauen und die Tundra im Sommer in ein Meer von Sümpfen und Mooren mit einer Vegetation aus Flechten, Gräsern und Zwergsträuchern verwandeln. Landwirtschaft ist nicht möglich, nur die indigenen Rentiernomaden finden dort ihr Auskommen. Daher gibt es nur wenige menschliche Siedlungen. Weiter südwärts der Kältesteppe beginnen Fichten zunächst einzeln zu wachsen, um dann zusammen mit Moor-Birken und Espen von Sümpfen durchsetzte Waldtundra zu bilden. An ihrer Südgrenze geht die Waldtundra dann fließend in die Waldzone über.

Taiga bei Krasnojarsk

Diese 1000 bis 2000 Kilometer breite Zone verläuft nördlich entlang der Linie St. Petersburg–Ufa–IrkutskSachalin und bildet die boreale Zone bzw. die Taiga. Die Waldzone durchzieht ganz Nordeurasien. Wegen dieser gewaltigen Ausdehnung gliedert sie sich in mehrere breitenparallele Unterzonen: In den der Fläche nach bei weitem dominierenden Nadelwaldgürtel (eigentliche Taiga) im Norden, in Mittelsibirien weiter in die Sub-Taiga als Übergangszone zur Steppe sowie in einen Mischwaldgürtel, der sich jedoch lediglich im europäischen Russland südlich anschließt. Die Taiga ihrerseits bildet drei breitenparallel hintereinander geschaltete Unterzonen:

  • Westlich des Urals besteht die nördliche Taiga aus niedrigen Fichtenwäldern mit vereinzelten Birken. Nur in Karelien herrscht die Kiefer vor.
  • Die mittlere Taiga bildet dunkle Fichtenwälder mit Einschlüssen von Birken, nach Süden hin zunehmend auch Kiefern, sowie ersten Vorboten von Laubhölzern wie der Winterlinde. Geringe Fruchtbarkeit des Bodens und Artenarmut der Vegetation macht diese Landschaft für eine Landwirtschaft ungeeignet.
  • Die südliche Taiga zeichnet sich durch einen hohen Anteil von Laubhölzern am Unterwuchs aus, bedingt durch ergiebigere Böden. Die Taiga Sibiriens ist durch lichte Wälder, bestehend aus Sibirischen Lärchen, Fichten und Zirbelkiefern gekennzeichnet.

Die Waldzone ist durch kontinentales Klima mit einem starken Temperaturgefälle zwischen heißen Sommern und kalten Wintern geprägt. Die mittlere Jahrestemperatur nimmt vom Westen nach Osten deutlich ab. In Pskow beträgt sie noch 5,1 °C, sinkt aber bis zum Ural auf 2,3 °C ab und erreicht im westsibirischen Tomsk nur noch 0,1 °C. Im ostsibirischen Jakutsk liegt sie dann bei −10 °C. Die niedrigen Jahresmittel sind auf den langen und sehr kalten Winter in Sibirien zurückzuführen. Dagegen entsprechen die durchschnittlichen Sommertemperaturen dem mitteleuropäischen Mittel.

Iwan Schischkins Gemälde Der Roggen zeigt die Waldsteppe in der zentralen Schwarzerde-Region
Blick auf Sotschi am Schwarzen Meer in der subtropischen Hartlaubwaldzone

In den von kühlgemäßigten Klimaten beherrschten Gebieten, die sich der Taiga südlich anschließen, wächst sommergrüner Laub- und Mischwald. Diese Zone verläuft im europäischen Russland innerhalb des Dreiecks St. Petersburg–Odessa–Ufa, in Westsibirien in einem Streifen von Tscheljabinsk bis Krasnojarsk sowie im Amur-Gebiet. Die Mischwaldzone verläuft damit in einem nach Osten hin sich verjüngenden Dreieck von den mittleren Karpaten und von der baltischen Küste bis an den Südural. Die Vegetation besteht primär aus Fichten, Kiefern und Eichen, ehe sie weiter südwärts in reinen Laubwald übergeht. Leithölzer bilden dort die Eiche sowie in der Westukraine Buche und Hainbuche. Kiefern wachsen, wie auch im Mischwaldbereich, vor allem in sandigen Senken wie im Pripjetbecken. Östlich des Urals gibt es aus klimatischen Gründen keinen Mischwald. Stattdessen leiten in Westsibirien Birkenhaine unmittelbar von der Taiga in die Waldsteppe über. Der Mischwald tritt dann wieder im Fernen Osten auf. Die Mischwaldzone bietet für die Landwirtschaft im Allgemeinen akzeptable, die Laubwaldzone gute Existenzbedingungen.

Weiter südlich folgt ein Steppengürtel, der am Unterlauf von Don und Wolga, Nordkaukasus, Kaspische Senke und Tuwa verläuft. Der Steppengürtel untergliedert sich im Norden in die Waldsteppe und im Süden in die eigentliche Steppe. Der Wald löst sich von Norden nach Süden in Inseln auf und verschwindet schließlich fast ganz. Das hängt mit dem nach Südosten abnehmenden Niederschlag bei gleichzeitig wachsender Verdunstungsintensität zusammen. Außer in Flusstälern (als Auwald) oder in Senken mit günstigen Grundwasserverhältnissen reicht das im Lössboden gespeicherte Wasser nicht aus, um den Flüssigkeitsbedarf von Laubhölzern zu decken. Daher bilden in der Waldsteppe Wiesen-, in der eigentlichen Steppe Federgrasformationen die Pflanzendecke. Der Steppengürtel ist aufgrund der fruchtbaren Schwarzerdeschicht ideal für den Getreideanbau.

An der Schwarzmeerküste zwischen Noworossijsk und Sotschi folgt eine Hartlaubwaldzone. An der Schwarzmeerküste herrschen im Durchschnitt um die 20 Grad Celsius. Dieser subtropische Teil Russlands ist geprägt von dichten Wäldern.

Russland beherbergt nach Kanada die größten noch verbliebenen nordischen Wildnisregionen. Nach Global Forest Watch sind rund 26 Prozent der Wälder noch intakte Urwälder. Sie liegen zum allergrößten Teil in Sibirien. Im europäischen Teil haben immerhin noch 9 Prozent der Wälder diesen Status.[11]

Fauna

Ein junger Amurtiger im Schnee. Der Wildbestand beläuft sich heute auf weniger als 500 Tiere.

Das polare Klima an der Nordküste Russlands ist Lebensraum für Polarbären, Robben, Walrosse und Seevögel. In der sich südwärts anschließenden Tundra leben Polarfüchse, Eulen, Schneehasen und Lemminge. Im Sommer wandern große Herden von Rentieren und Wölfen in die Tundra ein. Diese Tiere sind an die lebensunfreundlichen Umstände dieser Zone perfekt angepasst. In den Wäldern von Russland nimmt die Artenvielfalt in der Tierwelt zu. So leben in der Taiga und den borealen Nadelwäldern Russlands Elche, Rentiere, Wölfe, Bären, Zobel, Eichhörnchen, Füchse und der Vielfraß. Weiter südlich haben sich Wildschweine, Nerze und Hirsche ausgebreitet. Vereinzelt gibt es auch Sibirische Tiger. Die Steppenzone Russlands ist der Lebensraum für Hamster, Ziesel sowie für den Iltis und den Steppenfuchs.

Bevölkerung

Die Bevölkerungsdichte Russlands nach Regionen

Die Bevölkerung Russlands ist sehr ungleichmäßig verteilt. 85 Prozent der Einwohner leben im europäischen Teil, der dabei lediglich 23 Prozent des russischen Territoriums umfasst. Dementsprechend leben nur 15 Prozent im flächenmäßig weit größeren asiatischen Teil, der 77 Prozent der Gesamtfläche ausmacht. Die Bevölkerungsdichte variiert von 362 Einwohner/km² in der Hauptstadt und ihrer Umgebung (Gebiet Moskau) und unter 1 Einwohner/km² im Nordosten und im russischen Fernen Osten. Im Schnitt beträgt sie 8,3 Einwohner/km². Da in vielen Fällen ein beträchtlicher Bevölkerungsanteil im jeweiligen Gebietshauptort lebt, liegt die Bevölkerungsdichte im ländlichen Raum auch in den relativ dicht besiedelten zentralrussischen Verwaltungsgebieten selten höher als 40 bis 50 Einwohner/km².

Demografische Entwicklung

Bevölkerungsentwicklung

Russlands Bevölkerungszahl sank von 147,0 Millionen bei der Volkszählung im Januar 1989 bis 2007 auf 142,2 Mio. Seither verlangsamte sich der Bevölkerungsrückgang, so dass die Einwohnerzahl 2010 bei 141,9 Mio. lag.[12] Durch die Ergebnisse der Volkszählung 2010 wurde die Bevölkerungszahl korrigiert. Diese liegt für 2011 bei 142,9 Mio. Der Bevölkerungsrückgang begründet sich in den chaotischen 1990er Jahren, die zur Senkung der Geburtenrate und einem drastischen Anstieg der Sterberate der Männer führten. Die Fertilitätsrate sank zwischen 1988 und 1999 von zwei auf 1,16 Geburten pro Frau. Gleichzeitig verdoppelte sich bei den Männern die Sterblichkeitsrate von 9,4 (1970) auf 18,7 pro 1000 Einwohner (2005). Die Durchschnittslebenserwartung der Männer sank von 63,9 Jahren 1986 auf 57,5 Jahre (1994). Bis 2004 stieg sie wieder leicht auf 58,9 Jahre an; 2011 lag sie bei 64,3 Jahren. Die hohe Sterberate führt zu deutlichen Frauenüberschüssen. Laut Angaben der Volkszählung von 2010 gibt es in Russland 10,7 Millionen mehr Frauen als Männer. Als Hauptursache für diese niedrige Lebenserwartung gilt die relativ hohe Sterblichkeit infolge der ungesunden Lebensweise sowie vermeidbarer Ursachen wie Alkoholvergiftungen, Tabakrauchen, Verkehrsunfälle, Suizid und Mord[13]. Als häufigste Todesursache gelten mit 56,7 Prozent diverse Herzkrankheiten,[14] sehr häufig sind auch Krebserkrankungen. Auch die Zahlen von Todesfällen infolge Drogenkonsums, Tuberkulose und HIV sind seit dem Ende der Sowjetunion merklich gestiegen.

Um den demografischen Problemen zu begegnen, hat die russische Regierung in jüngster Zeit mehrere nationale Programme eingeleitet, die helfen sollen, die Geburtenrate zu steigern. So erhalten seit 2007 Eltern ab ihrem zweiten neugeborenen Kind eine einmalige staatliche Beihilfe (Mutterschaftskapital) in Höhe von aktuell fast 10.000 Euro (2012).[15] Seitdem haben sich die Geburtenzahlen in Russland von 1,48 Mio. (2006) auf 1,9 Mio. (2012) erhöht.[16]

Entwicklung der Geburten- und Sterberate in Russland

Die Bevölkerungsdichte sank zwischen 1989 und 2009 von 8,6 auf 8,3 Einwohner pro Quadratkilometer. Der Anteil der Stadtbevölkerung lag in diesem Zeitraum konstant bei 73 Prozent.[17]

Zur Auswanderung neigen besonders höher Gebildete, teilweise wegen der herrschenden Rechtsunsicherheit.[18] In den letzten Jahren und auch infolge der demografiepolitischen Anstrengungen der Regierung verlangsamte sich dieser Trend jedoch stark.[19] Zugleich ist Russland das zweitwichtigste Einwanderungsland der Welt. Herkunftsregionen sind hierbei vor allem die ärmeren, südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens und des Kaukasus, aber in zunehmender Zahl auch Afrika und Südostasien. Die Mehrheit der Einwanderer stellen bisher jedoch die Nachkommen von Russen, die im Kaiserreich und der Sowjetzeit in anderen Teilrepubliken angesiedelt wurden und nun meist mit ihren Familien gemeinsam nach Russland zurückkehren.

Aufgrund der demografischen Umbrüche in den chaotischen 1990er Jahren wird die Bevölkerung Russlands ähnlich wie in vielen anderen Ländern Europas (u. a. Deutschland) in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich weiter abnehmen. In den letzten Jahren stabilisierte sich die Lage jedoch, die Einwohnerzahl stieg in jüngerer Zeit sogar leicht an und liegt mittlerweile bei etwa 143,5 Millionen.[20] Die Zahl der Geburten und Sterbefälle glich sich bis zum Jahr 2012 schon beinahe wieder aus. Es wird jedoch für die Zeit nach 2015 wieder eine Verschlechterung der demografischen Situation erwartet, da anstelle der geburtenstarken Jahrgänge der Sowjetzeit die geburtenschwachen Jahrgänge der 1990er Jahre ins Elternalter kommen werden.

Entwicklung der Geburten- und Sterbezahlen in Russland
Jahr 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Lebendgeburten pro Jahr 1.214.689 1.266.800 1.311.604 1.396.967 1.477.301 1.502.477 1.457.376 1.479.637 1.610.122 1.713.947 1.761.687 1.788.948 1.796.629 1.902.084 1.895.800
Todesfälle pro Jahr 2.144.316 2.225.332 2.254.856 2.332.272 2.365.826 2.295.402 2.303.935 2.166.703 2.080.445 2.075.954 2.010.543 2.028.516 1.925.720 1.906.335 1.871.800
Quelle: Rosstat[21]

Städte

Moskau, die Hauptstadt Russlands und größte Stadt Europas
Das Zentrum von Sankt-Petersburg

Schon in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends nach Christus war das ostslawische Gebiet offenbar von vielen städteähnlichen Siedlungen gekennzeichnet, weshalb die skandinavischen Waräger es Gardarike („Reich der Städte“) nannten. Zu den ältesten erhaltenen Städten auf dem Gebiet der Russischen Föderation zählen Nowgorod, Smolensk, Pskow, Rostow, Murom und Beloosero, die alle noch im ersten Jahrtausend nach Christus gegründet wurden. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden weitere Städte im Zentrum Russlands von slawischen Siedlern gegründet. In dieser Zeit entstanden Moskau, Jaroslawl, Twer, Wladimir, Wologda, Kirow, Tula, Kursk, Kostroma, Rjasan und etwas später Nischni Nowgorod. Aufgrund der Landesgröße war eine Vielzahl großer Städte als Stützpunkte notwendig. Mit der Eroberung Kasans und Astrachans zur Mitte des 16. Jahrhunderts folgte durch die Russische Kolonisation die Gründung weiterer Städte im Osten, Südosten und Süden. Zahlreiche Städte wurden zunächst als Grenzfestungen gegründet. Im Süden waren dies Stützpunkte der Verhaulinie gegen die Krimtataren, wie Orjol (1566) und das heutige Woronesch (1586). Weiter östlich, an der Wolga entstanden in dieser Zeit weitere Städte wie Samara (1586), Zarizyn (1589) und Saratow (1590). In Sibirien entstanden nach dessen Eroberung zahlreiche Kosakenforts, sogenannte Ostrogs. Aus ihnen wuchsen später Städte wie Tobolsk, Irkutsk, Bratsk, Tomsk und Jakutsk heran. Städte im Ural- und Altai-Gebirge wie Perm (1723), Jekaterinburg (1723) oder Barnaul (1730) entstanden in der Epoche Peters des Großen im Zusammenhang mit den dort vorhandenen Erzen und kostbaren Mineralen. Mit dem Niedergang der Krimtataren und dem weiteren Vorstoßen Russlands in den Kaukasus entstanden im 18. Jahrhundert neue Festungen und Städte. 1784 wurden Stawropol und Wladikawkas gegründet, 1793 Krasnodar, 1805 Nowotscherkassk, 1818 Grosny, 1844 Port Petrowsk.

Die Innenstadt von Jekaterinburg
Stadtzentrum und das „Goldene Horn“ ( Solotoi Rog), die Hafenbucht von Wladiwostok an der Pazifikküste

Trotz der Gründungen behielten große Teilräume ihren ländlichen Charakter. Der Bauer gehörte einem Mir (Bauerngemeinde) an. Städte stellten außerhalb der Agglomerationen isolierte Erscheinungen dar und bildeten ein nur weitmaschiges Netz. Bis 1712 fungierte Moskau als Hauptstadt und wurde dann nach dem Willen Peters I. vom 1703 neugegründeten Sankt Petersburg abgelöst, um 1918 wieder offiziell den Status der Hauptstadt anzunehmen. Im 19. Jahrhundert war sogar häufig von den beiden Hauptstädten die Rede. Die Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts brachte in allen Landesteilen einen bedeutenden Impuls für die nachfolgende Urbanisierung. Sie führte zur Entstehung zahlreicher neuer Städte und zum raschen Wachstum alter Städte. Viele russische Städte entstanden als Folge einer administrativen Umstrukturierung mehrerer benachbarter Dorfsiedlungen zu einer Stadtsiedlung. Neugründungen von Städten und Stadterhebungen sind bis heute ein Charakteristikum der russischen Urbanisierung.

Mehr als die Hälfte aller russischen Städte sind erst in den letzten 90 Jahren, besonders in den 1960ern gegründet worden. Deshalb gibt es unter den 160 russischen Großstädten, in denen die Hälfte der russischen Bevölkerung lebt, viele neue Städte (etwa ein Viertel). Die russischen Großstädte sind in erster Linie Industrie- und Verwaltungszentren, besitzen aber auch andere hochrangige Funktionen. Beispiele neuer Großstädte sind Magnitogorsk, Nowokusnezk oder Bratsk, zu den gewachsenen zählen unter anderem Samara und Tambow.

Zu Zeiten der Sowjetunion wurde die städtische Entwicklung zentral geplant und gesteuert. Es herrschte der Typus der Sozialistischen Stadt vor. Dazu zählt beispielsweise die Herausbildung neuer Stadttypen, etwa der Hauptstädte kleiner nationaler Republiken (u. a. Tscheboksary, Naltschik) oder der Wissenschaftsstädte (z. B. Dubna). Die in der Sowjetzeit betriebene massive Verstädterungspolitik führte dazu, dass heute 73 Prozent der Bevölkerung in städtischen Siedlungen leben. Aus den politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen in Russland der 1990er Jahre gingen die Städte als eigenständige und selbstverantwortliche kommunale Einheiten hervor. Dazu erhielten sie lokale und regionale Steuerungsinstanzen. Mit den neuen Staatsgrenzen brachen aber auch stark arbeitsteilig organisierte, spezialisierte Produktions- und Distributionsabläufe zusammen. Viele Städte waren plötzlich von den bisherigen Netzwerken abgeschnitten. Ehemals zentral gelegene Städte stellten plötzlich Grenzstädte dar und waren geopolitisch peripher gelegen. Dadurch veränderten sich grundlegend die funktionale Struktur und die wirtschaftliche Entwicklungsbasis der russischen Städte und führte zu Verschiebungen im Städtesystem Russlands, mit Auf- und Absteigern. Zu den Gewinnern der Transformation gehören bisher vor allem die Metropolen, allen voran Moskau. Weil Kapital zur Gewinnung und zum Transport von Rohstoffen unter extremen Bedingungen fehlte, gerieten viele Bergbaustädte des Nordens in eine Überlebenskrise.

Die zehn größten Städte Russlands (ehemalige Namen aus sowjetischer Zeit in Klammern):

  1. MoskauZentralrussland (11,50 Mio. Einwohner)
  2. Sankt Petersburg (Leningrad)Nordwestrussland (4,87 Mio. Einwohner)
  3. NowosibirskSibirien (1,47 Mio. Einwohner)
  4. Jekaterinburg (Swerdlowsk)Ural (1,35 Mio. Einwohner)
  5. Nischni Nowgorod (Gorki)Wolga (1,25 Mio. Einwohner)
  6. Samara (Kuibyschew)Wolga (1,16 Mio. Einwohner)
  7. OmskSibirien (1,15 Mio. Einwohner)
  8. KasanWolga (1,14 Mio. Einwohner)
  9. TscheljabinskUral (1,13 Mio. Einwohner)
  10. Rostow am DonSüdrussland (1,09 Mio. Einwohner)

Für weitere Städte siehe Liste der Städte in Russland.

Völker und Sprachen

Russische Kinder in Nordrussland, 1909

Streng genommen würde Rossijskaja Federazija wörtlich übersetzt „Russländische Föderation“ (von Rossija „Russland“) und nicht „Russische Föderation“ heißen. Man hat bewusst nicht Russkaja Federazija („Russische Föderation“) als Staatsbezeichnung gewählt, um auch die nichtrussischen Nationalitäten mit einzubeziehen. Ist von dem russischen Volk oder der russischsprachigen Kultur die Rede, spricht man daher im Russischen von russkij (russisch). Ist dagegen von Russland als Staat die Rede, verwendet man das Adjektiv rossijskij (russländisch). Trotzdem wird im Deutschen in beiden Fällen zumeist das Adjektiv „russisch“ verwendet. Der Gebrauch des Wortes „russländisch“ beschränkt sich weitgehend auf Fachpublikationen. Auch die amtliche Übersetzung der Staatsverfassung verwendet diese Variante.

Die Russische Föderation begreift sich auch heute noch als Vielvölkerstaat. Die größte Gruppe sind die Russen, die mit 79,8 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung stellen, doch leben nahezu 100 weitere Völker auf dem Gebiet des Landes. Trotz der Heterogenität ist die russische Bevölkerung in allen städtischen und industriell geprägten Räumen landesweit dominant und die Titularnationen bilden auch in ihren „eigenen“ Territorien häufig die Minderheit.[22] So zählen nur 23 Völker bzw. Titularnationen mehr als 400.000 Personen. Der Grad der ethnischen Identifikation variiert.

Größere Minderheiten sind die Tataren (4,0 Prozent), die Ukrainer (2,2 Prozent), die Armenier (1,9 Prozent), die Tschuwaschen (1,5 Prozent), die Baschkiren (1,4 Prozent), die Deutschen (0,8 Prozent) und andere. Zu den kleineren Minderheiten zählen beispielsweise die Mescheten und verschiedene Minderheiten jüdischen Glaubens. Die nichtrussischen Minderheiten sprechen überwiegend Sprachen aus dem Kreis der Turksprachen, kaukasische Sprachen, uralische Sprachen (samojedische Sprachen), altaische oder paläosibirische Sprachen. Für viele nichtrussische Völker wurden Republiken mit weitgehender Autonomie errichtet. Während manche Minderheiten, wie etwa Armenier, Koreaner und Deutsche, auf die verschiedensten Regionen Russlands verteilt sind, gibt es auch auf europäischem Boden, also zwischen dem traditionellen russischen Siedlungsgebiet und dem Ural, mehrere indigene Völker. Groß ist die Zahl der Nationalitäten im Kaukasusgebiet, das erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts zu Russland kam.

Russisch ist die einzige überall geltende Amtssprache, parallel dazu wird in den einzelnen autonomen Republiken jedoch häufig die jeweilige Volkssprache als zweite Amtssprache verwendet. Die Verwendung dieser Sprachen wird im Unterricht, in den Massenmedien und in der Kulturpolitik gefördert. Die Regierungen und Parlamente der Republiken betrachten dies als unabdingbare Voraussetzung, um ein Aussterben von Volksgruppen zu verhindern. Allerdings nimmt die Beherrschung der indigenen Muttersprache unter den betroffenen Volksgruppen ab.

Das kyrillische Alphabet ist die mit der Ausnahme Tatarstans einzige offizielle Schrift, und es besteht die Richtlinie, dass alle jeweiligen Sprachen kyrillisch zu schreiben sind. Tatarisch wurde als einzige Ausnahme ab 2001 gegen den Widerstand der in Tatarstan ansässigen russischsprachigen Bevölkerung ausschließlich in lateinischer Schrift geschrieben. Diese Praxis verbot das russische Verfassungsgericht jedoch im November 2004 mit der Begründung, dass für die Einigkeit Russlands eine einheitliche Schrift notwendig sei.[23]

Anmerkung:

1 Die unter „Nationalität“ genannten Zahlen stehen für die Identifikation, also wie viele Bürger Russlands und seiner autonomen Gliederungen sich bei der Volkszählung von 2002[24] zu der jeweiligen Nationalität bekannt haben. In der amtlichen Statistik sind bei den Mordwinen und Osseten jeweils zwei, bei den Komi eine Splittergruppe getrennt aufgeführt, die aber mehrheitlich in derselben Teilrepublik wohnen.

Religionen

Nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem damit verbundenen Verschwinden der atheistischen Staatsideologie des Marxismus-Leninismus fand eine Rückbesinnung auf religiöse Werte statt. Die in Russland am weitesten verbreiteten Religionen sind das Christentum – vor allem der russisch-orthodoxe Glaube – sowie der Islam (→ Islam in Russland). Vertreten sind darüber hinaus zahlreiche andere Konfessionen wie der römisch-katholische Glauben, der Protestantismus, das Judentum, der Buddhismus sowie traditionelle Glaubensrichtungen einiger Volksgruppen. Etwa ein Drittel der Bevölkerung bezeichnet sich als Atheisten oder Konfessionslose.[25]

Orthodoxe
  
40–75 %
Religionslose und Atheisten 
  
25–35 %
Agnostiker 
  
20–25 %
Muslime
  
7–15 %
Andere Christen
  
2 %
Buddhisten 
  
0,7 %
Juden 
  
0,35 %

Was die Zugehörigkeit zu einzelnen Religionsgruppen angeht, gibt es keine zuverlässigen Zahlen, da die Mitglieder von Kirchen und Gemeinden in Russland nicht registriert werden und keine Kirchensteuer erhoben wird. Umfragen weichen oft erheblich voneinander ab. So hat die Stiftung für öffentliche Meinung (FOM) 2012 nur noch 41 Prozent Orthodoxe festgestellt, gegenüber 13 Prozent Atheisten und nur 6,5 Prozent Muslimen. Weitere 25 Prozent aber bezeichneten sich als Agnostiker bzw. gaben an, an eine höhere gottähnliche Macht zu glauben.[26] Das Gesamtrussische Zentrum für Meinungsforschung (VCIOM) ging hingegen 2010 von 75 Prozent Orthodoxen und nur 8 Prozent Atheisten aus, seine Zahlen werden auch von der Russischen Botschaft in Deutschland zitiert.[27]

Abweichend von den genannten Umfragen wird der Anteil der Orthodoxen meist zwischen 51[28][29] und 72[30][31][32] Prozent angegeben, die der anderen Christen mit zusammen kaum 2 Prozent, die der Buddhisten mit knapp 1 Prozent und die der Juden mit etwa 0,35 Prozent.[33] Der Fischer Weltalmanach und der Religious Freedom Report des US-Außenministeriums geben 14 Prozent Muslime an.[32][34]

Das CIA World Factbook ging 2006 von folgenden groben Schätzungen für praktizierende Gläubige aus, also von solchen, die ihren Glauben aktiv ausüben: 15 bis 20 Prozent Russisch-Orthodoxe, 10 bis 15 Prozent Muslime, 2 Prozent andere christliche Konfessionen.[35]

Russisch-Orthodoxe Kirche

Hauptartikel: Russisch-Orthodoxe Kirche
In den oft prächtig ausgestatteten orthodoxen Kirchen finden meist täglich Gottesdienste statt. Die Liturgie hat bei einer orthodoxen Messe eine wesentlich größere Bedeutung als etwa in einem protestantischen Gottesdienst.

Der russisch-orthodoxe Glaube reicht beinahe so weit zurück wie die Geschichte des Russischen Staatstums selbst. Bereits im 10. Jahrhundert wurde die ansässige Bevölkerung der Ostslawen zum griechisch-orthodoxen Glauben bekehrt. Die engen Kontakte zu dieser Glaubensrichtung resultierten aus dem hauptsächlich auf Konstantinopel ausgerichteten Handel und den damit engen Kontakten mit Byzanz. Die Fürstin Olga (893–924) ließ sich als erste Herrscherin aus der rurikidischen Dynastie taufen, konnte den christlichen Glauben im Reich aber nicht durchsetzten. Seit dem gescheiterten russischen Angriff auf Konstantinopel waren ab 911 verstärkt orthodoxe Missionare ins Land gekommen, angeblich sollen bereits Waräger und Russen des ersten gescheiterten Angriffs auf Konstantinopel (860) getauft zurückgekehrt sein. Erst unter Olgas Enkel, Wladimir dem Heiligen, wurde das Christentum 988/989 zur Staatsreligion erhoben und die Kiewer Bevölkerung in Massentaufen bekehrt. In 35 Jahren, bis 1015, war das gesamte, bis dahin heidnische Russland christianisiert. Die Annahme des byzantinischen Christentums verschloss Russland zugleich eine kulturelle Beziehung zum römischen Christentum, denn Byzanz betrieb zu dieser Zeit seine Kirchenpolitik im bewussten Gegensatz zu Rom und vermittelte den Ostslawen bei ihrer Bekehrung antirömische Tendenzen.[36] Die Kirche Kiews wurde als Teilkirche des Patriarchates von Konstantinopel zunächst von Exarchen verwaltet, was keine Auswirkungen auf die politische Selbständigkeit der Kiewer Großfürsten hatte. Die Orthodoxe Kirche und ihre Werte bildete zukünftig eine tragende gesellschaftliche Säule des russischen Reiches.

Nach der Vernichtung der Kiewer Rus durch die Mongolen übersiedelte der Kiewer Metropolit im 14. Jahrhundert zunächst nach Wladimir, dann 1328 nach Moskau. Im 15. Jahrhundert löste sich die Russisch-Orthodoxe Kirche endgültig vom griechisch-orthodoxen Patriarchat in Konstantinopel, nachdem sich dieses infolge des politischen Niedergangs von Byzanz zu Zugeständnissen an den Papst bereit erklärte. Die Konzeption von Moskau als Drittem Rom, das als einziges den „wahren christlichen Glauben“ aufrecht erhalte, war geboren. 1589 wurde ein eigenes Patriarchat gegründet. Peter I. hob dieses auf und setzte 1721 stattdessen den Heiligen Synod an die Spitze der Kirche, erst 1917 stellten die Sowjets das Patriarchat wieder her.

Im Russland vor 1917 gab es strenge Vorschriften für die Anhänger der Russisch-Orthodoxen Kirche. Sie durften beispielsweise nicht zu einer anderen Konfession, auch wenn sie christlich war, übertreten und durften keine „Nichtchristen“ heiraten. Dieser Kirche war es als einziger Religion erlaubt, zu missionieren. Erst mit der Revolution von 1905 wurden die Gesetze gelockert. Nach der Herrschaftsübernahme der Kommunisten wurden hauptsächlich Mitglieder dieser Kirche unterdrückt, da sie als Symbol der Autokratie galt. Zwischen 1918 und 1939 wurden ca. 40.000 orthodoxe Geistliche hingerichtet. Während es 1917 noch 77.800 Gemeinden gab, wurden 1941 nur noch etwa 3100 gezählt.

Heute erlebt die Russisch-Orthodoxe Kirche eine Wiederbelebung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Viele Klöster wurden gegründet oder wiedererrichtet. Die Kirche zählt gegenwärtig etwa 100 Millionen Mitglieder, von denen jedoch nur fünf bis zehn Prozent regelmäßige Gottesdienstbesucher sind. Religionsunterricht an Schulen wurde 2006 wieder eingeführt. Die Russisch-Orthodoxe Kirche sieht sich als Vertreter der Interessen des Volkes ohne im Gegensatz zur Regierung zu stehen. Der Staat selbst hingegen sieht die Kirche als Garant für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die Mehrheit der Bevölkerung vertraut der Kirche und sieht in ihr eine Institution, die Werte vermittelt und den inneren Zusammenhalt in der Gesellschaft stärkt.[37]

Eine Kreuzprozession der Altgläubigen-Gemeinde in der Oblast Moskau

Daneben haben sich im Verlauf der Geschichte Abspaltungen vom orthodoxen Glauben vollzogen. Die älteste Abspaltung sind die Altorthodoxen oder Altgläubigen. Weitere aus der Orthodoxie hervorgegangene Glaubensrichtungen sind die Molokanen. Aus ihnen gingen wiederum die Duchoborzen hervor. Beide Religionsgemeinschaften lehnen Reichtum ab, versuchen ein Leben in Bescheidenheit zu führen und suchen nach einer wahrhaft biblischen Gemeinschaft. Von einigen Leibeigenen wurde die Gemeinschaft der Subbotniki gegründet. Diese berufen sich in erster Linie auf das Alte Testament. Viele dieser Sekten oder Gruppierungen waren im Zarenreich willkürlichen Verfolgungen ausgesetzt.

Andere christliche Konfessionen

In Russland gibt es neben der russisch-orthodoxen Ausrichtung weitere christliche Konfessionen:

  • Die Römisch-katholische Kirche in Russland war durch die byzantinischen Einflüsse unbeliebt. So dauerte es bis 1705, bis Peter I. erstmals den Bau einer römisch-katholischen Kirche erlaubte. Die Katholiken waren sehr strengen staatlichen Kontrollen unterstellt. Kümmerten sich die Bolschewiki in erster Linie nach der Oktoberrevolution um die Kontrolle der orthodoxen Kirche, wurden die Katholiken später wieder stärker beobachtet. Bis 1930 waren alle Strukturen der Kirche aufgelöst. Nach 1945 gab es im russischen Teil der Sowjetunion nur 20 Gemeinden, denen es allerdings untersagt war, Verbindungen untereinander aufzubauen. Heute existieren ungefähr 200 katholische Gemeinden mit etwa 400.000–800.000 Mitgliedern in Russland. Die Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis (Moskau) wurde restauriert und wieder ihrer Bestimmung zugeführt. Seit 2010 gibt es wieder einen Apostolischen Nuntius in Moskau.
  • Die evangelische Kirche in Russland war früher fast nur unter den Russlanddeutschen und in ihren Kolonien verbreitet. Erst nach der Revolution von 1905 wurden auch für Russen und Ukrainer andere Konfessionen legalisiert. Jedoch gab es auch durch die russlanddeutschen Adventisten und Baptisten erfolgreiche Missionierungsversuche unter der einheimischen Bevölkerung vor der Lockerung der Religionsgesetze. Der Protestantismus erlebte in den 1920er Jahren trotz des Atheismus der Regierung der Sowjetunion eine Blütezeit (insbesondere die Baptisten, Siebenten-Tags-Adventisten und die Pfingstler). Jedoch wurden die Baptisten, Evangeliumschristen und die Pfingstler zu zentralistischen Ordnungen gezwungen, um sie besser kontrollieren zu können. Mit den Siebenten-Tags-Adventisten und den Mennoniten geschah dasselbe im Jahr 1963. In der Zeit des Stalinismus wurden viele evangelische Christen aller Strömungen hingerichtet und verfolgt.
  • Wie den meisten Konfessionen war es auch der Neuapostolischen Kirche (NAK) unmöglich vor dem Fall der Berliner Mauer (1989) und des eisernen Vorhangs in Russland zu missionieren. Seitdem wächst die Zahl der neuapostolischen Christen in Russland stetig. Während es um die Jahrtausendwende 23.500 waren, zählt die Neuapostolische Kirche heute beinahe 40.000 Gläubige. Auch ist sie seit Beginn der 1990er Jahre staatlich anerkannt.[38][39]
  • Derzeit gibt es etwa 150.000 aktive Zeugen Jehovas in Russland. Erste Aktivitäten der Gemeinschaft sind für das späte 19. Jahrhundert nachgewiesen. In der Sowjetunion, insbesondere der Stalinzeit, wurde die Glaubensgemeinschaft verfolgt. Vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bis 1965 wurden viele Zeugen Jehovas inhaftiert und nach Sibirien deportiert. Danach entspannte sich die Situation für die Gläubigen. Im März 1991 erfolgte die gesetzliche Anerkennung.

Islam, Judentum, Buddhismus und Schamanismus

Verbreitung des Islam in Russland

Der Islam in Russland ist im Nordkaukasus schon seit dem 7. Jahrhundert verbreitet und damit auf dem heutigen russischen Staatsgebiet älter als die erste russische Staatsgründung und die Christianisierung des Landes. Im Jahr 922 traten auch die Wolgabulgaren zum Islam über und gaben ihn im 13. Jahrhundert an die Tataren weiter. Die einheimischen Völker des Kaukasus und die Turkvölker sind zumeist sunnitische Gläubige. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts waren im Russischen Reich 11,1 Prozent der Gesamtbevölkerung muslimischer Herkunft. Im heutigen Russland ist der Anteil der Muslime mit rund 14 Prozent etwa ebenso groß wie er einst in der Sowjetunion war. Seit 1990 existiert in Russland eine islamische Partei, die sich „Wiedergeburt“ nennt. Sie gibt es auch in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Seitdem sind zahlreiche weitere Organisationen und Abspaltungen entstanden. Zentren des Islam in Russland sind heute neben Kasan und Moskau auch Ufa und Dagestan.

Die Geschichte der Juden in Russland lässt sich seit dem 4. Jahrhundert nachweisen, als Juden aus Armenien und von der Krim sich auch in Tmutarakan niederließen. Im späten 8. oder frühen 9. Jahrhundert konvertierte ein Großteil der Chasaren zum Judentum. Nach der Vernichtung des Chasaren-Reiches durch Swjatoslaw I. (969) beschränkte sich das Judentum im Wesentlichen auf Kiew, die Krim und den Kaukasus. Im Großfürstentum Moskau wurden Juden 1471 das erste Mal erwähnt. Bis zur Zeit Iwan des Schrecklichen (1533–84) wurden Juden bis auf einige gegen sie gerichtete Gesetze toleriert. Ab 1721 wurden sie aus dem Russischen Kaiserreich ausgewiesen, bis dies durch die Eingliederung der östlichen Teile Polens (1793 und 1795) unmöglich wurde. Die Juden mussten jedoch weiterhin innerhalb des Ansiedlungsrayons leben, die sich auf dem heutigen Gebiet der Ukraine, Weißrusslands und des Baltikums befand.

Im 19. Jahrhundert unterstützten Beamte antisemitische Strömungen in der Bevölkerung. So kam es im südlichen Russland 1881 zu vielen Pogromen, nachdem den Juden fälschlich der Anschlag auf Alexander II. unterstellt wurde. Die Gesetzgebung vertrieb die Juden selbst im Ansiedlungsrayon aus den ländlichen Gebieten; mit Quoten begrenzte man die Anzahl der Juden, die zu höherer Bildung zugelassen wurden, auf drei bis zehn Prozent. Zwischen 1880 und 1920 flohen mehr als zwei Millionen Juden aus Russland, besonders nach Amerika. 1903 brachen neue Pogrome aus, die sich in der Russischen Revolution nochmals verstärkten und zu zwischen 70.000 und 250.000 Opfern in der jüdischen Zivilbevölkerung führten. Während des Stalinismus wurde die Jüdische Autonome Oblast in Russisch-Fernost gegründet, wo sich allerdings nur wenige Juden ansiedelten, da dort bis in die 1920er Jahre kein Jude gelebt hatte. Im Vergleich zu den Jahrzehnten davor, gibt es heute nur noch wenige Juden, da viele von ihnen nach Deutschland oder nach Amerika, die meisten aber nach Israel ausgewandert sind. Heute gibt es in Russland 87 Synagogen, die meisten davon in Sankt Petersburg und in Moskau, darunter die Moskauer Gedenksynagoge. Fast alle in Russland lebenden Juden sind Aschkenasim, aber es gibt auch noch einige wenige Bergjuden und Bucharische Juden.

Buddhismus in Russland

In Russland ist auch die tibetische Form des Buddhismus verbreitet, wobei er sich ursprünglich auf die asiatischen Völker (Kalmücken, Tuwiner) beschränkte. Ebenso wie Geistliche und Anhänger praktisch aller anderen Religionen wurden in der Sowjetunion während der kommunistischen Herrschaft auch buddhistische Mönche verfolgt und unterdrückt. Seit der politischen Wende in Russland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion verzeichnen die buddhistischen Gemeinschaften hingegen wieder Mitgliederzuwachs unter den Angehörigen der traditionell buddhistischen Völker, aber auch seitens der Russen und anderen Nationalitäten.

Der Schamanismus ist unter der indigenen Bevölkerung in Sibirien wieder weit verbreitet. In vielen Gebieten und autonomen Republiken werden die schamanistischen Feiertage von vielen Menschen begangen. Zwar sind heute die meisten Bewohner Sibiriens Christen, dennoch sehen sie es nicht als Widerspruch die Rituale ihrer Vorfahren zu praktizieren.

Gesellschaft und Mentalität

„Verstehen kann man Russland nicht, und auch nicht messen mit Verstand. Es hat sein eigenes Gesicht. Nur glauben kann man an das Land.“
Bekannt gewordenes Bonmot von 1866 von Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew, das den Nationalcharakter des russischen Volkes beschreibt.

Russland ist ein Vielvölkerstaat, in dem sich viele unterschiedliche Mentalitäten treffen. Durch die Verschmelzung dieser Völker und Konfessionen und die Einflüsse sowohl westlicher wie östlicher Prägungen entwickelten sich aber markante Eigenarten bzw. Stereotype, die in den Begriff der russischen Seele mündeten. Dieser Begriff hat bis heute eine sehr breite Rezeption erhalten; im westlichen Ausland diente der Begriff Russophilen und Kritikern der westlichen Lebensweise als Projektion zu der als gefühlskalt empfundenen eigenen Zivilisation.[40] Die „russische Seele“ wird als ein Zustand der permanenten Bipolarität, also ein Hang zu extremen Gegensätzen beschrieben, der sich durch die Aufnahme von extremen Gegensätzen in die russische Volkskultur ergeben hat. Diese Extreme äußern sich z. B. in dem Streben nach dem absolut Äußersten, mit der Bereitschaft, sich entweder nach der einen oder plötzlich und ganz spontan in die entgegengesetzte Richtung zu wenden.[41] Weitere Eigenschaften und Stereotype, die dem Begriff der Russischen Seele zugeordnet werden, sind eine ausgeprägte Schicksalsergebenheit, der Hang zur Geduld, die Neigung zum Aberglauben, die Fähigkeit und die Bereitschaft Leid zu ertragen, oder auch eine sehr starke Heimatverbundenheit. Dazu kommt die bereits erwähnte Alles-oder-nichts-Mentalität, die keinen Kompromiss oder goldene Mitte kennt. Eine weitere bekannte Eigenschaft ist es Gefühle, positive wie negative, offen und direkt zu zeigen, was Ausländer oft irritiert. Insgesamt spielen für viele Russen Gefühle eine größere Rolle als Rationalität, was bisweilen als Gegensatz zu eher individualistischen, rational handelnden und denkenden Westlern aufgefasst werden kann. Bestandteil des Begriffs der russischen Seele ist weiterhin ein starkes Solidaritäts- und Gemeinschaftsgefühl.

Die russische Gesellschaft ist traditionell kollektivistisch geprägt, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe sehr wichtig. Dieses Wertesystem stammt nicht erst aus den Zeiten des Kommunismus, sondern reicht weiter zurück in die Lebensweise der bäuerlichen Dorfgemeinschaft, dem Mir. Da auch Grund und Boden lange Zeit Gemeingut waren, hat sich bei den Russen verinnerlicht, dass die Interessen des Einzelnen vor den Interessen der Gruppe zurückzustehen haben. Man definiert sich über die Gemeinschaft und achtet auf die Stimmigkeit von eigenem Verhalten und eigener Meinungsäußerung mit denen des Kollektivs.

Die Familie ist für viele Russen eine wichtige Bezugsgruppe, besonders auf dem Land lebt man in jeder Beziehung eng zusammen. Dort wohnen oft mehrere Generationen in einer Wohnung oder in einem Haus. Die traditionelle Familie unterstützt sich finanziell und hilft einander bei der Kinderbetreuung und Seniorenpflege. Die Kollektivorientierung zeigt sich bisweilen auch heute noch im Berufsalltag. Das Kollegium wird als Gemeinschaft erlebt und es ist sehr wichtig, diese Gruppenorientierung zu stärken. Ein mit dieser Einstellung oft einhergehender Aspekt ist die Vetternwirtschaft (Nepotismus), die bei der Stellen- oder Auftragsvergabe häufig vorkommt.

In den letzten zwanzig Jahren hat sich die gesellschaftliche Orientierung aber in Folge des wirtschaftlichen Umbruchs und der damit einhergehenden Reisefreiheit besonders in den bildungsnahen Schichten der großstädtischen Bevölkerung radikal von kollektivistischen zu individualistischen Einstellungen hin verändert, was inzwischen ein massives innergesellschaftliches Spannungsverhältnis zur Folge hat und zu einem zentralen Thema in zeitgenössischer Literatur und Filmschaffen geworden ist.

Geschichte

Russland erreichte im 19. Jahrhundert seine größte territoriale Ausdehnung.

Russlands Geschichte erlebte seit ihrem Beginn im 9. Jahrhundert vielfältige Brüche. So ist die russische Geschichte eine Eigenentwicklung, die sich von der Entwicklung seiner Nachbarn in Europa deutlich unterscheidet. Ursächlich dafür ist ein ständiges In- und Gegeneinanderspiel typisch russischer Merkmale aus sozialen Begebenheiten und geographischen Einflüssen, die seine Geschichte auf weiten Strecken begleiteten. So gab die erdräumliche Lage Russland eine Brückenstellung zwischen Europa und Asien, die je nach Kräftelage die Aggression fremder Mächte (größere Einfälle u. a. 1240, 1242, 1609, 1709, 1812, 1917, 1941) oder die eigene Expansion begünstigte. Dazu trug das Fehlen von natürlichen Grenzen bei, was Russland im Wechselspiel mit der Erfahrung fremder Einfälle dazu veranlasste, die Grenzen so weit auszudehnen, bis natürliche Grenzen einen wirksamen Schutz bilden konnten (vgl. Russische Kolonisation).[42] Dieses starke, aus historischen Einfällen resultierende Sicherheitsbedürfnis Russlands setzt sich bis heute fort.

Die Spannung zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und der Bewältigung bzw. Nichtbewältigung durch die jeweils herrschenden Gruppen gehört ebenso zu den Konstanten der russischen Geschichte. Beispielhaft zu nennen sind die Nichtbewältigung der sozialen Unruhen im Zuge des Industriezeitalters mit ihren Höhepunkten in der Revolution 1905, der Februar- und der Oktoberrevolution 1917 oder die Bewältigung der wirtschaftlichen Umbrüche im Zuge der Übernahme der Marktwirtschaft der 1990er Jahre.

Die aus der byzantinischen Orthodoxie übernommenen Denkweisen führten zu Spannungen mit modernistischen Tendenzen und begründeten das markante Spannungsverhältnis zwischen Beharrung und Fortschritt, das sich z. B. bei der Kirchenspaltung 1666/1667 oder den Petrinischen Reformen 1700–1720 deutlich zeigte. Aufgrund der fehlenden römischen Rechtstradition fehlte lange Zeit ein Widerstandsrecht gegen herrscherliche Übergriffe, so dass die Beziehung zwischen Staatsgewalt und der wirtschaftlichen und politischen Freiheit des Einzelnen belastet blieb. Dies zeigte sich besonders im 19. Jahrhundert, als liberale Ideen in Russland vermehrt Anhänger fanden und sich in mehreren Attentaten gegen den russischen Selbstherrscher äußerten (z. B. Dekabristenaufstand).

Die bis zum Ende der Sowjetunion ausgeprägte Verbindung von genossenschaftlichen mit herrschaftlichen Elementen liegt ursprünglich in der orthodoxen Kirche begründet, wo die Gemeinschaft der Gläubigen eine viel größere Rolle spielte als das Gott gegenüber verantwortliche Individuum. An diese Vorstellungen des Kollektivs knüpften im 19. und 20. Jahrhundert Marxisten und Sozialisten an und setzte diese in der Sowjetunion fort. Der Ausgleich zwischen zentralistischer und dezentraler Herrschaft war in der Geschichte Russlands ein konstantes Problem. Insbesondere in Übergangszeiten (z. B. zwischen 1240 und 1480, nach 1917 und nach 1994) nahmen zentrifugale Strömungen an den Rändern des Landes zu.

Altrussland, Mongolensturm und Aufstieg Moskaus

Dmitri Donskoi und der in der Schlacht auf dem Schnepfenfeld besiegte Emir der Goldenen Horde Mamai – Szene des Nationaldenkmals Tausend Jahre Russland (1862)

Der alte ostslawische Name für das Gebiet des von Slawen bewohnten Teils des europäischen Russlands, Weißrusslands und der Ukraine war Rus (siehe Kiewer Rus), auf Griechisch Rossia. Auf diese Form geht der heutige russische Landesname Rossija zurück. Die früheste Geschichte des europäischen Russlands (zur Geschichte des asiatischen Teils siehe Geschichte Sibiriens) ist im Norden geprägt von finno-ugrischen Völkern und Balten, im Süden von den indogermanischen Steppenvölkern des Kurganvolks, der Kimmerer, Skythen, Sarmaten und Alanen; später kamen hier noch Griechen, Goten, Hunnen und Awaren hinzu. In die Mitte, zwischen Dnepr und Bug, kamen die slawischen Völker, die sich ab dem 6. Jahrhundert auch nach Norden und Osten auszudehnen begannen.

Ab dem 8. Jahrhundert befuhren skandinavische Wikinger die osteuropäischen Flüsse und vermischten sich später mit der slawischen Mehrheitsbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der Kiewer Rus mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im südlichen Steppengebiet und an der Wolga waren hingegen Reiche der aus Asien eingeströmten Turkvölker der Chasaren und Wolgabulgaren entstanden, mit denen die Rus Handel trieben, aber auch Kriege führten. Intensive Kontakte mit dem Byzantinischen Reich führten schließlich 988 zur orthodoxen Christianisierung der Kiewer Rus.

Aufgrund des ungünstigen Senioratsprinzips bei der Regelung der Erbfolge begann die Kiewer Rus im 12. Jahrhundert zu zerfallen, was es den ab 1223 einfallenden Mongolen erleichterte, die zerstrittenen russischen Fürstentümer zu unterwerfen. Mit der Aufrichtung der Mongolenherrschaft tritt Osteuropa von 1240 bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts in eine Übergangsphase ein, die als „dunkles“ Zeitalter bezeichnet wird.[43] Die russische Nationalhistoriographie bewertet diese Zeit negativ. Die mongolische Fremdherrschaft führte demnach für zwei Jahrhunderte zu einem Abbruch der Beziehungen zum Westen und förderte die Abkapselung des orthodoxen Russlands.[44] Diese Abkapselung verursachte in den Folgejahrhunderten eine Phasenverschiebung im Vergleich zur westeuropäischen Entwicklung. Die russischen Fürstentümer lagen im Machtbereich der Goldenen Horde, konnten jedoch eine gewisse innere Autonomie bewahren. Derweil mussten die russischen Fürstentümer im Norden und Westen Angriffe von Schweden, Ordensrittern und Litauern abwehren. Unter den zersplitterten und verfeindeten russischen Fürstentümern erwies sich das kleine und unbedeutende Fürstentum Moskau als das durchsetzungsstärkste. Unter Dmitri Donskoi, der verschiedene russische Fürstentümer einen konnte, wurde im Jahre 1380 ein wichtiger Sieg über die Goldene Horde in der Schlacht auf dem Schnepfenfeld erzielt.

Der Moskauer Großfürst Iwan der Große löste die Mongolenherrschaft und wurde de facto zum Begründer eines zentralisierten russischen Staates, indem er Schritt für Schritt die umliegenden russischen Länder „einsammelte“, darunter die Republik Nowgorod. Sein Titel „Herrscher der ganzen Rus“ drückte auch den Anspruch auf den vom Großfürstentum Litauen im 14. Jahrhundert beherrschten westlichen Teil der Rus aus. Dies führte zu langanhaltenden Kriegen im 16. und 17. Jahrhundert mit Polen und Litauen (vgl. Russisch-Litauische Kriege). Unter Iwan dem Großen wurde die russische Gesetzgebung reformiert und der Großteil des heutigen Moskauer Kremls erbaut. Sein Enkel Iwan IV. ließ sich 1547 zum ersten Zaren krönen. Unter der Herrschaft Iwans IV. begann nach der Einnahme der Tatarenhauptstadt Kasan auch die Eroberung Sibiriens, die russische Kosaken erstmals im 17. Jahrhundert bis an den Pazifik brachte.

Öffnung Russlands unter Peter dem Großen und Aufstieg zur europäischen Großmacht

Hauptartikel: Russisches Kaiserreich
Zar Peter I., der Große, Begründer des erneuerten Russischen Kaiserreichs

An der Wende zum 18. Jahrhundert öffnete Zar Peter der Große das in den alten Strukturen erstarrte Zarentum Russland westeuropäischen Einflüssen und förderte Wissenschaft und Kultur. 1703 gründet er die Stadt Sankt Petersburg, die – seit 1712 als neue Hauptstadt – das Symbol für den russischen Fortschritt werden sollte. Mit dem Sieg gegen Schweden im über 20 Jahre währenden Großen Nordischen Krieg erlangte Russland nach mehr als 150 Jahren der Auseinandersetzung mit Schweden die Vormachtstellung im Ostseeraum (vgl. Nordische Kriege). Russland übernahm die Position Schwedens als nordische Großmacht in Europa. Zur Unterstreichung des neuen Status im diplomatischen Ranggefüge Europas ließ Zar Peter das Russische Zarentum in „Russisches Kaiserreich“ umbenennen und änderte den Monarchentitel offiziell von „Zar“ in „Kaiser“ (russisch Император, Imperator).

Katharina die Große führte Peters Expansionspolitik weiter. Unter ihrer Regierung wurde das Krimkhanat („Neurussland“) erobert. Durch die Beteiligung an den drei Teilungen Polens wurde die Westgrenze Russlands weit in Richtung Mitteleuropa vorgeschoben. 1812 fielen Napoleons Truppen in Russland ein und eroberten Moskau, wurden schließlich jedoch vernichtend geschlagen. Dies gab den Auftakt zu den Befreiungskriegen, bei denen russische Truppen mit ihren Verbündeten (Preußen, Österreich, Vereinigtes Königreich u. a.) Napoleon endgültig besiegen und zur Abdankung zwingen konnten. Alexander I. zog als „Befreier Europas“ in Paris ein. Nach dem Wiener Kongress 1814/15 erlangte Russland eine dominierende Rolle auf dem europäischen Festland, die bis zum Krimkrieg 1853–56 andauerte. Aufgrund der festgefahrenen gesellschaftlichen Strukturen wie der Autokratie und der Leibeigenschaft konnte das agrarisch geprägte Reich jedoch mit den sich rasant entwickelnden Industriestaaten immer weniger Schritt halten. Der verlorene Krimkrieg gegen die Westmächte legte die inneren Schwächen der Reiches offen und gab Anstoß zu einer Phase der inneren Reformen. Diese beschleunigten Russlands wirtschaftliche Entwicklung, doch das Land wurde immer wieder von inneren Unruhen destabilisiert, da die politischen Veränderungen nicht weitreichend genug waren und große Teile der Bevölkerung ausgeklammert wurden. Den „Westlern“, die eine Übernahme westeuropäischer Lebensformen und politischer Institutionen propagierten, standen aber immer auch die nationalromantisch geprägten „Russophilen“ oder „Slawophilen“ gegenüber, die einen eigenen, spezifisch russischen Weg in die Moderne forderten und die pauschale Übernahme westlicher Werte ganz oder zum großen Teil ablehnten.

In den großen Städten entstand um die Jahrhundertwende ein Industrieproletariat, aber sehr rasch auch eine bürgerliche Mittelschicht. Diese forderte ihren Anteil an der Verfügung über die Staatseinnahmen und die Mitverantwortung für die öffentlichen Angelegenheiten. Die Angehörigen der Mittelschicht besaßen aber kein gemeinsames politisches Bewusstsein. Sie verstanden unter politischer Freiheit kein moralisches Ziel, sondern meinten damit die Freiheit der materiellen Entfaltung und gerechte Besteuerung.[45] So ließ sich die Mittelschicht auch nicht auf Dauer von den utopischen Entwürfen der Intelligenzija leiten. Eine Anpassung der Verfassungswirklichkeit des Staates, der die Mittelschicht näher eingebunden hätte, fand aber nicht statt. Stattdessen flammte der Terror wieder auf. Die Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg führte letztlich zur Russischen Revolution von 1905. Allerdings war Zar Nikolaus II. nicht bereit, grundlegende Reformen einzuleiten. So ließ er ein weitgehend funktionsloses Parlament, die Duma, das er notgedrungen genehmigt hatte, nur kurze Zeit später wieder auflösen.

Russische Revolution und Gründung der Sowjetunion

Boris Kustodijew: Der Bolschewik (1920)

Als im Jahre 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, erfasste Russland eine patriotische Welle. Die anfänglichen Erfolge, vor allem gegen Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich, wurden bald abgelöst von einem Stellungskrieg, bis 1917 die Moral der russischen Soldaten nachgab und die Front zusammenbrach. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die trostlose Versorgungslage führten in der Hauptstadt Petrograd zu Demonstrationen der Arbeiter und Bauern. Nach blutiger Niederschlagung der Demonstranten stürmten diese den Winterpalast und der Kaiser wurde zum Abdanken gezwungen. Eine Doppelregierung von provisorischer bürgerlicher Regierung und den Arbeitersowjets kam an die Macht. Dieser republikanischen Herrschaft machte kurz darauf die von Lenin, Leo Trotzki und den Bolschewiki initiierte Oktoberrevolution ein Ende.

Aus dem der Oktoberrevolution folgenden Bürgerkrieg zwischen „Roten“ und „Weißen“ gingen die Kommunisten als Sieger hervor. Die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, wie auch Finnland, errangen dagegen durch Abwehr der Roten Armee bzw. durch längere Bürgerkriege ihre Unabhängigkeit von Russland. Im Laufe des Bürgerkriegs sowie des darauf folgenden polnisch-russischen Kriegs, verlor Russland 1920 Teile Weißrusslands und der Ukraine („Ostpolen“) an Polen. 1921 wurde dann die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) ausgerufen, die den wichtigsten Teil der späteren Sowjetunion darstellte. Am 30. Dezember 1922 wurde der Zusammenschluss der sowjetischen Sozialistischen Republiken zur Sowjetunion beschlossen und eine staatlich kontrollierte Wirtschaftspolitik ausgerufen. Die Sowjets wurden als Eigentümer von Boden und Produktionsmitteln erklärt. Lenins Tod am 21. Januar 1924 führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, in dem sich Josef Stalin gegen Leo Trotzki durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch gezielten Terror. Seit 1928 wurde die staatliche Wirtschaft Fünfjahresplänen unterworfen, die Industrialisierung und Infrastruktur, speziell im asiatischen Teil des Landes, vorangetrieben und die Landwirtschaft kollektiviert. Im August 1939 schloss die Sowjetunion einen Nichtangriffspakt mit Deutschland, der in einem geheimen Zusatz auch eine einvernehmliche Aufteilung Osteuropas zwischen beiden Parteien aufnahm. Dies ermöglichte Hitler Anfang September 1939 den geplanten Angriffskrieg gegen Polen, der mit einem sowjetischen Angriff gegen Ostpolen Mitte September abgestimmt war. Im Winterkrieg überfiel die Sowjetunion Finnland und gewann kleinere Teile des Landes. 1940 wurden Litauen, Lettland und Estland besetzt.

Ausgebombte Leningrader Frauen verlassen ihre Häuser, Dezember 1942

Nach dem Überfall des Deutschen Reiches am 22. Juni 1941 (→ Deutsch-Sowjetischer Krieg, in der Sowjetunion Großer Vaterländischer Krieg genannt) trat das Land der Anti-Hitler-Koalition bei. In den ersten Kriegsmonaten verlor die Rote Armee Millionen von Soldaten, und große Teile der westlichen Landesteile wurden verwüstet. Während des deutsch-sowjetischen Krieges starben geschätzt 27 Millionen Sowjetbürger, davon 14 Millionen Zivilisten.[46] Sie konnte aber im Kriegsverlauf den deutschen Truppen schwere Niederlagen zufügen und eroberte im Mai 1945 die Reichshauptstadt Berlin. Nach dem Krieg sicherte sich die Sowjetunion großen Einfluss in den angrenzenden Ländern Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Albanien und in der DDR. In diesen Ländern blieben Hunderttausende sowjetischer Soldaten stationiert. Der Kalte Krieg dominierte bis 1989 die Weltpolitik.

Nach der „Perestroika“, dem vom sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow eingeleiteten Prozess zum Umbau des politischen und wirtschaftlichen Systems in der Sowjetunion 1987, und „Glasnost“, der ebenfalls von Gorbatschow eingeführten Politik einer größeren Transparenz und Offenheit der Staatsführung gegenüber der Bevölkerung 1985, entwickelten sich Unabhängigkeitsbestrebungen in den einzelnen Unionsrepubliken. Kurz vor der bevorstehenden Unterzeichnung eines neuen Unionsvertrages putschten konservative Kommunisten im Augustputsch in Moskau 1991 gegen Gorbatschow, um die Unterzeichnung des Unionsvertrages sowie weitere Reformen zu verhindern. Nach dem misslungenen Putschversuch beschlossen der russische Präsident Boris Jelzin und Vertreter der Sowjetrepubliken die Auflösung der UdSSR zum 31. Dezember 1991.

Russische Föderation seit 1992

Die Russische Föderation übt seit 1992 als größte ehemalige Sowjetrepublik (Russische SFSR) die völkerrechtlichen Rechte und Pflichten der UdSSR aus.[47] In den ersten Jahren ergaben sich innenpolitische Konflikte über den einzuschlagenden Kurs: In der russischen Verfassungskrise 1993 löste Jelzin per Ukas den Volksdeputiertenkongress sowie den Obersten Sowjet Russlands auf, die sich seinen Bemühungen und den Resultaten einer Volksbefragung am 25. April 1993 widersetzt hatten, Wirtschaftsreformen durchzusetzen. Jelzin ordnete eine gewaltsame Stürmung des Parlamentsgebäudes (Weißes Haus) an, in dem sich etwa 100 Parlamentarier und weitere Anhänger verbarrikadiert hatten. Bei der gewaltsamen Niederschlagung eines weiteren Aufstandes gegen ihn am 3. und 4. Oktober gab es in Moskau 190 Tote. Im Dezember billigte die russische Bevölkerung per Volksabstimmung die neue Verfassung der Russischen Föderation (Zweikammersystem, Präsidialverwaltung).

Unter Jelzin wurden in Russland mit Unterstützung westlicher Berater Teile der Wirtschaft privatisiert[48] und demokratische Reformen durchgeführt. Beide verfehlten jedoch ihr Ziel und führten zum Zusammenbruch der Industrie, einer hohen Inflation, der Verarmung breiter Bevölkerungsmassen und der Herausbildung einer dünnen Schicht von einflussreichen Superreichen, die auch Oligarchen genannt wurden. Bis 1998 rutschte das Land in die Zahlungsunfähigkeit mit der Folge allgemeiner politischer Destabilisierung (vgl. Russlandkrise). Insbesondere in der Übergangszeit nahmen aufgrund des Erstarkens regionaler Autonomien nach dem Ende der stark zentralistischen Sowjetzeit zentrifugale Strömungen an den Rändern des Landes zu. So sah sich seit Mitte der 1990er Jahre die russische Regierung mit Unabhängigkeitsbewegungen und Machtkämpfen in zahlreichen Teilrepubliken konfrontiert, insbesondere im Ersten Tschetschenienkrieg 1994/96, der Zehntausende Tote forderte. Von Frühherbst 1999 bis Anfang 2000 brachten russische Truppen aber den Großteil Tschetscheniens wieder unter ihre Kontrolle (vgl. Zweiter Tschetschenienkrieg).

Entwicklung des Kriminalitätsrate seit 1960

Die chaotischen Jahre unter Jelzin führten zu einer völligen Verunsicherung der Menschen, was sich auch in der rapiden Verschlechterung vieler demografischer und sozialer Kennzahlen (Geburtenzahlen, Sterberate, Kriminalität, Alkoholismus etc.) niederschlug. Auch eine Reihe von markanten Ereignissen um die Jahrtausendwende wie der Untergang der Kursk im August 2000, das als Stolz der russischen Nordflotte galt, der Brand des Moskauer Fernsehturms Ostankino, einem Wahrzeichen der Stadt, der erst nach mehreren Tagen gelöscht werden konnte und schließlich das Ende der Mir, die im März 2001 im Pazifik versenkt wurde und Russlands Traum von der Vorreiterrolle im Weltraum beendete, führten bei vielen Russen in dieser Zeit zu einem demütigenden Gefühl von der Rolle einer Supermacht auf die eines Schwellenlands zurückgefallen zu sein.[49] In der Endphase von Jelzins Herrschaft bestand die russische Außenpolitik fast nur noch aus leeren Drohungen und Reaktionen. Dies betraf z. B. die NATO-Osterweiterung und den Kosovokrieg.

Wladimir Putin während seiner Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, in der er Kritik am amerikanischen Streben nach einer monopolaren Welt übte

Hohe Rohstoffpreise (Öl, Gas, Stahl), eine Steuerreform und Kapitalrückfluss förderten die wirtschaftliche Erholung nach dem Amtsantritt Wladimir Putins. Als Reaktion auf die Geiselnahme in Beslan durch tschetschenische Terroristen im September 2004 leitete Putin einen grundlegenden Umbau des Staatswesens ein, der Macht und Kontrolle in noch stärkerem Maß als bisher in den Händen des Präsidenten konzentrierte. „Für Putin ging es später darum, mit Hilfe einer ‚Machtvertikale‘ der Exekutive auf allen staatlichen Ebenen die Alleinherrschaft des Kreml zu sichern.“ Die Machtvertikale wird von westlichen Beobachtern wie Margareta Mommsen jedoch in jeder Hinsicht unvereinbar mit Vorstellungen einer eigenständigen Rolle des Parlaments, von wechselnden parlamentarischen Mehrheiten sowie vom freien Wettbewerb politischer Parteien gesehen.[50] Selbst die höchsten politischen Amtsträger verfügten über kein klares Verfassungsverständnis; mit diesem Ansatz könne weder eine Verfassungslegitimität noch eine Verfassungskultur entstehen. „Unterdessen wird der praktizierte Autoritarismus als ein notwendiges Provisorium gerechtfertigt. So beruft sich Putin gerne auf eine ‚Herrschaft per Handsteuerung‘. […] Damit gab er sich überzeugt, dass der politische Prozess weiterhin der persönlichen Lenkung und der ad hoc-Arrangements anstatt der Verfassung folgen müsse.“[50].

Am 21. März 2014 wurde der Föderationskreis Krim gegründet, nachdem die pro-russischen Regierungen in der Autonomen Republik Krim und der Stadt Sewastopol im Zuge der Krimkrise ihre Unabhängigkeit von der Ukraine erklärt und am 18. März 2014 einen Beitrittsantrag an Russland gestellt hatten. Die völkerrechtliche Legitimität dieser Schritte ist außerhalb Russlands umstritten.[51][52] Nach dem Vorbild der Krim stellte auch Transnistrien am 18. März 2014 einen Beitrittsantrag.[53][54]

Staat und Politik

Bei seiner Amtseinführung legt Dmitri Medwedew die Hand auf die Verfassung.

Mit dem Untergang der Sowjetunion Ende 1991 kam die Chance für demokratische und liberale Reformen. Diese wurden durch den kommunistisch dominierten Volksdeputiertenkongress blockiert. Präsident Boris Jelzin griff deswegen zu harten und verfassungswidrigen Mitteln und löste den Volkdeputiertenkongress im Herbst 1993 durch den Einsatz des Militärs auf. Es wurde eine Verfassung geschaffen, die den Präsident weitgehend der Kontrolle von Volk und Parlament entzog. Die gültige Verfassung der Russischen Föderation wurde am 12. Dezember 1993 durch eine Volksabstimmung angenommen und trat am 25. Dezember 1993 in Kraft. Sie stellt einen Bruch mit der sowjetischen Vergangenheit dar. Im Mittelpunkt steht gemäß der Verfassung der Mensch: Menschenrechte und Freiheitsrechte wie Rede-, die Presse- und die Reisefreiheit sind die höchsten Werte. In der seither umgesetzten Praxis wird wegen der Einschränkung von Grundrechten Russland als Gelenkte Demokratie bezeichnet oder aber mit dem Fachbegriff Autoritarismus umschrieben. Die Kluft zwischen Rhetorik und Handlungen in diesen Sphären ist eklatant.[55]

Die Bilanz der Ära Jelzin war gespalten: Zwar konnten in Russland demokratische und liberale Reformen eingeführt werden. Doch wurden Liberalisierung und Privatisierung in einem derartigen Ausmaß betrieben, dass die Verbraucherpreise in die Höhe schnellten und eine neue Oberschicht von Oligarchen entstand, die aktiv politische Macht ausübten.[56] In der Bevölkerung wurde diese Demokratisierungs- und Liberalisierungsphase jedoch eher als Auflösung einer gesicherten und berechenbaren staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung empfunden. Erst etwa ab der Jahrtausendwende stabilisierten sich die politischen Verhältnisse nach und nach, nicht zuletzt aufgrund der fortschreitenden Konzentration der Staatsmacht auf einen starken Präsidenten, die allerdings auch zu Lasten von Pluralismus und demokratischen Freiheiten ging.

Politisches System

Hauptartikel: Politisches System Russlands
Ministerpräsident Wladimir Putin spricht vor der Staatsduma (8. Mai 2008)
Politisches System Russlands

Russland wurde als „demokratischer föderativer Rechtsstaat mit republikanischer Regierungsform“ proklamiert.[57] Nach der russischen Verfassung vom 12. Dezember 1993 besitzt Russland ein parlamentarisches Regierungssystem mit Präsidialdominanz. So ist das Staatsoberhaupt der Präsident Russlands, der vom Volk für jeweils sechs Jahre direkt gewählt wird. Der Präsident gehört unmittelbar keiner der drei Staatsgewalten an, sichert aber ihr Funktionieren und Zusammenwirken. Die Haupteinwirkungsform des Präsidenten ist das Dekret, mit dem er jeden Sachverhalt mit unmittelbarer Rechtswirkung regeln kann. Der Präsident bestimmt die Hauptrichtungen der Außenpolitik und kann internationale Verträge unterzeichnen. Er ist der Oberste Befehlshaber der Streitkräfte Russlands, ernennt und entlässt das Oberkommando der Streitkräfte.

  • Die Legislative wird durch die Föderationsversammlung ausgeübt, die aus zwei Kammern besteht. Der Föderationsrat ist das Oberhaus und der Vertreter der Föderationssubjekte. Alle von der Staatsduma verabschiedeten Gesetze müssen dem Föderationsrat vorgelegt werden, dem es frei steht, sie innerhalb von zwei Wochen zu behandeln oder nicht, was als Zustimmung gilt. Die Staatsduma ist das Unterhaus und besteht aus 450 Abgeordneten, die für fünf Jahre nach Parteilisten gewählt werden. Um im Parlament einzug zu halten muss eine Partei bei der Wahl mindestens 7 Prozent der Stimmen erhalten. Die Hauptaufgabe der Staatsduma ist die Verabschiedung von Gesetzen.
  • Die exekutive Gewalt liegt bei der Regierung der Russischen Föderation, deren Ministerien aber teilweise direkt dem Präsidenten und nicht dem Parlament unterstellt sind. Das bedeutet, dass die Regierungszusammensetzung nicht die politischen Kräfteverhältnisse der Staatsduma widerspiegeln muss. Deshalb ist sie im Allgemeinen keine politische Regierung, sondern ein Technokratenkabinett, das hauptsächlich für Wirtschafts- und Finanzfragen und für Verwaltungsaufgaben zuständig ist. Das Kabinett tagt wöchentlich öffentlich. Der Präsident hat das Recht des Kabinettsvorsitzes, das er aber nicht immer wahrnimmt. Der Ministerpräsident von Russland, auch als Premierminister bezeichnet, wird vom Präsidenten vorgeschlagen und muss von der Duma bestätigt werden. Die Regierung ist nicht an die Legislaturperiode des Parlaments, sondern an die Amtszeit des Präsidenten gebunden, denn bei einem neu gewählten Präsidenten legt die Regierung ihre Vollmachten nieder. Die Staatsduma kann der Regierung mit der Mehrheit aller Abgeordneten das Misstrauen aussprechen oder die Vertrauensfrage der Regierung abschlägig bescheiden. Die Regierung hat die Budgethoheit und gewährleistet eine einheitliche Finanz-, Kredit- und Geldpolitik. Die weiteren Politikfelder sind Kultur-, Wissenschafts-, Bildungs-, Gesundheits-, soziale Sicherheits- und Ökologiepolitik.
  • Die judikative Gewalt bildet das oberste Verfassungsschutzorgan, das Verfassungsgericht der Russischen Föderation, an dem sich staatliche Organe und auch Bürger wenden können (vgl. Recht Russlands). Häufig wird vom Verfassungsgericht zugunsten des Bürgers entschieden.

De facto stellt das politische System Russlands eine Mischung aus instabilen demokratischen Institutionen und autoritären Praktiken dar. Seit der Jahrtausendwende lässt sich dabei eine deutliche „Ent-Demokratisierung“ dieses Systems und eine Zentralisierung der politischen Macht beim Präsidenten und seiner Verwaltung beobachten.[58] Unter Präsident Putin (2000 bis 2008 und erneut seit 2012) wurde die Macht des Staatsoberhaupts durch die Schaffung einer „Machtvertikale“ ausgebaut: Der Präsident Russlands schlug ab 2005 bis Mai 2012 die Gouverneure vor – die Regionalparlamente konnten diese nur noch bestätigen. Diese von Russland „souveräne Demokratie“ genannte Variante beschnitt politische Rechte.[59] Die Gouverneure wiederum ernennen (seit 2002) die Vertreter für den Föderationsrat. Durch eine Gesetzesänderung infolge der Proteste im Zuge der Parlamentswahlen im Dezember 2011 folgte die Wiedereinführung von Wahlen der Gouverneure in Russland ab Oktober 2012. „Im Ergebnis entstand“, so Margareta Mommsen, „ein autoritäres System mit der Besonderheit förmlich fortbestehender demokratischer Einrichtungen. Diese gaukeln demokratische Verhältnisse lediglich vor. Nicht zufällig sprechen kritische Beobachter von einer ‚simulierten Demokratie‘.“[60] Im Demokratieindex der britischen Zeitschrift The Economist belegt Russland unter den 167 untersuchten Staaten den 122. Rang und wird als „autoritäres Regime“ eingestuft (Stand 2012).[61]

Politische Parteien

Seit dem Verzicht der KPdSU auf ihre verfassungsmäßige Führungsrolle 1990 vollzog sich ein Wandel von einem totalitären Einparteienstaat zu einer Mehrparteiendemokratie. Es bildeten sich Hunderte von politischen Gruppierungen, Splittergruppen, Bewegungen und Parteien, die ein breites politisches Spektrum von Monarchisten bis hin zu Kommunisten abdecken. Die russischen Parteien sind eher schwach und verfügten selten über eine stabile Identität.

Die russische Regierung unterstützte seit den Wahlen zur Staatsduma 1995 jeweils eine neue, eigene Hausmacht. Diese administrativen, von oben gegründeten „Parteien der Macht“ (партии власти, Regierungspartei, „Präsidentenwahlverein“) sind lose Ad-hoc-Bündnisse, die sich auf Bürokraten stützen, die dem Präsidenten loyal ergeben sind.

Erst ab der Jahrtausendwende kristallisierten sich einige wenige Parteien als weitgehend stabil heraus. Diese stellen inzwischen gesellschaftliche Netzwerke dar, die spezifische Wählergruppen mobilisieren können. Das gegenwärtige russische Parteiensystem ist das Ergebnis umfassender Veränderungen unter Putin. Er erhöhte die Zahl der Mindestmitgliederschaft für eine Registrierung, wodurch sich die Anzahl der erlaubten Parteien bis 2011 auf sieben reduzierte. Gegenwärtig wird die Politik Russlands von einer einzigen Partei, Einiges Russland, dominiert. Einiges Russland entstand 2001 aus den Parteien Einheit (Jedinstwo) und Vaterland – ganz Russland (Otetschestwo – wsja Rossija), die sich wiederum zum Teil aus der untergegangenen Partei Unser Haus Russland rekrutierten (der Partei von Putins Vorgänger Boris Jelzin). Neben dieser großen Partei existieren weitere und Splitterparteien. Zu ihnen zählen die Kommunistische Partei der Russischen Föderation, die Liberal-Demokratische Partei Russlands und die sozialdemokratische Partei Gerechtes Russland. Daneben gibt es noch außerhalb der Duma die Partei Jabloko, die Patrioten Russlands und Rechte Sache. Im Zuge der Demonstrationen zur Parlamentswahl im Dezember 2011 wurde ein neues Parteiengesetz verabschiedet, das die Zulassung neuer Parteien ab einer Mitgliederzahl von 500 Personen vorsieht (bisher 40.000). Diese Erleichterungen der Auflagen zieht das Aufkommen vieler neuer Parteien nach sich.

Währung und Staatshaushalt

Rubel- und Kopekenmünzen

Die russische Währung ist der russische Rubel (Рубль; Kürzel RUB) zu 100 Kopeken (Копейка). Ein Euro entspricht gegenwärtig 61,83 Rubel. Nach starker Inflation in den 1990er Jahren wurde im Jahr 1998 eine Währungsreform durchgeführt, bei der 1000 alte Rubel (RUR) durch je einen neuen Rubel (RUB) ersetzt wurden. Seitdem war der Rubel bis 2008 gegenüber US-Dollar und Euro im Wesentlichen stabil, die Inflation betrug 2006 8,2 Prozent. Dazu hat bisher vor allem die Wechselkurspolitik der russischen Zentralbank beigetragen. Um eine rasche Aufwertung des Rubels mit einer Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit russischer Produzenten zu verhindern, intervenierte sie am Devisenmarkt. Sie kaufte die Russland mit den hohen Leistungsbilanzüberschüssen zufließenden Devisen gegen Rubel auf. Die umlaufende Rubelgeldmenge stieg stark. Das Inflationspotential wuchs. Im Zuge der Internationalen Wirtschaftskrise verlor der Rubel im zweiten Halbjahr 2008 rund 20 Prozent seines Wertes gegenüber dem Euro,[62] stabilisierte sich aber seither.

Neben dem Rubel finden im Alltag auch US-Dollar Verwendung. Durch die Dollarschwäche übernimmt aber zunehmend der Euro dessen Bedeutung. Bis zum Januar 2007 wurden Preise auch oft in Verrechnungseinheiten angegeben, die je einem US-Dollar entsprachen. Da die Verwendung von Drittwährung in Russland nicht erlaubt ist, wurde dennoch in Rubel gezahlt. Diese Praxis ist aber seit Januar 2007 verboten. Wegen häufiger Bankeninsolvenzen und Finanzkrisen sind viele Russen dazu übergegangen, ihre Ersparnisse als Bargeld in Euro- und Dollar-Scheinen oder in Immobilien anzulegen.

Der Staatshaushalt umfasste 2011 Ausgaben von umgerechnet 267,5 Mrd. Euro, dem standen Einnahmen von umgerechnet 277,8 Mrd. Euro gegenüber. Nach einem Haushaltsdefizit in Höhe von 5,9 Prozent des BIP im Jahr 2009,[35] steht so nach zwei defizitären Jahren im Staatshaushalt 2011 wieder ein Überschuss von 10,3 Milliarden Euro gegenüber.[63] Der Abschluss der Duma- und Präsidentenwahl gibt ab Mitte 2012 Anlass zu neuen umfangreichen Modernisierungsausgaben zugunsten der Infrastruktur, Wirtschaft und der Landesverteidigung. Angekündigt ist auch eine weitere Steigerung der Sozialausgaben. Somit werden die Ausgaben tendenziell weiter steigen, was aufgrund einer geringen Verschuldungsquote kein Problem ist. Die Staatsverschuldung betrug 2009 77,6 Mrd. US-Dollar oder 6,3 Prozent des BIP.[35]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben vom BIP folgender Bereiche:

Außenpolitik

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Viele der folgenden Aussagen sind nicht hinreichend mit Belegen versehen. Andek (Diskussion) 16:59, 19. Apr. 2014 (CEST)

Russland ist ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates, aller UN-Unterorganisationen, der OSZE und des Europarates und zudem Mitglied der G8, der EBRD sowie des IWF und der Weltbank. Bis zum Amtsantritt Putins im Jahr 2000 überwog die teils freiwillige, teils alternativlose Bereitschaft, sich durch Anpassungsleistungen, Kooperation und teilweisem Autonomieverzicht in die US-dominierten Weltstrukturen einzufügen. Nach den ernüchternden Erfahrungen des Euroatlantismus in den 1990er Jahren strebt Russland wieder verstärkt danach, das internationale Umfeld an eigene Bedürfnisse anzupassen. Im außenpolitischen Konzept sieht sich Russland als Großmacht, die als eines der einflussreichsten Zentren der modernen Welt seine nationalen Interessen verfolgen will. Hilfreich für diesen Kurs ist, dass Russland als eines der wenigen übriggebliebenen Länder über eine strategische Denkweise, strategisches Potenzial und die Fähigkeit, Macht anzuwenden, verfügt. Seine außenpolitische Schlagkraft erhält Russland über die atomare Abschreckung, die konventionellen Streitkräfte, russische Militärbasen in den GUS-Staaten, Rüstungsexporte, das Vetorecht im UN-Sicherheitsrat und die Stellung als bedeutender Energielieferant.[65] Faktisch jedoch entspricht Russlands Großmachtsanspruch eher dem Wunschdenkens seiner Eliten. Die Nuklearwaffen haben nur Abschreckungscharakter und können sich nur bedingt in politische Macht umsetzen lassen. Die konventionellen Streitkräfte sind reformbedürftig und haben den Sprung von einer Mobilisierungsarmee zur modernen Einsatzarmee noch nicht geschafft. Die Möglichkeit, militärische Macht in politische umzuwandeln, ist auf Russlands unmittelbare Umgebung beschränkt. Es fehlt ihnen an verlässlichen Verbündeten, wie die Nicht-Anerkennung Abchasiens und Südossetiens durch die restlichen GUS-Staaten zeigt. Auch in der restlichen Welt hat Russland massiv an Einfluss verloren. Denn anders als die Sowjetunion besitzt Russland kein attraktives Herrschafts- und Kultursystem.[66]

Im Mittelpunkt des Interesses stehen regionale Konflikte, von denen einige potenziell zu globalen Konflikten werden können. Russland konzentriert sich vor allem auf die Ukraine, Zentralasien und den Kaukasus. Strategische Stabilität gegenüber den USA ist ein weiteres Element des russischen Selbstbildes und ein Eckpfeiler der russischen globalen Sicherheitspolitik.[67] Aufgrund der veränderten Welt sieht Russland die strategische Stabilität durch eine multipolare Weltordnung am besten gesichert. Eine Weltordnung unter machtpolitischer und ökonomischer Dominanz der USA wird von der russischen Regierung als Bedrohung der eigenen Sicherheit und als Destabilisierung des internationalen Systems abgelehnt. Die politische Führung in Moskau drängt auf die Prärogative des UN-Sicherheitsrats. Ein Beispiel hierfür ist die Forderung, dass die NATO nur mit Zustimmung des UN-Sicherheitsrats tätig werden kann. Selbst besteht die Führung Russlands aber auf das Recht, unilateral handeln zu dürfen, was das Verhalten im Georgienkrieg belegt.[66] Um seinem Ziel näher zu kommen, sieht sich Russland nach Gegenpolen zu den USA um. Besonders Asien gewinnt dabei eine stetig wachsende Bedeutung. Die BRICS werden im außenpolitischen Konzept als strategische Partner betrachtet. Während Russland und Indien traditionell gute Beziehungen pflegen und diese weiter ausgebaut haben, hat sich das russisch-chinesische Verhältnis durch die Lösung alter Spannungen stetig verbessert. Abgesehen vom gemeinsamen Ziel, die weltpolitische Dominanz der USA zu brechen, stehen vor allem Wirtschafts- und Rüstungsprojekte sowie russische Rohstofflieferungen im Vordergrund der Kooperation.

Beziehung zum „Nahen Ausland“

Treffen der GUS-Staatsoberhäupter 2008 in Bischkek

Die Auflösung der Sowjetunion stellte Russland zunächst vor die Aufgabe, das Verhältnis zu den aus Russlands Sicht oft als „Nahes Ausland“ (ближнее зарубежье) bezeichneten Nachfolgerepubliken neu zu gestalten. Die aus der Sowjetzeit geerbten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Republiken erforderten eine neue rechtliche Form der Kooperation und der Integration. Zugleich waren für Russland zahlreiche Objekte von strategischem Interesse, die nun außerhalb der Russischen Föderation lagen. Hierzu zählen u. a. der Weltraumbahnhof Baikonur sowie militärstrategische Einrichtungen in Aserbaidschan und Weißrussland. Der Stützpunkt der Schwarzmeerflotte in Sewastopol wurde durch die Eingliederung der Republik Krim 2014 wieder ein Teil der Russischen Föderation. Zur Nachfolgeorganisation wurde die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), der zunächst 12 der 15 ehemaligen Sowjetrepubliken beitraten. Dieser eher lockere Staatenbund hat jedoch bis zur heutigen Zeit seine Bedeutung weitgehend eingebüßt.

Mit Weißrussland hat sich Russland in der Russisch-Weißrussischen Union zusammengeschlossen, auf die sich Boris Jelzin mit Aljaksandr Lukaschenka (weißrussischer Staatspräsident seit 1994) verständigte. Nach Einschätzung von Politologen hing ihre Entwicklung jedoch stark mit persönlichen Ambitionen Lukaschenkas zusammen, der Nachfolger Jelzins in einem künftigen Unionsstaat zu werden. Als nach Jelzin 1999 Wladimir Putin russischer Präsident wurde, kühlte sich das Verhältnis zu Weißrussland ab, dem Putin einen Beitritt zur Russischen Föderation vorschlug. Bis 2011 verlief die weitere Integration sehr schleppend, viele Projekte wie die gemeinsame Währung wurden nicht umgesetzt. Die Beziehungen waren vielmehr von Energiekonflikten überschattet. 2011 trat Weißrussland jedoch der gemeinsamen Zollunion mit Russland und Kasachstan bei, die bereits seit 2000 im Rahmen der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft in Planung war. Zu den weiteren Zielen dieser Gemeinschaft zählt ein gemeinsamer Wirtschaftsraum und die Schaffung einer politischen Union, die für weitere Staaten des postsowjetischen Raumes offensteht.

Putin und der ukrainische Ministerpräsident Mykola Asarow, 11. April 2011

Ein ambivalentes Verhältnis hat Russland mit der Ukraine. Trotz sehr enger historischer und kultureller Verbindungen und einer fortbestehenden wechselseitigen Abhängigkeit, vor allem in den Energiefragen, haben diverse geschichtsbezogene Meinungsverschiedenheiten sowie der erklärte Westkurs der Ukraine das Verhältnis immer wieder getrübt. Vor allem nach der Orangefarbenen Revolution hatte unter Präsidenten Juschtschenko das Verhältnis seinen Tiefpunkt erreicht, was mitunter in spektakulären „Gaskriegen“ mündete. Viele neu entflammte Reizthemen wie der potenzielle NATO-Beitritt der Ukraine, der Verbleib der russischen Schwarzmeerflotte, die Huldigung des Nationalistenführers Stepan Bandera und Gaspreisdispute hatten nach der Abwahl Juschtschenkos 2010 jedoch wieder an Schärfe verloren. Zuvor, im Jahr 2009, war in ukrainischen Medien offen über die Möglichkeit eines militärischen Angriffs durch Russland diskutiert worden.[68] Weiterhin zögerte die Ukraine, an russischen Integrationsprojekten teilzunehmen.

2014 kam es mit der Ukraine zur sogenannten Krimkrise.

Ein wichtiges Instrument Russlands im Umgang mit Konflikten in der direkten Nachbarschaft war der Ausbau von sicherheitspolitischen Regionalorganisationen. Unter Putin gewannen zwei Sicherheitsorganisationen besonderes Gewicht – die Organisation des Vertrages über Kollektive Sicherheit (OVKS) und die Shanghai Organisation für Zusammenarbeit (SOZ):

  • Die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit zielt auf eine engere Zusammenarbeit in Sicherheits- und Verteidigungsfragen, wie auch auf eine gemeinsame Verteidigung im Falle eines Angriffes (Artikel 4 des Vertrags) ab. Ursprünglich eine sicherheitspolitische Institution der GUS, wurde die OVKS 2002 zu einer eigenständigen sicherheitspolitischen Organisation mit dem Fokus auf Zentralasien aufgewertet. Mitgliedsländer neben Russland sind: Weißrussland, Armenien, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan. Auf russische Initiative wurde 2009 im Rahmen der OVKS eine schnelle Eingreiftruppe geschaffen, die in Krisensituationen eingesetzt werden kann.
  • Hauptziel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, zu der auch China gehört, ist die Stärkung des gegenseitigen Vertrauens und guter nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten. Neben dem Ausbalancieren der sicherheitspolitischen Interessen Russlands und Chinas in Zentralasien soll sie auch der Durchsetzung gemeinsamer Sicherheitsinteressen in der Region dienen. Ursprüngliches Ziel Russlands und Chinas war es, durch sicherheitspolitische Kooperation die USA aus der Region herauszuhalten.[69]

Russlands Westpolitik

Trotz der geographischen Lage am Rande der christlich-europäischen Zivilisation war das Kiewer Russland im 11. Jahrhundert durch viele dynastische, kulturelle und händlerische Beziehungen mit anderen europäischen Ländern verbunden, wenngleich es seit 988 das Christentum östlicher Tradition pflegte. Die beinahe 240-jährige Mongolenherrschaft hat diese Beziehungen jäh unterbrochen und die sich entwickelnden Kultur, Handwerk, Handel sowie den Urbanisierungsprozess Russlands weit zurückgeworfen. Dennoch empfanden die Russen seit der Zeit von Alexander Newski die kriegerisch expandierende westlich-katholische Welt als eine größere Gefahr für die eigene nationale Identität und Autonomie, als die asiatischen Reiternomaden. Der jahrhundertelange Kampf gegen das nach Osten drängende Polen-Litauen zementierte diesen Argwohn und vertiefte die Orientierung. Andererseits hatte man schon früh ein Interesse an westlichen technischen und organisatorischen Errungenschaften.

Vor allem Zar Peter der Große sah in einem forcierten Kraftakt der Verwestlichung den einzigen Weg, die Interessen Russlands auf der internationalen Bühne effektiv verteidigen zu können. Seit seiner Regierungszeit an der Wende zum 18. Jahrhundert hielt die westliche Kultur breiten Einzug in Russland. Im 19. Jahrhundert änderte sich diese Stimmung zugunsten eines Disputs zwischen sogenannten Westlern und Slawophilen innerhalb der russischen Gesellschaft. Die in Europa im Zusammenhang mit der militärischen Übermacht Russlands und der reaktionären Politik der russischen Kaiser aufkeimende Russophobie sowie eine imperialistische Einstellung der Westeuropäer gegenüber kleineren slawischen Völkern, führte in Russland zur Verbreitung des romantischen Nationalismus und zur Popularisierung der Panslawismus-Ideen, was sich auch in zeitgenössischer Kunst und Kultur widerspiegelte. Während bis zum Russisch-Osmanischen Krieg 1877–1878 vor allem England und Frankreich als Feinde Russlands betrachtet wurden, nahmen später Deutschland und Österreich-Ungarn ihren Platz ein. Dennoch war Russland in dieser Zeit sowie im 20. Jahrhundert untrennbar mit dem Westen verbunden und nahm viele seiner Einflüsse auf, unter anderem den Marxismus und linksrevolutionäre Ideen.

Gorbatschow und Reagan in Moskau, 1988

Nach der Oktoberrevolution war das Verhältnis der Russen zum Westen unter dem Einfluss der Bolschewiki einerseits durch den kommunistischen Kosmopolitismus, andererseits durch die Ablehnung der „bourgeoisen“ westlichen Lebensweise geprägt. Unter Stalin verschwand die erste Komponente weitgehend, der Fokus wurde, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, auf das Nationalrussische gelegt, das als Gegenpol zu den „verdorbenen“ westlichen Gesellschaften verstanden wurde. Diese verbreitete Haltung wich ab der späten Breschnew-Ära und vor allem in der Perestroika-Zeit einer überschwänglichen Westbegeisterung, die sich aus der Sehnsucht nach dem westlichen Wohlstandsniveau und den politischen Freiheiten speiste. Jedoch scheiterten die Bemühungen um Integration in die westliche Hemisphäre an der EU, die Russlands Bereitschaft in die NATO einzutreten ignorierte, und an der US-amerikanischen Regierung, die nach Beendigung des Kalten Krieges kein Interesse an einem Bündnis mit der Russischen Föderation hatte. Die Erkenntnis darüber führte zu einer starken Kritik an der forcierten West-Integration, was mit der gemeinsamen Forderung von nationalistischen, kommunistischen und liberalen Kräfte nach „Schutz der nationalen Interessen Russlands“ zum Ausdruck gebracht wurde.[70]

Auch das Verhältnis zu den USA hat sich seit 2004 abgekühlt: Die russische Regierung wirft der amerikanischen vor, Farbenrevolutionen im postsowjetischen Raum zu fördern, dauerhaft in Zentralasien Fuß fassen zu wollen und sich über anmaßende Demokratiepostulate massiv in die inneren Angelegenheiten Russlands einzumischen. Putin kritisierte in seiner Münchner Rede, dass Politiker zwar angebliche Menschenrechtsverstöße anklagen, die eigenen Missstände, z. B. in den USA, jedoch nicht in gleichem Maße thematisiert werden.

Deutsch-russische Beziehungen

Hauptartikel: Deutsch-russische Beziehungen
Medwedew und Merkel beim Petersburger Dialog
Zeugnis deutsch-russischer Beziehungen: das rekonstruierte Bernsteinzimmer. Im Jahr 1716 wurde das Original vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen verschenkt und verschwand 1945.

Deutsche waren die ersten „westlichen“ Europäer, mit denen Russland intensiver in Kontakt kam. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts bestand der Peterhof in Nowgorod als Handelsniederlassung der Hanse. Zu militärischen Auseinandersetzungen kam es seit dem 12. Jahrhundert mit dem Schwertbrüderorden in Livland. Die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschen und Russen waren besonders eng unter Peter dem Großen. Russische Deutsche haben einen großen Beitrag zur Entwicklung der russischen Kultur geleistet, allen voran Kaiserin Katharina II., Admiral Adam Johann von Krusenstern, der Militäringenieur Graf Eduard Iwanowitsch Totleben, der Musiker Swjatoslaw Teofilowitsch Richter und viele andere. Der historische Beitrag Deutschlands wird daher bis heute in Russland anerkannt und geschätzt. Auch politisch blickten Deutschland und Russland bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf lange Bündnistraditionen zurück. Insbesondere das Königreich Preußen lehnte sich seit dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 bis zur Deutschen Reichsgründung von 1871 eng an das russische Zarenreich an, da es zweimal in seiner Geschichte letztlich durch Russland vor der fast völligen Vernichtung bewahrt worden war – 1762 durch den Seitenwechsel Zar Peters III. im Siebenjährigen Krieg und 1807 durch die Fürsprache Zar Alexanders I. bei Napoleon im Frieden von Tilsit. Während der Napoleonischen Kriege kämpften Russen und Deutsche gemeinsam gegen die französische Fremdherrschaft. So waren russische Soldaten maßgeblich an der Befreiung Deutschlands beteiligt. Die „Allianz der drei Schwarzen Adler“ – Russland, Österreich und Preußen –, die bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestanden hatte, setzte sich in der Folge nach dem Wiener Kongress als Heilige Allianz fort. Dem folgten schwere kriegerische Auseinandersetzungen im 20. Jahrhundert, die in den Köpfen vieler Menschen nachwirken. Die rechtliche Grundlage der Beziehungen des wiedervereinigten Deutschlands und der Russischen Föderation bilden der Vertrag über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 9. November 1990 und die Gemeinsame Erklärung des Präsidenten der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik und des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland vom 21. November 1991. Weiterhin von grundlegender Bedeutung ist der Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland vom 12. September 1990. Seit 1990 entwickelten sich Beziehungen besonderer Art zwischen beiden Ländern. Zum einen war die deutsche Seite dankbar für die friedliche Wiedervereinigung und die problemlose Abwicklung der Folgeauswirkungen, zum anderen fühlte sich Deutschland als Impulsgeber und Motor für eine stärkere Integration Russlands in europäische Strukturen und warb für Kredite und Investitionen in Russland.[71] Seit der Kanzlerschaft Gerhard Schröders und dem Wirtschaftsaufschwung in Russland unter Wladimir Putin sind die deutsch-russischen Beziehungen insbesondere im Bereich der Wirtschaft, aber auch beim politischen Dialog so intensiv wie noch nie. Seit 1998 finden jährlich bilaterale Regierungskonsultationen auf höchster Ebene unter Beteiligung beider Regierungen statt.

Russland sieht in Deutschland einen strategischen Partner; auf EU-Ebene ist Deutschland das wichtigste Land aus russischer Perspektive. So gibt es in Russland inzwischen mehr als 6000 Unternehmen mit deutscher Beteiligung, einschließlich mehr als 1350 russisch-deutscher Joint Ventures. Die zukünftige Zusammenarbeit bei Investitionen konzentriert sich auf die Automobilbranche, die holzverarbeitende Industrie, Luftfahrt, Metallurgie, Elektrotechnik, Transport- und Energietechnik und die Baustoffindustrie. Die deutsche Wirtschaft sieht in der Beteiligung an den russischen nationalen Projekten großes Potenzial. Dies betrifft den Wohnungsbau, die Modernisierung des Gesundheitswesens und der Verkehrsinfrastruktur sowie die Vorbereitungen für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi.

Zwischen Deutschland und Russland hat sich ein enger kultureller und bildungspolitischer Austausch entwickelt. 2003 wurde ein Regierungsabkommen zur Förderung des gegenseitigen Erlernens der Partnersprache abgeschlossen. Rund 12.000 junge russische Staatsbürger studieren inzwischen an deutschen Hochschulen. Im April 2005 wurde eine gemeinsame Erklärung für eine strategische Partnerschaft auf dem Gebiet der Bildung, Forschung und Innovation unterzeichnet. Seit 2006 gibt es Koordinierungsbüros in Hamburg und Moskau für den bilateralen Schüler- und Jugendaustausch. Das Goethe-Institut ist an vielen Orten in Russland präsent, in Moskau, St. Petersburg und seit Frühjahr 2009 in Nowosibirsk. Daneben sind zahlreiche weitere deutsche Kulturmittler in Russland vertreten.

„Die Entstehungsgeschichte deutscher und russischer Humanität, ist nicht auch sie dieselbe, eine Leidensgeschichte nämlich?
Welche Verwandtschaft in dem Verhältnis der beiden nationalen Seelen zu Europa, zum Westen, zur Zivilisation, zur Politik, zur Demokratie!“

von Thomas Mann: Betrachtungen eines Unpolitischen (1917).[72]

Frank-Walter Steinmeier stellte 2014 klar, dass eine im Jahre 2008 vorgeschlagene Modernisierungspartnerschaft aufgrund der formulierten Voraussetzungen von der russischen Seite ausgeschlagen worden war.[73]

Obwohl die Tendenz stieg, hatten 2011 trotz starker Wirtschaftsbeziehungen und eines bedeutenden Austauschs zwischen den Zivilgesellschaften nur ein Drittel der Deutschen Russland als Partnerland vertraut. Dies lässt sich auf die Rolle der Medien zurückführen, die einen entscheidenden Einfluss bei der Wahrnehmung Russlands haben (vgl. Russlandberichterstattung in Deutschland). Bis zum Amtsantritt Wladimir Putins herrschte in den deutschen Medien das Bild eines „armen“ und „unberechenbaren“ Russlands vor. Durch die wirtschaftliche Stabilisierung nach der Jahrtausendwende und hohe Einkommen aus den Ölvorkommen verschwand dieses Bild allmählich. An seine Stelle rückte die Angst vor Putins Energie-Imperium und der Abhängigkeit von ihm. Außerdem gibt es einen Verlust an Differenziertheit bei der Berichterstattung der politischen Situation in Russland, was zu einer Realitätsverzerrung führt. Beschreibungen wie „liberal“ oder „autoritär“ liefern beispielsweise fertige Urteile über „schlechte“ oder „gute“ Kräfte.[74]

Im Februar 2014 kritisierte Russland die deutsche Rolle beim Euromaidan in der Ukraine. Die Abkühlung der russisch-deutschen Beziehungen begann schon im Herbst 2012, als der Bundestag eine Resolution mit Kritik an Russlands Innenpolitik verabschiedete.[75] Die Putin-Regierung betreibt seit Mai 2012 eine „nationalpatriotische und gegen westliche Einflüsse gerichtete Politik“.[76]

Im Verlauf der Ukraine- und Krimkrise zeigte sich, dass russische Geheimdienste zunehmend versuchen, mittels gezielter Infiltration sozialer Netzwerke wie Facebook sowie der Kommentarbereiche westlicher, auch deutscher Onlinemedien (betroffen sind etwa die Deutsche Welle und die Süddeutsche Zeitung), die öffentliche Meinung im Ausland zu Gunsten Russlands zu manipulieren. Wie die Süddeutsche berichtet, sind zu diesem Zweck hunderte bezahlte Manipulatoren im Einsatz.[77][78]

Rolle im syrischen Bürgerkrieg

Baschar und Asma al-Assad in Moskau

Der Syrienkonflikt ist einer der wenigen internationalen Konflikte, in denen die russische Regierung eine zentrale Rolle spielt. Dabei brachte ihre Verweigerungshaltung gegenüber jeglichen Versuchen, im Rahmen des UN-Sicherheitsrats internationalen Druck auf das Regime Assad auszuüben, der russischen Regierung scharfe Kritik westlicher und regionaler Akteure ein und beschädigte das Ansehen Russlands in der arabischen Welt. Russland nahm von Anfang die klare Haltung ein, dass die Kämpfe zwischen Regime und Opposition nur inner-syrisch zu lösen sei. Dies sei erstens durch ergebnisoffene Verhandlungen zwischen beiden Seiten zu erreichen und sollte zweitens ohne externe Einmischung geschehen, sei es durch Waffenlieferung an die Rebellen oder durch militärische Intervention. Dementsprechend blockierte Russland nicht nur Resolutionsentwürfe im UN-Sicherheitsrat, die Sanktionen vorgesehen hätten (Oktober 2011, Juli 2012), sondern auch solche, die lediglich die Gewaltanwendung durch das syrische Regime verurteilt hätten, ohne dass zugleich die Regimegegner ebenfalls verurteilt und zum Gewaltverzicht aufgerufen würden (Februar 2012).[79]

Die Führung Russlands gibt vor, damit eine neutrale Haltung einzunehmen. Mehrmals betonten Präsident Putin, Außenminister Lawrow und Ministerpräsident Medwedew, dass ihr Land – im Gegensatz zu den westlichen Staaten oder den Golfmonarchien – nicht einseitig Partei ergreife.[79]

Jedoch unterstützt die russische Regierung das Regime Assads auf vielfältige Weise. Erstens stützt man auf internationaler Bühne die Legitimationsstrategie der syrischen Führung. Durch eine Darstellung der Opposition primär als einer Gruppe von „Fanatikern“, Islamisten oder Terroristen wird die Schuld am Gewaltausbruch implizit ihr zugewiesen. Zweitens liefert Russland weiterhin Waffen an die syrische Regierung, darunter Luftabwehrsysteme (Buk-M2 [Nato-Code: SA-17 Grizzly] und Panzir-S1 [Nato-Code: SA-22 Greyhound]) und Helikopter. Russland verweist darauf, dass die Exporte nach internationalem Recht zulässig seien. Schließlich hat der UN-Sicherheitsrat – aufgrund russischer und chinesischer Weigerung – bislang kein Waffenembargo verhängen können. Als verlässlicher Exporteur – so die russische Rechtfertigung – sei die russische Regierung daher verpflichtet, bestehende Verträge zu erfüllen. „Neue Lieferungen“ seien aber suspendiert worden, erklärte Wjatscheslaw Dsirkaln vom Föderalen Dienst für Militärtechnische Zusammenarbeit im Juli 2012. Drittens hilft die russische Regierung dem Regime Assad auch beim wirtschaftlichen Überleben, indem es Banknoten für die syrische Regierung druckt.[79]

Die Motive der russischen Syrienpolitik gehen über materielle Interessen hinaus. Sie betreffen grundlegende Fragen der internationalen Ordnung und regionalen Machtbalance, aber auch konkrete sicherheitspolitische Risiken für Russland selbst. Der „arabische Frühling“ warf für die internationale Gemeinschaft erneut die Frage auf, wie mit dem Spannungsverhältnis zwischen staatlicher Souveränität und Schutzverantwortung („responsibility to protect“ – „R2P“) umzugehen ist. Es geht um konträre Ansichten zur Ausgestaltung der internationalen Ordnung und den Anspruch Russlands, diese mitzubestimmen. Die russische Regierung lehnt die „R2P“ nicht prinzipiell ab, will diese aber an enge Grenzen gebunden wissen, nämlich beschränkt auf den Schutz der Zivilbevölkerung und ohne das Ziel eines „Regime Change“ von außen. Dahinter steht eine traditionelle Interpretation staatlicher Souveränität. Diese hat auch eine innenpolitische Begründung. Schließlich stellt eine Aufweichung des Nichteinmischungsgebots für die autoritäre Führung in Moskau auch aus Gründen des eigenen Machterhalts ein Gefahrenszenario dar.[80]

Nach den Giftgas-Angriffen von Ghuta und der Drohung der US-amerikanischen Regierung mit einem Militärschlag, gelang es Russland allerdings zwischen der US-amerikanischen und der syrischen Regierung zu vermitteln. Am 14. September 2013 wurde vereinbart, dass die syrische Regierung zunächst binnen einer Woche das gesamte Giftgasarsenal offenlegen muss und den UN-Inspektoren ungeschränkten Zugang zu den Lagerstätten gewähren. Mitte November sollen die UN-Inspekteure die Arbeit aufnehmen. Die Chemiewaffen sollen außerhalb von Syrien vernichtet werden.[81] Am 16. September sprach sich Russland erneut gegen eine UN-Resolution aus, die eine Drohung im Falle einer Nicht-Erfüllung der Vereinbarung gegen die syrische Regierung vorsah.[82]

Russland gewährte dem US-amerikanischer Whistleblower Edward Snowden politisches Asyl.

Menschenrechte

Hauptartikel: Menschenrechte in Russland
Demonstration in Moskau am 13. Januar 2013

Von internationalen Bürgerrechtsorganisationen werden immer wieder Einschränkungen der Pressefreiheit seit dem Jahr 2001 kritisiert. Verwiesen wird in westlichen Medien z. B. auf mehrjährige Gefängnisstrafen von Kritikern wie Grigori Pasko und Igor Sutjagin. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland berichtet in seinen Länderinformationen zu Russland zu den Einschränkungen der Pressefreiheit: So ist die staatliche Einflussnahme im Bereich des Fernsehens am deutlichsten. Alle drei landesweit sendenden TV-Stationen sind entweder direkt in staatlichem Besitz oder unter staatlicher Kontrolle. Im Radiobereich ist die Situation ähnlich. Offiziell gibt es keine Zensur durch die Regierung – durch die Eigentumsverhältnisse ist die Zensur in den Köpfen der Leute.[83]

Am brisantesten ist die Menschenrechtslage seit Jahren im Kaukasus, namentlich in Tschetschenien. Die Überprüfung von Bürgerrechten, z. B. bei Verstößen gegen die Europäische Menschenrechtskonvention, findet vor dem Obersten Gerichtshof Russlands statt.

Homosexualität in Russland ist weitgehend tabuisiert. Die gesetzlichen Regelungen beinhalten unter anderem in manchen Regionen ein Verbot „homosexueller Propaganda“, was von Kritikern als Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention, die Versammlungsfreiheit und Meinungsäußerungsfreiheit gewertet wird. Seit 2015 drohen auch jeder Einzelperson, die sich mit einem improvisierten Protestplakat auf die Straße stellt, bis zu fünf Jahre Haft.[84]

Nichtregierungsorganisationen

Bis zum Amtsantritt des neuen Präsidenten Wladimir Putin hatten sich die russischen NGOs weitgehend frei von staatlichen Einflüssen entwickeln können. Wahrscheinlich war ihr Einfluss auf den Staat größer als umgekehrt. Das sollte sich schnell ändern. Putin ging sofort daran, die bis dahin zwar nicht autonom agierenden, aber von unterschiedlichen Machtzentren kontrollierten Bereiche des russischen politischen Offentlichkeit systematisch der Regierung zu unterwerfen. Er nannte das, die „Machtvertikale stärken“ und eine „Diktatur des Rechts“ aufbauen. Hinter diesem Vorgehen steckt die Überzeugung, dass der russische Staat in den 1990er Jahren kurz vor dem Zerfall gestanden habe und dass das ursächlich mit der Schwäche der Zentralmacht zusammengehangen habe.

Der erste Versuch, die NGOs einzubinden, war die Initiative zu einer großen Bürgerversammlung 2001 im Kreml. Bei dieser Versammlung wurden ausgewählte Themen diskutiert. Allerdings wurden aus Regierungssicht nicht konstruktive NGOs, die sich nicht einfach unterordnen wollten, ausgeschlossen. Dies sollte eine Art „Burgfrieden“ zwischen NGOs und der russischen Regierung darstellen. Jedoch wurde Anfang 2002, trotz Proteste und Verhandlungen, die steuerliche Gleichsetzung von „kommerziellen“ und „nicht-kommerziellen“ Unternehmen verabschiedet. Endgültig brach der „Frieden“ als Michail Chodorkowskij verhaftet wurde. Dieser hatte mit seiner Stiftung „Offenes Russland“ begonnen, in großem Maße Projekte von NGOs zu finanzieren und war somit die letzte Hoffnung auf langfristige und nachhaltige Finanzierung von NGOs im Inland gewesen. Der zweite Bruch war die „Rosenrevolution“ in Georgien, die als Misserfolg der russischen Politik gewertet wurde und in der Wahrnehmung der russischen Regierung ein Werk der vom Westen finanzierten NGOs war. Dies wurde auch beim Machtwechsel in der Ukraine vermutet. Putin drückte das am 26. Mai 2004 in seiner alljährlichen Ansprache vor beiden Parlamentskammern so aus:

"Es gibt Tausende konstruktiv arbeitende zivilgesellschaftliche Vereinigungen in unserem Land. Aber längst nicht alle orientieren sich daran, die wirklichen Interessen der Menschen zu verteidigen. Für einen Teil dieser Organisationen ist es zu vorrangigen Aufgabe geworden, Finanzierung von einflussreichen ausländischen Stiftungen zu bekommen, für andere, zweifelhafte Gruppen und kommerzielle Interessen zu bedienen. Gleichzeitig interessieren sie die dringendsten Probleme des Landes und seiner Bürger nicht".

Letztlich blieb das Verhältnis zwischen Regierung und NGOs ambivalent in Putins erster Amtszeit, was aus der Tatsache resultiert, dass marktwirtschaftliche Systeme ein gewisses Maß an Freiheit erfordern. Das Taktieren der Regierung mit den NGOs ist Ausdruck dessen, das man verhindern möchte, dass diese Freiheit ins Politisch-Gesellschaftliche übergreift.

Die zweite Amtszeit war im Bezug auf die NGOs in erster Linie geprägt durch das NGO-Gesetz mit dem der russischen Regierung weitreichende Kontroll- und Sanktionsinstrumente in die Hand gegeben wurde. Die Rosregistracija überwacht nun die Tätigkeiten der NGOs. Sich dagegen zu beschweren, ist in einer hoch korrupten Gesellschaft, wie der russischen, in der Beschwerde- und Berufungsinstanzen insbesondere gegen staatliches Handeln, etwa Gerichte, nur sehr eingeschränkt funktionieren mit hohem administrativen Aufwand verbunden.[85] Die Registrierungsbehörden setzen verstärkt auf Bestimmungen des Arbeitsrecht, Steuerrechts, Arbeitsschutzes oder Brandschutzes um staatliches Vorgehen gegen die NGOs zumindest teilweise zu kaschieren.[86]

Verteidigung und Militär

Hauptartikel: Russische Streitkräfte
Das Typschiff der Stereguschtschi-Klasse, 2009
Ka-52 „Alligator“ der russischen Luftstreitkräfte WWS

Der russische Staat besitzt den 1949 noch als Sowjetunion erlangten Status einer Atommacht und verfügt heute mit 5200 Stück über die weltweit größte Anzahl an nuklearen Sprengköpfen, vor den Vereinigten Staaten mit 4100 Atomsprengköpfen.[87]

In Russland gilt eine allgemeine Wehrpflicht von 12 Monaten für wehrfähige Männer ab 18 bis maximal 27 Jahren. 2007 wurde sie von 24 auf 18, 2008 dann auf 12 Monate verkürzt. Da die wehrpflichtigen Soldaten früher auch in Krisengebieten wie Tschetschenien eingesetzt wurden und es im Rahmen der Dedowschtschina nicht selten zu Misshandlungen von jungen Rekruten durch Vorgesetzte kommt, gibt es in der Bevölkerung, besonders durch die Mütter Wehrpflichtiger, immer wieder Kritik an der Wehrpflicht.

Insgesamt hat sich die Lage in den Streitkräften stabilisiert. Die Probleme aus den 1990er Jahren wurden bereinigt. Es werden seit 2000 wieder häufiger Manöver und Übungen durchgeführt. Auch viele soziale Probleme wie der Wohnungsmangel für Offiziere werden nach und nach gelöst. Die Rüstungsindustrie ist wieder im Stande, hochmoderne Waffen, Kampfflugzeuge, Schiffe, U-Boote oder strategische Atomraketen, wie die durch Raketenabwehrsysteme schwer zu bekämpfende Topol-M, zu produzieren.

Die Stärke der Streitkräfte betrug 2001 1.183.000 Mann, davon 321.000 Landstreitkräfte, 171.500 Marine, 184.600 Luftstreitkräfte und 149.600 Atomstreitkräfte. 40.000 dienen in Staaten der GUS als Friedenstruppen und 316.900 werden als „sonstige Militärs“ geführt.

Russland wird in den Jahren 2015–2017 jeweilen 65,3 Mrd. Euro, d. h. etwa 3,8 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP), für das Militär ausgeben – weniger als die USA. Die schon ab 2000 massiv gestiegenen[88] Rüstungsausgaben Russlands hatten sich noch von 2004 bis 2014 verdoppelt[89] und sollen ab 2014 rund einen Fünftel der gesamten Staatsausgaben betragen.[90] Mittels einer grundlegenden Reform wird versucht, die russische Armee den Erfordernissen einer modernen Kriegführung und den finanziellen Möglichkeiten des Landes anzupassen. Elemente dieser Militärreform sind: Vorrang der konventionellen vor der nuklearstrategischen Rüstung, personelle Verkleinerung der Armee auf 835.000 Soldaten, schrittweiser Übergang zur Berufsarmee, Vereinfachung der Kommandostrukturen sowie Erhöhung des Verteidigungsbudgets, das je zur Hälfte für den Unterhalt der Streitkräfte und für Forschung, Entwicklung, Unterstützung der Rüstungsindustrie sowie Beschaffung neuer Waffen ausgegeben werden soll. Vorgesehen ist, für die Modernisierung der Armee und die Instandsetzung von Waffen und Militärtechnik bis 2020Vorlage:Zukunft/In 5 Jahren insgesamt ungefähr 397 Mrd. Euro bereitzustellen.

Es gibt in Russland eine Reihe von Spezialeinheiten (SpezNas), welche dem Innenministerium (MWD) unterstellt sind. Die Streitkräfte des MWD umfassten im Jahre 2007 insgesamt 170.000 Mann. Ihr Oberbefehlshaber, ein Armeegeneral, ist gleichzeitig Stellvertreter des Innenministers. Die Inneren Truppen gliederten sich 2007 in fünf Divisionen (ODON), zehn Brigaden (OBRON) und eine Anzahl selbständiger Einheiten. Sie sind mit Schützenpanzern und eigener Artillerie ausgerüstet. Dem MWD unterstehen mit der Polizija (полиция) außerdem die regulären Polizeikräfte, welche bis März 2011 als Miliz bezeichnet wurden. Diese sind z. B. für die Aufsicht über die Staatsstraßen zuständig. Daneben gibt es die rund 20.000 Mann der Polizei-Spezialeinheit OMON (ОМОН), die für Notfälle, Großlagen und den Schutz des Nukleararsenals zuständig sind. Dem MWD untersteht schließlich auch der russische Inlandsgeheimdienst, FSB. Dem Föderalen Sicherheitsdienst FSB wurden unter Präsident Putin die von Jelzin geschaffenen selbstständigen Sicherheitsdienste – die Grenztruppen Russlands – untergeordnet, die etwa 160.000 Mann ausmachen.[91]

Föderale Gliederung

Hauptartikel: Föderale Gliederung Russlands
Föderationskreis Fläche in km² Einwohner insgesamt Einwohner je km²
Fernost 6.215.900 6.692.865 1
Nordwestrussland 1.677.900 13.974.466 8
Sibirien 5.114.800 20.062.938 4
Südrussland 416.840 13.800.000 33
Nordkaukasus 170.439 9.108.737 53
Ural 1.788.900 12.373.926 7
Wolga 1.038.000 31.154.744 30
Zentralrussland 650.700 38.000.651 58
Russland gesamt (ohne Krim) 17.075.400 145.166.731 9
Krim (umstritten) 26.844 2.353.100 88
Russland gesamt (inkl. Krim) 17.100.323 147.521.427 9

Der russische Föderalismus ist sehr asymmetrisch geprägt, da das föderale System eine Kombination aus ethnoföderalen Republiken und territorial-föderalen Gebieten darstellt. Die Einteilung des Landes wurde im Wesentlichen aus der Sowjetzeit übernommen, sieht man von der Statusanhebung der meisten Autonomen Gebiete zu Republiken und der Aufteilung der vormaligen Tschetscheno-Inguschetischen ASSR in zwei Republiken ab. Russland gliedert sich laut Artikel 65 der russischen Verfassung in 85 Föderationssubjekte. Dazu zählen 22 Republiken, neun Regionen (Krai), 46 Gebiete (Oblast), drei Städte föderalen Ranges (Moskau, Sankt Petersburg und Sewastopol), ein Autonomes Gebiet und vier Autonome Kreise. Dass die Völkerrechtssubjekte Krim und Sewastopol zu Russland gehören, ist international nicht anerkannt. Die Republiken wurden nach den jeweils dominierenden nichtrussischen Volksgruppen definiert, wenngleich ihre Grenzen nicht immer mit den ethnischen übereinstimmen, während die Gebiete in den übrigen, mehrheitlich von Russen bewohnten Teilen des Landes nach rein administrativen Gesichtspunkten gebildet wurden. Territorien, in denen kleinere nichtrussische Minderheiten leben, erhalten den niedrigeren Rang eines Autonomen Gebietes, beziehungsweise Autonomen Kreises. Bezogen auf Bevölkerung, Fläche und relativen Wohlstand unterscheiden sich die Föderationssubjekte mitunter erheblich.

Obwohl alle Föderationsobjekte formal gleichgestellt sind, sind nur die Republiken berechtigt, eine eigene Verfassung zu erlassen. Sie können zudem internationale Verträge unterzeichnen, solange sich diese an die russische Verfassung halten. Besonderheiten der Republiken bestehen zudem in der traditionellen Namensgebung, der Anzahl der Abgeordneten in Regionalparlamenten und spezifischen Gesetzgebungskompetenzen.

 Republik  Stadt  Region
 Gebiet  Autonomer Kreis  Autonome Oblast

Die Oblaste und Kraje sind im Unterschied zu den Republiken keine Staaten. Sie verfügen nur über Statuten anstelle von Verfassungen. An der Spitze der Republiken steht meist ein Präsident. Die übrigen Föderationssubjekte werden von dem Leiter der Administration geführt, dem Gouverneur. Die gesetzgebenden Körperschaften in den Republiken sind sowohl Einkammer- als auch Zweikammersysteme. In den Gebieten besteht die parlamentarische Vertretung nur aus einer Kammer.

Seit 2005 werden die Republikpräsidenten und Gouverneure nicht mehr von der Bevölkerung, sondern vom regionalen Parlament gewählt. Die Kandidaten schlägt der Präsident vor.

Im Jahr 2000 schuf Präsident Putin per Dekret sieben Föderationskreise, welche jeweils mehrere Föderationssubjekte zu einer größeren Einheit zusammenfassen. Ziel dieser Reform war die Stärkung der vertikalen Machtverteilung und eine Verschärfung der Kontrolle über die regionalen Machthaber. Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf die Volkszählung vom 9. Oktober 2002. Im Jahr 2010 wurde zudem der Föderationskreis Nordkaukasus, durch Ausgliederung aus dem Föderationskreis Südrussland, als achter Föderationskreis geschaffen.

Neben den genannten zwei hierarchischen föderalen Ebenen (1. Föderationskreis, 2. Föderationssubjekt) gibt es noch eine dritte eigenständige Verwaltungsebene, die der kommunalen Selbstverwaltung (Rajon). Deren administrative Leiter werden von der Bevölkerung direkt gewählt. Die Regionen sind gegenüber den kommunalen Selbstverwaltungsorganen administrativ höherstehend und weisungsberechtigt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Russland ist ein entwickeltes Industrie- und Agrarland. Die führenden Industriebranchen sind Maschinenbau sowie die Eisen- und Nichteisenmetallverarbeitung. Gut entwickelt sind auch die chemische und petrolchemische Industrie sowie die Holz-, Leicht- und Nahrungsmittelindustrie. Der Wert des russischen Bruttoinlandsprodukts betrug 2011 ca. 1.884 Mrd. US-Dollar, was einem BIP pro Kopf in Höhe von 13.236 US-Dollar entspricht. Bei Berücksichtigung der Kaufkraftparität ist der BIP-Wert jedoch um gut ein Drittel höher.[92] Der Dienstleistungssektor steuert 62,6 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Auf den industriellen Sekundärsektor entfallen rund 32,7 Prozent, auf den Agrarsektor (Bauwirtschaft und Landwirtschaft) 4,7 Prozent.[93] Die Weltbank schätzte, dass rund ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Produktion von der Rohstoffproduktion gestellt wird.

Die Gesamtzahl der Beschäftigten beträgt 73,5 Millionen (2006). 30 Prozent der Erwerbstätigen arbeiteten 2005 in der Industrie. In der Landwirtschaft waren 10 Prozent, im Dienstleistungsbereich 22 Prozent und im öffentlichen Sektor nochmals 22 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt.

Wirtschaftliche Entwicklung I: Überwindung der Transformationskrise

Die jüngste Entwicklung des BIP Russlands (Kaufkraftparität)

Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Russlands nach der Auflösung der Sowjetunion war zunächst von einem drastischen Einbruch der Produktion geprägt. Dazu trug der Wegfall eingespielter Handelsbeziehungen im Verbund der Sowjetunion bei. Der Übergang von der Planwirtschaft zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung war schwierig und gelang nur in Teilbereichen. Insgesamt verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt um gut 40 Prozent. Als sich 1997/98 eine Erholung andeutete, brachen die Erdölpreise ein. Russland musste die Bedienung seiner Staatsschulden einstellen und die Dollarbindung des Rubel aufgeben. Als Putin im Jahr 2000 Jelzin ablöste, stabilisierte er Russlands Wirtschaft nach einer Ära des Bankrotts in den neunziger Jahren. Die „Politik des Minimalstaates“ unter Jelzin führte dazu, dass die föderale Regierung nicht imstande war, Steuern einzutreiben und für Rechtssicherheit zu sorgen. Dies änderte sich unter der Präsidentschaft von Wladimir Putin. Um die politische Kontrolle im Staat wieder zu erlangen, stärkte er den Staatsapparat auf Kosten des Einflusses der Oligarchen.

Das Modell, das sich unter Putin bis 2008 in Russland entwickelte, trug Züge einer korporatistischen Wirtschaft unter Führung des Staates. In den ersten vier Jahren von Putins Präsidentschaft folgte die Einführung einer Flatrate bei der Einkommensteuer (vgl. Steuerrecht (Russland)), eines Drei-Jahres-Budgets und der vollen Konvertibilität des Rubels. Um von den Einnahmen des Energiesektors zu profitieren, war die russische Politik darauf ausgerichtet, die staatliche Kontrolle über die Energiewirtschaft Russlands zu verstärken und private Unternehmen aus diesem Bereich zurückzudrängen. Das wurde durch die Zerschlagung des Erdölkonzerns Yukos und die Übernahme des Ölkonzerns Sibneft durch die halbstaatliche Erdgasgesellschaft Gazprom erreicht. Auch außerhalb des Energiesektors baute der Staat seinen Einfluss aus. Die Regierung förderte die Bildung staatlicher Großkonzerne, die strategische Branchen dominieren sollen. So wurden beispielsweise im Bereich des Maschinen- und Automobilbaus private Unternehmen von Staatsbetrieben übernommen und durch Subventionen gestützt, um diesen für Russland wichtigen Branchen Zeit für eine Modernisierung zu geben.

Industrie in der Oblast Wolgograd

Noch zu Zeiten der UdSSR waren große Produktionskapazitäten vorhanden, die allerdings nicht ausgelastet waren, so dass sich die russische Regierung daran orientierte, durch eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik mittels expansiver, wachstumsorientierter Geldpolitik diese Kapazitäten wieder voll auszulasten. Dies brachte aber auch eine zweistellige Inflationsrate mit sich. Das vom damaligen Präsidenten Putin gesetzte Ziel, das Bruttoinlandsprodukt in einem Zeitraum von zehn Jahren zu verdoppeln, sollte mittels staatlichen Ausgabenprogramm gefördert werden. Dafür wurden die Ausgaben für Gehälter im öffentlichen Dienst, Renten und sonstige Sozialleistungen wie dem Häuserbau erhöht. Möglich wurde das Sozialprogramm aber erst durch den Ölboom, der dem Staat hohe Mehreinnahmen bescherte. Durch die Mehreinnahmen konnte Putin die Auslandsverschuldung zurückfahren, die 2000 noch 166 Mrd. Dollar betrug. Ein Teil der Öleinnahmen floss seit 2004 in einen nationalen Stabilisierungsfonds, der die Auswirkungen schwankender Rohstoffpreise auf Wirtschaft und Staatshaushalt mindern sollte und mögliche inflationäre Tendenzen auf Grund hereinströmender Petro-Gelder abschwächen sollte. Der 2004 gegründete Stabilisierungsfonds wurde 2008 in den Reservefonds (zur Abfederung evtl. rückläufiger Einnahmen) und in den Wohlstandsfonds (zur Rentensicherung) aufgegliedert. Der Wohlstandsfonds betrug 2011 68,4 Mrd. Euro, der Reservefonds 19,9 Mrd. Euro.[63] Zusammen mit einer vorsichtigen Haushaltspolitik war neben den steigenden Rohwarenpreisen der sparsame Umgang mit dem Erdölreichtum ein Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg Russlands in den vergangenen Jahren.

Die russische Wirtschaft hat sich vom Produktionseinbruch im Zuge der Finanzkrise des Jahres 1998 rasch erholt, da die 1998 eingetretene deutliche Abwertung des Rubels der russischen Wirtschaft Auftrieb verschaffte. Durch die Abwertung wurden ausländische Güter verteuert. In Russland hergestellte Produkte wurden auf dem Inlandsmarkt wettbewerbsfähiger. Die gesamtwirtschaftliche Produktion setzte ihren Aufschwung bis 2008 fort. Die russische Wirtschaft machte auf dem Weg zu einer breiter diversifizierten Produktionsstruktur Fortschritte. Außenwirtschaftlich verstärkte sich die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft vom Energiesektor allerdings weiter. Trotz kräftig gestiegener Investitionen wurde in Russland im internationalen Vergleich zu wenig investiert. Investoren kritisierten fehlende Rechtssicherheit, weit verbreitete Korruption, eine überbordende Bürokratie und die geringe Leistungsfähigkeit des russischen Bankensystems.

Wirtschaftliche Entwicklung II: Überwindung der internationalen Wirtschaftskrise

Das neue Russland: Moskau City, Bauphase Mai 2010

Im Zuge der Internationalen Wirtschaftskrise wies die russische Wirtschaft seit Mitte 2008 deutlich negative Entwicklungen auf, was in hohem Maße auf ihre immer noch große Abhängigkeit vom Rohstoffsektor zurückzuführen war. Aufgrund des drastischen Preisverfalls beim Erdöl und Erdgas sanken die Staatseinnahmen. Die weltweite Finanzkrise hatte Russland 2009 hart getroffen. Russland konnte durch seine Antikrisenpolitik größere Bankenzusammenbrüche verhindern, so dass das russische Finanzsystem wieder als stabil gilt. Die Pflichteinlagen bei der Zentralbank wurden hochgeschraubt, Banken bekamen staatliche Hilfen. Fast 300 Milliarden Dollar an Reserven verwendete die Russische Zentralbank, um als Folge des ausländischen Kapitalzugs den unter Abwertungsdruck gekommenen Rubel zu stützen. 2010 und 2011 setzte eine wirtschaftliche Erholung in Russland ein. Inzwischen betragen die Devisenreserven 2011 wieder 368 Mrd. Euro.[63] Damit verfügt Russland weltweit über die drittgrößten Gold- und Devisenreserven. Der Grund sind Außenhandelsüberschüsse und Zuflüsse an ausländischen Investitionen.

Spätestens durch diese Krise erkannte die russische Regierung, dass die Fixierung auf den Rohstoffreichtum das Land in eine Sackgasse führt und die Abhängigkeit von den Weltmarktpreisen für Erdöl, Erdgas oder Metalle zu hoch ist. In seiner Wirtschaftspolitik will Präsident Wladimir Putin ab 2012 den Schwerpunkt auf die Stimulierung von Investitionen, Schaffung neuer Produktionskapazitäten, umfassende Anwendung von Innovationen, Steigerung der Energieeffektivität und Entwicklung moderner Branchen legen. Bereits zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatte in Russland eine intensive Diskussion über Sonderwirtschaftszonen eingesetzt. Unter Wladimir Putin wurde 2005 ein entsprechendes Gesetz über Sonderwirtschaftszonen in der Russischen Föderation verabschiedet. Bis Ende 2009 wurden 15 dieser Zonen konzipiert und bestätigt, darunter unter anderem zwei Industrie-Sonderwirtschaftszonen (Jelabuga, Lipezk), vier technologieorientierte Sonderwirtschaftszonen (Moskau, St. Petersburg, Dubna, Tomsk) sowie sieben für Tourismus und Erholung.

Die Investitionen in die Produktion sollen durch eine Herabsetzung der Zinssätze gefördert werden. Die Inflation soll weiter eingedämmt und der nationale Finanzmarkt entwickelt werden. Die Inflationsrate erreichte 2011 ihren niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Die Regierung ist bemüht, preistreibende Faktoren wie die Verteuerung von Treibstoffen und Elektroenergie über Quartalsvereinbarungen mit den Anbietern unter Kontrolle zu halten. Der Staatshaushalt soll stabil und ausbilanziert bleiben, so soll eine angebotsorientierte liberale Wirtschaftspolitik neue Produktionskapazitäten schaffen. Dies will der Staat durch technologische Neuausrüstungen (Techparks) und erleichterten Zugang der Wirtschaft zu modernen Technologien stimulieren.

Während das Land 1999 noch auf Platz 22 der größten Wirtschaftsnationen lag, hatte es 2012 den neunten Platz in der Welt nach nominalen BIP inne. Russlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im Vergleich zu Deutschland. Lag der Wert des russischen BIP in Relation zum deutschen im Jahr 2004 bei 21,7 Prozent, waren es 2011 bereits 51,7 Prozent.[63] Der Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) erfolgte 2012 nach 18 Verhandlungsjahren, wodurch die Importzölle sanken und der Modernisierungsdruck der heimischen Wirtschaft immer noch steigt.

Landwirtschaft und Rohstoffwirtschaft

Karte mit den großen russischen Erdöl- und Erdgaslagerstätten

Die Naturreichtümer Russlands sind eine solide Basis für die Wirtschaft des Landes. In Russland befinden sich 16 Prozent aller mineralischen Naturressourcen der Welt, davon 32 Prozent aller Erdgasvorräte (erster Platz in der Welt), 12 Prozent aller Vorräte an Erdöl, die sich insbesondere in Westsibirien, auf der Insel Sachalin, in Nordkaukasien, der Republik Komi und den Erdölgebieten im Wolga-Ural-Bereich (Kaspische Senke) finden. Mit der kräftigen Zunahme der Ölexporte bei steigenden Ölpreisen ist die Bedeutung der Förderung besonders von Öl und Gas in Russland gewachsen und spielt eine wichtige Rolle für die Weltwirtschaft insgesamt. Russische Unternehmen (Gazprom, Rosneft, Lukoil etc.) sind auf diesem Gebiet weltweit mit führend. Die Erdöl- und Erdgasförderung findet hauptsächlich in den nördlichen und östlichen Landesteilen statt.

Die Diamantenmine Udatschnaja (Luftbild)

Mit seinen Goldvorräten belegt Russland den dritten Platz in der Welt. Weltbekannt sind die Diamantenvorkommen im nordostsibirischen Jakutien. Seit 1996 werden hier Diamanten in einer der weltweit größten Kimberlit-Lagerstätten, in Mirny, gewonnen.

Russlands Anteil an den Weltvorräten an Eisen und Zinn beträgt über 27 Prozent, an Nickel 36 Prozent, an Kupfer 11 Prozent, an Kobalt 20 Prozent, an Blei 12 Prozent, an Zink 16 Prozent und an Metallen der Platingruppe 40 Prozent. 50 Prozent der weltweit bekannten Kohlevorkommen finden sich in Russland.[95] Entsprechend den mineralischen Vorkommen spielt die Steinkohle- und Eisenerzförderung eine sehr wichtige Rolle in der Wirtschaft Russlands. Größere Erzvorkommen finden sich vor allem in den altgefalteten Gebirgen (Chibinen auf der Kola-Halbinsel, Ural, Altai, Sajangebirge sowie andere sibirische Gebirgszüge). Lagerstätten von Steinkohle finden sich in einigen Vorsenken dieser Gebirge, vor allem am Ural (u. a. Kohlelagerstätten von Workuta) sowie im Donezbecken an der Grenze zur Ukraine. Die Kohlenförderung litt an fehlenden Investitionen und hat im Vergleich zur Sowjetzeit an Bedeutung verloren.

Weizenernte in der Oblast Rostow
Dose mit 113 g russischem Kaviar

Die Holzindustrie ist hauptsächlich im Nordwesten des europäischen Teiles, im zentralen Uralgebirge, in Südsibirien und im Süden des fernöstlichen Russlands vertreten. Russland verfügt über etwa ein Fünftel des Waldbestandes der Erde und über rund ein Drittel des Weltbestandes an Nadelwald; der größte Teil der russischen Nutzholzproduktion besteht aus Weichholz, hauptsächlich von Kiefern, Tannen und Lärchen. Wichtigstes Laubholz für den Handel ist Birke.

Die Landwirtschaft war und ist nach wie vor eine der wichtigsten Branchen der russischen Wirtschaft. Einst die Kornkammer Europas, erlitt die russische Landwirtschaft in den 1990er Jahren einen drastischen Einbruch der Agrarproduktion. Inzwischen hat sich die Produktion erholt und der Produktionswert der russischen Landwirtschaft lag 2009 bei umgerechnet 38 Milliarden Euro. Die Bedingungen für die Landwirtschaft sind sehr gut, unter anderen ist sein Schwarzerdegebiet das größte der Welt. Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 219 Millionen Hektar, 13 Prozent der Landfläche Russlands. Davon sind 122 Millionen Hektar Ackerfläche, neun Prozent des weltweiten Ackerlandes.[96] Mehr als 80 Prozent der Saatfläche liegen an der Wolga, im Nordkaukasus, am Ural und in Westsibirien innerhalb des sogenannten Agrardreiecks. Die Agrarstruktur wird immer mehr von sehr großen Betrieben geprägt. Der Aufholbedarf, beispielsweise im Mineraldüngemitteleinsatz, Pestiziden- oder beim Landmaschineneinsatz, ist noch groß, allerdings verbessert sich auch hier die Situation stetig. In Russland gibt es aufgrund der geographischen Ausdehnung und der damit verbundenen klimatischen Differenzierung große regionale Unterschiede in Bezug auf die Erträge. Die größten Ertragspotenziale gibt es in den Schwarzerderegionen im europäischen Teil Russlands sowie in Südrussland. Der Ackerbau macht 36 Prozent der landwirtschaftlichen Bruttoerzeugung Russlands aus, die Tierzucht aber über 60 Prozent. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Russland sind Getreide, Zuckerrüben, Sonnenblumen, Kartoffeln und Flachs. Die Binnenfischerei liefert mit dem Stör den weltweit begehrten russischen Kaviar. Auch die fleisch- und milchwirtschaftliche Tierzucht ist in der Landwirtschaft Russlands bedeutend. Allerdings gingen in der Transformationsphase die Schweine- und Geflügelbestände in den Großbetrieben zwischen 1990 und 1997 fast um die Hälfte zurück. Russland importierte seitdem einen Teil seiner Nahrungsmittel. Allerdings hat der Produktionsumfang deutlich zugelegt und die 1990er Zahlen zum Teil überholt. Natürliche Ressourcen sind in großem Umfang vorhanden, das Leistungspotential beispielsweise in der Tierhaltung ist noch lange nicht ausgeschöpft. Es ist daher das Ziel der russischen Regierung, die Fähigkeit zur Eigenversorgung zu steigern und die Importabhängigkeit zu reduzieren.[97] Der Bestand an Rindern beträgt 12,1 Millionen Tiere, an Schweinen 7 Mio. sowie an Schafen und Ziegen 4,6 Mio. Rinderzucht wird vorwiegend im Wolgagebiet, in Westsibirien und dem europäischen Zentrum betrieben, Schweinezucht findet sich ebenfalls im Wolgagebiet, aber auch in Nordkaukasien und im zentralen Schwarzerdegebiet. Schafzucht weist Schwerpunkte in den Regionen Ostsibirien, Nordkaukasiens und dem Wolgagebiet auf.

Industrie, Dienstleistungen und Außenhandel

Russisches BIP/Kopf nach Regionen (2006):
  • > 400.000 Rubel
  • 150.000 bis 400.000 Rubel
  • 100.000 bis 150.000 Rubel
  • 50.000 bis 100.000 Rubel
  • < 50.000 Rubel

Neben den alten Industriegebieten Moskau, Nischni Nowgorod, Sankt Petersburg, Saratow, Rostow und Wolgograd sind seit dem Zweiten Weltkrieg weitere Industriestandorte vorzugsweise im asiatischen Teil des Landes entstanden. Die Schwerindustrie konzentriert sich im Ural um Jekaterinburg. Russland nimmt eine führende Rolle in der weltweiten Produktion von Stahl und Aluminium ein. In den letzten Jahren haben sich in Russland weltbekannte Stahlkonzerne mit hoher Finanzkraft gebildet. Dies sind zum Beispiel Evraz, Severstal, Magnitogorsk Iron and Steel Works und Novolipetsk Steel, die zu den weltweit 30 größten Stahlkonzernen gehören. Wichtige Zentren der Schwerindustrie sind Magnitogorsk, Tscheljabinsk, Nischni Tagil, Nowokusnezk, Tscherepowez und Lipetsk.

An den alten Hauptindustriestandorten Moskau, dem Wolgagebiet, dem Nordwesten und dem Ural produzieren zahlreiche Maschinen- und Fahrzeugindustrien, aber auch Geräte- und Anlagenbauherstellung ist hier angesiedelt. Mehrere Zweige des Verarbeitenden Gewerbes wie Maschinenbau, Autoindustrie und Rüstungsindustrie einschließlich Luftfahrtindustrie fielen nach dem Ende der Sowjetunion in eine tiefe Krise. Die Produktion ging stark zurück. In den 2000er Jahren ging es aber auch in der verarbeitenden Industrie wieder bergauf. Vor allem auf Märkten in der GUS konnten Marktanteile zurückgewonnen und neue Märkte in Asien gefunden werden, weil sich einige russische Erzeugnisse als einfacher und preiswerter als westliche Konkurrenzprodukte profilieren konnten. Die Inlandsproduktion von Maschinen und Ausrüstungen erreichte 2006 ein Volumen von rund 63 Milliarden Euro.[98] Um die notwendige Modernisierung im Maschinenbau zu forcieren, steuert der Staat die weitere Entwicklung des Maschinenbaus von oben. Dazu gehörte die Gründung der Staatsholding Rostechnologii, in die Staatsanteile von fast 500 Unternehmen (Rüstungsbetriebe, Fluggesellschaften, Lkw- und Waggonhersteller und Maschinenbauer) eingebracht wurden.

Produktion ausgewählter Produkte
Produktart 2005 2011
Eisenerze 94,5 Mio. t 100 Mio. t
Kohle 299 Mio. t 335 Mio. t
Roheisen 66,2 Mio. t 48,1 Mio. t
Öl 470 Mio. t 511 Mio. t
Erdgas 641 Mio. m³ 670 Mio. m³
Zement 48,7 Mio. t 53,7 Mio. t (2008)
PKW[99] 1,068 Mio. Stck. 1,738 Mio. Stck.
LKW[99] 0,204 Mio. Stck. 0,249 Mio. Stck.
Stromerzeugung 953 TWh 1052 TWh

Der Flugzeugbau war eine der wichtigsten und technisch am höchsten entwickelten Branchen der russischen Industrie. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden die Produktionsketten zwischen den ehemaligen Unionsrepubliken unterbrochen. Das hatte tiefgreifende negative Auswirkungen auf den russischen Flugzeugbau. Die wichtigsten Entwickler und Produzenten von Flugzeugen in Russland wurden 2006 in der OAK zusammengefasst. 2010 lieferte die OAK 75 Flugzeuge aus bei einem Erlös von vier Milliarden US-Dollar.[100] Die bekanntesten russischen Autohersteller sind AwtoWAS, KamAS, Ischmasch oder die GAZ-Gruppe. Sehr oft sieht man noch die in Russland hergestellten Automarken Schiguli, Moskwitsch, Lada Niva und Oka sowie die LKW Kamaz, Ural und andere. Inzwischen kooperieren die russischen Autohersteller mit ausländischen Konzernen. Aktuell arbeiten die Volkswagen Group Rus mit der GAZ, Ford mit Sollers, Renault-Nissan und AwtoWAZ sowie General Motors (GM) mit Avtotor zusammen. Dadurch entstanden und entstehen derzeit neue Montagewerke in Kaluga, Nischni Nowgorod, Togliatti, St. Petersburg und Kaliningrad.[101] Koordiniert wird Russlands Rüstungsindustrie vom staatlichen Rüstungsexporteuer Rosoboronexport. Rosoboronexport koordiniert die Arbeit der verschiedenen Rüstungsfirmen und schließt diese über Beteiligungen zu einem gewaltigen Rüstungskonzern zusammen.

Die chemische Industrie Russlands ist eine der Hauptbranchen der Volkswirtschaft Russlands, deren Anteil am Umfang der Warenproduktion sechs Prozent erreicht. Der chemische Komplex Russlands schließt 15 große Industriegruppen ein, die sich auf den Ausstoß einer vielfältigen Produktion spezialisiert haben.[102] Die führenden Unternehmen in diesem Bereich sind die hochrentablen, erdölverarbeitenden Unternehmen und Produzenten von chemischen Düngemitteln. Darüber hinaus sind in Russland die Herstellung von Chemiefasern, Kunststoffen und Autoreifen stark entwickelt. Die Wirtschaft Russlands wird auch durch die Herstellung von Baustoffen, die Leichtindustrie (hauptsächlich Textilindustrie) und die Nahrungsmittelindustrie geprägt.

Viele der Mitgliedsstaaten der EU haben eine nicht geringe Abhängigkeit von russischen Erdgas- und Erdöllieferungen
YotaPhone des russischen Herstellers Yota: weltweit erstes Smartphone mit Doppel-Display

Mit Öl-, Erdgas- oder Kohle betriebene Wärmekraftwerke erzeugten 2003 rund 63 Prozent der gesamten Stromproduktion von rund 851 Mrd. Kilowattstunden. Auf Wasserkraftwerke entfielen 21 Prozent, auf Kernkraftwerke 16 Prozent. Die russische Regierung plant, den Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung bis 2020 auf etwa ein Drittel zu verdoppeln, um noch mehr Erdöl und Erdgas exportieren zu können. Lediglich das Stromnetz und die großen Wasserkraftwerke sind nach wie vor unter staatlicher Kontrolle.

Zu den führenden lokalen Einzelhandelsketten gehören mit großem Abstand die X5-Retail Group (zu dem u. a. die Ketten Pjatjorotschka und Perekrjostok gehören), Magnit, bei den internationalen Ketten führen die Metro Group und Auchan. Den Bankenmarkt dominieren Staatsinstitute wie Sberbank, WTB, Rosselchosbank und Wneschekonombank. Allein die Sberbank, die frühere Werktätigensparkasse der Sowjetunion, hält etwa die Hälfte aller Spareinlagen. Über ein landesweites Filialnetz verfügt nur die Sberbank. Der Anteil der staatlich kontrollierten Banken am Gesamtmarkt beträgt im Schnitt etwa 50 Prozent. Die größten russischen Privatbanken (Gazprombank, Alfa Group, MDM Bank, Rosbank) sind Teil von Industrieholdings und nehmen hauptsächlich Aufgaben im Rahmen der Holding wahr.[103]

Von der Lieferstruktur her wichtigster Handelspartner Russlands ist Deutschland, das vor allem industrielle Fertigerzeugnisse wie Maschinen, Anlagen und Spitzentechnologie nach Russland liefert. Russland ist im Gegenzug Deutschlands größter Rohöllieferant und deckt rund ein Drittel des deutschen Erdgasbedarfs. Das russisch-deutsche Handelsvolumen betrug 2011 75 Mrd. Euro (vgl. 2005: 35 Mrd. Euro). Die VR China hat 2010 Deutschland als wichtigsten Außenhandelspartner abgelöst, ebenfalls von Bedeutung für Russland sind die Niederlande, Ukraine, Italien, Weißrussland und die Türkei. Schon heute ist Russland weltweit zweitgrößter Exporteur von Rohöl und weltweit größter Exporteur von Erdgas. Der Export von Energieträgern und Elektrizität hat einen Anteil von 62,8 Prozent an den Gesamtausfuhren (Metalle, Metallprodukte: 9,9 Prozent, Chemikalien: 4,1 Prozent).[93] Russlands Anteil am weltweiten Warenhandel ist trotz seiner bedeutenden Stellung als Rohstofflieferant jedoch vergleichsweise gering. Er beträgt zwei Prozent, knapp ein Drittel des Anteils Deutschlands.

Tourismus

Hauptartikel: Tourismus in Russland
Touristische Höhepunkte Russlands
Peters Sommerresidenz Schloss Peterhof, das russische Versailles: Große Kaskade, im Hintergrund der Finnische Meerbusen
In der Nacht werden in St. Petersburg zwischen 2 und 5 Uhr die Newa-Brücken aufgeklappt, woraufhin zwischen zahlreichen Stadtteilen keine Verbindung mehr besteht. In den Weißen Nächten von Ende Juni bis Mitte Juli ist die Passage der Schiffskonvois ein Schauspiel, das sich tausende Menschen trotz der nachtschlafenden Zeit ansehen.
Die Insel Kischi ist eine Insel im Onegasee in Russland. Ihr Ensemble von Kirchen in Holzbauweise, Freiluftmuseum Kischi genannt, gehört seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es umfasst derzeit etwa 80 Gebäude der karelischen Holzbaukunst.
Das Solowezki-Kloster ist eines der wichtigsten Zentren der orthodoxen Christenheit im russischen Norden. In seiner langen Geschichte erlebte das auf den Solowezki-Inseln im Weißen Meer gelegene Kloster zahlreiche Belagerungen und Epochen.
Schnellzug der Transsib irgendwo zwischen Omsk und Nowosibirsk.
Feuerwerk während des Schulabschlussfests Scharlachrote Segel am 20. Juni. Es gilt als das Hauptereignis und Höhepunkt der Weißen Nächte. Mit Unterstützung des Staates, der Stadt und des Fernsehens hat sich das Fest zum Großereignis vom Ausmaß der Love Parade entwickelt.
Die Altairegion ermöglicht einen Aktivurlaub in nahezu unberührter Natur. Möglich sind u. a. mehrtägige Fuß- und Pferdetouren, Fischen, Jagen, Rafting, Paragleiten usw. 2008 besuchten mehr als 1 Million Menschen aus über 60 Ländern die Altairegion.
Der „Goldene“ Ring („Golden“ wegen der goldenen Kuppeln) altrussischer Städte nordöstlich von Moskau zählt zu den bekanntesten Reisezielen Russlands. Kaum eine längere Russland-Studienreise kommt ohne zumindest einen Ausflug an den Goldenen Ring aus. Der Ring vermittelt den Besuchern einen Einblick in die Geschichte der Entstehung Russlands, die von hier aus maßgeblich geprägt wurde.
Seit die UNESCO die Baikal Region 1996 in das Weltkulturerbe aufnahm, wächst das Interesse der Touristen an den Baikalsee. Der Baikalsee, auch „Die Perle Sibiriens“ genannt, ist für Abenteuerurlauber genauso interessant wie für Taucher, Bergwanderer, Fahrradfahrer oder Erholungssuchende. Die Organisation Great Baikal Trail versucht durch den Bau eines Wanderweges um den Baikalsee, den Ökotourismus zu fördern. Abgebildet ist der Frolikha Adventure Coastline Track.
Die Region Stawropol im nördlichen Kaukasus hat aufgrund seines Reichtums an Heil- und Thermalquellen mehrere russlandweit bekannte Kurorte mit sehr vielen, teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kurhäusern aufzubieten.
Die Küste des Schwarzen Meeres in Sotschi

Das Land verfügt über sehenswerte Naturlandschaften, darunter etliche von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt, sowie zahlreiche Sehenswürdigkeiten von hohem kulturellen Wert. Dennoch liegt Russland bei der Entwicklung seines Tourismusangebots zurück. 2010 besuchten 2,4 Millionen ausländische Touristen Russland, wohingegen 13,1 Mio. Russen zur Erholung ins Ausland reisten.[104] Der Binnentourismus brachte es auf 29,1 Mio. Reisende. Obwohl der Touristenstrom aus Asien und Südamerika zunimmt, machen Gäste aus Europa – mit Deutschland an der Spitze – den Großteil der Besucher in Russland aus. So sind auch die Einreisezahlen von Urlaubs- und Geschäftsreisenden in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Waren es 2002 rund 360.000 Deutsche, die das Land bereisten, so kamen 2008 558.000 deutsche Besucher. Allerdings waren davon nur 66.000 Urlaubsreisen Deutscher und der Rest Geschäftsreisen sowie Familien- und Freundschaftsbesuche.[105] Aufgrund der beidseitig wachsenden Besucherzahlen zwischen Russland und Deutschland kommt es zu immer mehr Kooperationen und Beteiligungen im Touristikmarkt zwischen beiden Ländern. Individualtouristen werden allgemein häufig (noch) durch Visa-Beschaffung und sprachliche Hürden abgeschreckt, hingegen ist das Land bei Reisegruppen beliebter. Visabeschaffung für Touristen ist problemlos; hingegen ist ein Geschäftsvisum immer noch ein formal umständlicheres Vorhaben.

Touristen werden unter anderem durch ein unattraktives und inzwischen überholtes Markenimage aus den Zeiten des Kalten Krieges abgeschreckt. So ist das Russlandbild vieler Menschen aus dem Westen noch von alten Stereotypen geprägt,[106] wonach „Russland ein unbehagliches Land“ und „nicht bereit dazu sei, Touristen aufzunehmen. Dass die Menschen dort unfreundlich seien und dass überall rundherum die Gefahr lauere“, meint Alexander Radkow, Chef der staatlichen Tourismusagentur Rostourismus.[107] Trotz vermehrter Aktivitäten durch die Föderale Tourismusagentur fehlt bislang eine wirksame PR- und Marketingstrategie, die das schlechte Image des Landes im Westen, insbesondere verursacht u. a. durch eine einseitig verzerrte mediale Berichterstattung,[74][108] welche vor allem Nachrichten über Anschläge, Korruption und Unfreiheit enthält, beeinflussen könnte.[109]

Denkmal Immanuel Kants in Kaliningrad

Der Tourismus in Russland konzentriert sich vor allem auf die beiden Metropolen Moskau und Sankt Petersburg, dem Venedig des Nordens mit seinem reichen kulturellen Angebot und seiner historischen Innenstadt, die vollständig UNESCO-Weltkulturerbe ist. Typisch für St. Petersburg sind die Weißen Nächte mit den hochgeklappten Newa-Brücken von Ende Mai bis Mitte Juli. Darüber hinaus sind Schifffahrten auf der Wolga sowie Besichtigungen von altrussischen Städten nordöstlich von Moskau, dem sogenannten Goldenen Ring, gefragt. Der Goldene Ring besteht aus mehr als zwanzig Städten und stellt die beliebteste touristische Route durch die russische Provinz dar. Natururlaub ist vor allem in Karelien und dem Altai-Gebirge (Weltnaturerbe) möglich. Beliebt sind unter ausländischen Gästen die Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn. Rund 9.300 Kilometer legt die Bahn auf dem Weg von Moskau bis nach Wladiwostok zurück. Dazwischen passiert sie unter anderem Jekaterinburg, Nowosibirsk, die Hauptstadt Sibiriens, Irkutsk, das auch „Paris“ Sibiriens genannt wird, sowie die Region um den Baikalsee, auch dieser ist UNESCO-Weltnaturerbe. Aber auch Kaliningrad, das frühere Königsberg, zieht immer mehr deutsche Besucher an.

Im innerrussischen Fremdenverkehr sind die Badeorte der Schwarzmeerküste sowie eine Reihe von nordkaukasischen Thermalquellen-Kurorten wie Kislowodsk oder Pjatigorsk von Bedeutung. 400 Kilometer liegen zwischen dem nördlichsten und dem südlichsten Punkt der russischen Schwarzmeerküste. Auf diesem relativ kleinen Küstenabschnitt, der auf dem gleichen Breitengrad gelegen ist wie die Badeorte der Adria und der italienischen und französischen Mittelmeerküste, konzentriert sich innerhalb der von Mai bis Oktober dauernden Saison der Großteil des Seebadbetriebes Russlands.

Zunehmender Beliebtheit erfreut sich der Skitourismus im Nordkaukasus. Vor allem im Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi wurde hierfür die Infrastruktur ausgebaut.

Verkehrsinfrastruktur

Verlauf der mittelalterlichen Via Regia und Via Imperii in Europa

Mit einer Größe von 17.075.400 Quadratkilometern liegt das besondere Augenmerk des Landes auf einer möglichst breit gefächerten und funktionierenden Infrastruktur. Nach der politischen Wende Russlands hatte sich das Verkehrsaufkommen zunächst aufgrund der wirtschaftlichen Abwärtsbewegung überwiegend nach unten entwickelt, erlebte dann aber ein starkes Wachstum. Die derzeitige Infrastruktur stammt noch zu einem größeren Teil aus den Zeiten der Sowjetunion und ist inzwischen modernisierungsbedürftig. Ein anderer Nachteil der russischen Verkehrsinfrastruktur liegt darin, dass die bestehenden Verkehrssysteme kaum Netzwerkeffekte erzeugen. Die Erweiterung und Modernisierung der Transport-Infrastruktur besitzt für die russische Regierung daher hohe Priorität. 2005 wurde von der Regierung eine Modernisierungsstrategie für die Erneuerung der Verkehrswege beschlossen. Die darin genannten Schwerpunkte sind die Fortsetzung der Modernisierungen im Schienen- und Straßenverkehr, die Modernisierung des Luftfahrtsektors und die Verbesserung des Schiffsverkehrs samt der Sanierung der Häfen des Landes. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Forcierung von Konzessionen und anderen Public-Private-Partnership-Modellen im Transportsektor, um auch in diesem Sektor Finanzierungsmittel privater Investoren zu mobilisieren.

Trotz schwieriger Bedingungen will sich Russland programmatisch als ein wichtiges Drehkreuz im Asien-Europa-Verkehr und zum Teil auch auf der Nord-Süd-Achse von Nordeuropa Richtung Indien etablieren. Die Logistikinfrastruktur soll dazu vor allem an den Knotenpunkten Moskau und Sankt Petersburg ausgebaut werden.

Eisenbahn

Hochgeschwindigkeitszug Sapsan (nahezu baugleich mit dem ICE 3) auf der Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau
Die wichtigsten Strecken der Russischen Eisenbahnen ( Rossijskije schelesnyje dorogi, RŽD)

Als Massentransportmittel über lange Distanzen nimmt die Eisenbahn in Russland einen wichtigen Teil des Verkehrsmarktes ein. Aufgrund der großen Entfernungen bildete im frühen 20. Jahrhundert die Anbindung des Fernen Ostens eine große Herausforderung, die das Land mit der berühmten Transsibirischen Eisenbahn herstellen konnte. Parallel dazu wurde Ende des 20. Jahrhunderts zur Erschließung des fernen Ostens Sibiriens die Baikal-Amur-Magistrale vom Baikalsee zum Fluss Amur gebaut. Durch diese beiden und die abzweigenden Strecken wird das Land in west-östlicher Richtung erschlossen. Durch sie kann beispielsweise die Beförderung von Gütern zwischen Pusan und Helsinki von etwa 47 Tagen auf dem Seeweg auf ca. 16 Tage reduziert werden.

Im Mai 2001 beschloss die russische Regierung die Umsetzung der Bahnreform. Die Hauptziele war die Liberalisierung des Eisenbahnmarktes und Freigabe der Tarife im Eisenbahnverkehr. Im Rahmen der Bahnreform wurde im Oktober 2003 das ehemalige Bahnministerium (MPS) aufgelöst und Russlands zweitgrößtes staatliches Unternehmen, die Rossijskije schelesnyje dorogi (RZhD) gegründet. In den letzten Jahren sind in Russland auch 85 Privatbahnunternehmen entstanden, die heute mehr als 25 Prozent der Güter transportieren und rund 30 Prozent (etwa 200.000 Güterwagen) des gesamten Güterwagen-Bestands in Russland besitzen. Das Streckennetz in Russland wird von der RZhD betrieben. Insgesamt umfasst das gut entwickelte Eisenbahnnetz (Breitspur mit 1520 Millimeter Spurweite) rund 87.000 Kilometer, davon ist knapp die Hälfte (40.000 Kilometer) elektrifiziert. Auf der Insel Sachalin existieren fast 1000 Kilometer in 1067 Millimeter Breite. Daneben gibt es zusätzlich 30.000 Kilometer nicht öffentlicher Industriebahnen (alle Angaben 2004). Während in Westeuropa schon seit Jahrzehnten der Straßengüterverkehr der dominierende Verkehrsträger ist und die Bahn eine nachrangige Bedeutung hat, konnte der Lkw in Russland erst seit 2000 aufholen. Daher besitzt die Bahn in Russland mit 83 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Marktanteil am Güterverkehr.

Straßenverkehr

Fernstraßennetz der Russischen Föderation (2007)
Hafen von Murmansk

Seit 2000 ist in Russland der Trend zur Straße deutlich zu erkennen. Die Straßendichte ist mit 40 Meter Straße pro Quadratkilometer sehr gering. Dies ist unter anderem auf die in großen Teilen des Landes sehr geringe Bevölkerungsdichte zurückzuführen. Das Straßennetz in Russland ist von sehr unterschiedlicher Qualität, sein Ausbau kann mit dem immer stärker werdenden Straßenverkehr nicht Schritt halten. Die Dichte des Netzes nimmt von West nach Ost stark ab: Je weiter man sich von Moskau nach Osten entfernt, desto mehr verschlechtern sich die Straßenverhältnisse. Trotzdem wird der Großteil des Güterverkehrs zwischen Westeuropa und Russland über die Straße abgewickelt – im Transit über Polen und Weißrussland oder über die Nordroute via Polen und die baltischen Republiken sowie über Finnland. Dazu trägt auch der Spurweitenunterschied der Eisenbahnen bei.

Das russische Autobahn- und Fernstraßennetz umfasst zusammen etwa 540.000 Kilometer (2001), davon sind zwei Drittel befestigt. Erst seit 2003 existiert eine räumlich und saisonal durchgehende Straßenverbindung von der Ostsee zum Pazifik. Die Fernstraßen sind außerhalb der Ballungsgebiete in der Regel nicht als Autobahnen oder Schnellstraßen ausgebaut und auch bei größeren breiten Straßen sind die Richtungsfahrbahnen nicht durch Leitplanken voneinander getrennt. Die wichtigste Fernstraße in Russland ist die Europastraße 30, die in Sibirien endet.

Der Anteil der Transportkosten an den Produktionskosten liegt aufgrund der schlechten Straßen bei bis zu 20 Prozent. Die schlechte Infrastruktur kostet das Land bis zu neun Prozent seiner Wirtschaftsleistung; Verkehrsexperten schätzen, dass jährlich umgerechnet mindestens 32 Milliarden Euro in den Ausbau der Straßen investiert werden müssten.[110]

Schifffahrt

Russland verfügt auch über eine beträchtliche Anzahl von Häfen und befahrbaren Wasserstraßen. 72.000 Kilometer Binnenwasserwege verbinden im europäischen Teil Russlands die Ostsee, das Schwarze Meer, die Binnenseen und das Weiße Meer miteinander. Wichtige Wasserstraßen dabei sind die Wolga, die Kama, die Nischni Nowgoroder Oka, die Wjatka, der Don und die Kanäle, die diese Flüsse miteinander verbinden.

In Sibirien sind 24.000 Kilometer schiffbar. Durch die Entwässerung der großen Flüsse Ob, Jenissei und Lena in das Polarmeer fehlt eine Ost-West Erschließung auf dem Wasserweg und durch Eisbildung ist die Polarroute nur wenige Monate im Sommer möglich. Die Schiffbarkeit der Flüsse und Kanäle wird durch meteorologische Einflüsse (Wasserstand) und mangelhaften Ausbau stark beeinträchtigt. Seit 1990 ist in Russland ein Abbau des Bestands der Binnenschiffsflotte zu beobachten. Die Zahl der Binnenschiffe betrug 2002 8800. Davon waren 8000 Güterschiffe und 800 Passagierschiffe. Die wichtigsten russischen Binnenhäfen sind Archangelsk, Perm, Jaroslaw, Saratow und Tscheboksary.

Die Seeschifffahrt gehört zu den stark wachsenden Verkehrsbranchen in Russland. Wesentlicher Grund dafür ist das steigende Exportaufkommen an Rohöl und Mineralölerzeugnissen. Die wichtigsten Seehäfen befinden sich in St. Petersburg und Kaliningrad an der Ostsee, Noworossijsk und Sotschi am Schwarzen Meer sowie Wladiwostok, Nachodka, Magadan und Petropawlowsk-Kamtschatski am Pazifischen Ozean; Murmansk ist der einzige ganzjährig eisfrei gehaltene (Nord-)Atlantikhafen. Im Jahr 2003 betrug der Güterumschlag in den russischen Häfen 285,7 Millionen Tonnen. Für den Güterverkehr zwischen dem russischen Kernland und der Exklave Kaliningrad ist der Fährverkehr von Bedeutung.

Luftfahrt

Sicht auf Scheremetjewo Terminal-D

In Russland und der Sowjetunion kam der Luftfahrt schon immer eine große Bedeutung zu, nicht nur dank der technischen Errungenschaften vieler russischer Flugzeugkonstrukteure, wie z. B. Andrei Tupolew. Besonders wichtig ist der nationale Flugverkehr in entlegenen Gebieten, deren Erschließung auf dem Landweg sehr beschwerlich wäre und sich auch größtenteils nicht lohnen würde. Mehrere internationale Fluggesellschaften fliegen außer Moskau auch andere russische Städte direkt an. Neben der Aeroflot fliegen als größere Gesellschaften Rossija, S7 Airlines und UTair. Die Zahl von Flughäfen ist in Russland seit 1992 von 1302 auf 496 verringert worden, wobei die Zahl internationaler Flughäfen von 19 auf 70 gestiegen ist. 55 Flugplätze haben eine befestigte Piste über 3000 Meter Länge. Die größten und wichtigsten Flughäfen sind Scheremetjewo-2 und Domodedowo in der Nähe von Moskau. Die Flugzeugflotte Russlands umfasst zurzeit rund 6000 Flugzeuge, davon knapp 2000 Frachtflugzeuge.

Öffentlicher Nahverkehr

Ein Zug der Baureihe 81-740/741 an der Station Meschdunarodnaja, Linie 4 der Moskauer Metro

Fast die Hälfte der Passagierbeförderung findet im Nahverkehr statt, vorwiegend über das Busnetz, das in 120 Städten existiert. Darüber hinaus verfügen 90 russische Städte über ein Obusnetz, in 66 Städten gibt es Straßenbahnen und Vorortzüge und in sieben Städten auch eine U-Bahn sowie in vier weiteren S-Bahnlinien.

In den 1990er Jahren verfielen viele der guten Nahverkehrsnetze und wurden zunehmend durch private Bus- oder Linientaxibetriebe ergänzt oder ersetzt. Auch in jüngster Zeit wurden in mehreren Großstädten Straßenbahn- oder Obussysteme zugunsten von Bussen stillgelegt (so 2008 der Obus in Archangelsk und die Straßenbahn in Iwanowo, oder 2009 die Straßenbahn in Woronesch).

Kommunikationsinfrastruktur

Die Geschichte des Internets in Russland beginnt im September 1990, als die Top-Level-Domain „.su“ für die damalige Sowjetunion angemeldet wurde. Diese Domain wird von russischen Websites teilweise bis heute benutzt. Im März 1994 wurde die offizielle Top-Level-Domain „.ru“ für russische Internet-Adressen angemeldet. Websites unter dieser Domain machen heute einen beträchtlichen Teil des russischen Internets – oft kurz Runet genannt – aus. Inzwischen hat das Land auch eine kyrillische Top-Level-Domain. Das russische Internet-Segment rangiert derzeit mit insgesamt mehr als 3,6 Millionen Domainnamen auf Platz vier weltweit. Und es wächst weiter, denn immer mehr Russen in abgelegenen Orten bekommen Zugriff auf das Internet.

In den 2000er Jahren stieg die Anzahl der Internetnutzer in ganz Russland kontinuierlich an: Gab es im Jahre 2000 nur 3,1 Millionen Nutzer (2,1 Prozent der Bevölkerung) landesweit, betrug ihre Anzahl 2007 bereits 28 Mio. (19,5 Prozent).[111] Mit mehr als 50 Millionen Internet-Usern wurde Russland 2011 zum europäischen Spitzenreiter.[112] Zu den bedeutendsten Internet-Projekten des Runet gehören die Suchmaschinen Rambler und Yandex, das Online-Netzwerk W Kontakte sowie die Informations- und Nachrichtenportale RBC Informations Systems, Lenta.ru und Gazeta.ru. Zu den bekanntesten Providern gehören größere Telekommunikationsunternehmen wie CenterTelekom, MGTS, North-West Telecom oder WolgaTelekom.

Der Anteil der Internetnutzer an der erwachsenen Bevölkerung wird auf 21 Prozent geschätzt. Acht Prozent der Russen sollen das Internet täglich nutzen, wobei dieser Anteil in Großstädten mit einer Bevölkerungszahl von über 500.000 wesentlich höher sei als in kleineren Orten. Männer wie Frauen benutzen das Internet zu gleichen Anteilen, das Durchschnittsalter der Benutzer liegt bei 31 Jahre.[113] Im Zuge der staatlichen Förderung des Internet-Ausbaus verzeichnen die Social-Media-Aktivitäten in Russland einen außergewöhnlich starken Auftrieb, entsprechende Plattformen spielen in Russland eine bedeutende Rolle. Besonders populär sind die in Russland entstandenen Plattformen Vkontakte.ru und Odnoklassniki.ru, die höhere Wachstumsraten ausweisen als internationale, wie etwa Facebook. Auch LiveJournal wird in Russland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich genutzt. Die Bruttoreichweite der Social Networks beträgt 49,2 Millionen in Russland lebende Personen.[114]

Postbüro auf dem Arbat in Moskau
System der russischen Postleitzahlen ( Postleitzahlenkarte)

Der überwiegende Teil des russischen Postwesens wird vom staatlichen Unternehmen Potschta Rossii abgewickelt. Dieses wurde 2002 aus dem zugleich aufgelösten föderalen Post- und Telekommunikationsministerium ausgegliedert, das auch zu Sowjetzeiten für den Postverkehr zuständig war. Heute bietet die Potschta Rossii ihre Dienstleistungen in insgesamt über 42.000 Postämtern an, die flächendeckend über ganz Russland verteilt sind. Die Zahl der Beschäftigten im Unternehmen beläuft sich russlandweit auf rund 415.000.[115] In vielen Städten bieten Postfilialen seit Anfang des 21. Jahrhunderts neben grundlegenden Postdienstleistungen – wie etwa dem Versenden und Empfangen von Briefen, Paketen und Telegrammen sowie dem Postgiro – auch ergänzende Dienste an, darunter öffentliche Computerarbeitsplätze mit Internetzugang.

Im Briefzustellungsbereich ist Potschta Rossii in Russland Monopolist. Im Bereich der Paketpost sind seit den 1990er Jahren auch international tätige Kurierunternehmen wie DHL oder TNT in Russland tätig.

Das gesamtrussische Telekommunikationsunternehmen Rostelekom ist das größte Unternehmen dieser Branche in Russland. Seit dem 1. April 2011 gehören zu ihm die Regionalfilialen Dalny Wostok (Ferner Osten), Sibir, Ural, Wolga, Jug (Süden), Sewero-Sapad (Nord-West) und Zentr (Zentrum). Den Mobilfunkmarkt teilen sich landesweit im Wesentlichen die drei größten Anbieter des Landes Mobile TeleSystems, Beeline und MegaFon, ferner einige kleinere regionale Anbieter. Diese Branche erlebte in Russland ab dem Jahr 2000 einen rasanten Wachstum: Besaß noch im Jahr 2000 weniger als ein Prozent der russischen Bevölkerung ein Mobiltelefon, überschritt 2006 die landesweite Anzahl von Handys bereits die Bevölkerungszahl und betrug mit dem Stand vom 31. März 2007 gut 155 Millionen.

Gesundheit und Soziales

Gesundheitswesen

Im Artikel 41 der Verfassung Russlands ist für alle Bürger das Recht auf kostenlose medizinische Grundversorgung verankert. Dieser seit den Sowjetzeiten bestehende Grundsatz ist zum Teil die Ursache dafür, dass Russland im internationalen Vergleich eine vergleichsweise hohe Anzahl der Ärzte und der Krankenhäuser pro Kopf der Bevölkerung aufweist.[116][117] Dennoch ist der gesundheitliche Zustand der russischen Bevölkerung schlecht. Gerade beim wirtschaftlichen Niedergang der 1990er Jahre in Russland wurde das Gesundheitswesen stark getroffen.[118] Das Ergebnis führte zu äußerst niedrigen Entlohnungen der Ärzte und Krankenschwestern und als Folge zu einer massiven Verschlechterung der Qualität der medizinischen Versorgung der breiten Öffentlichkeit. So ist inzwischen jede dritte Klinik der 7000 Krankenhäuser im Land dringend renovierungsbedürftig. Schrittweise werden in letzter Zeit die Gehälter für das medizinische Personal angehoben sowie staatliche Mittel in die Einrichtung neuer und Modernisierung bestehender Kliniken investiert. In den Jahren 1999 bis 2003 betrugen die durchschnittlichen Gesamtausgaben für den Gesundheitssektor in Russland im Verhältnis zum BIP 5,70 Prozent.

In Russland ist der Gesundheitssektor dezentral organisiert. Das Gesundheitsministerium ist auf föderaler Ebene für den gesamten Sektor zuständig, die Erbringung der konkreten medizinischen Leistungen (inklusive die Bereitstellung von Krankenhäusern) aber Aufgabe der Föderationssubjekte und Gemeinden. Der Bedeutung der Föderationssubjekte und Gemeinden im Gesundheitssektor gemäß werden rund zwei Drittel der gesamten Budgetausgaben von diesen bestritten. Das russische Gesundheitssystem wird durch einen Mix aus Budgetmitteln und Mitteln aus der Sozialversicherung finanziert.

Kennzahl 2000 (nach Rosstat[119]) 2010 (nach Rosstat[119]) Veränderung
Geburten in Tsd. 1.267 1 790 +41,3 %
Sterbefälle in Tsd. 2.225 2 031 −8,7 %
Natürl. Bevölkerungsabnahme in Tsd. 959 241 −74,9 %
Säuglingssterblichkeit in Tsd. 19,3 13,4 −30,6 %
Lebenserwartung in Jahren 65,3 69 +5,7 %
Selbstmorde in Tsd. 56,9 33,3 −41,5 %
Alkoholvergiftungen in Tsd. 37,2 14,4 −61,3 %
Abtreibungen pro 100 Geburten 168,8 66,3 −60,8 %

Armut

Nach dem Zerfall der UdSSR ist die Armut bis 1999 mit über 40 Prozent Bevölkerungsanteil gestiegen. Danach hatte sich die Lage spürbar gebessert. Der Anteil der Bevölkerung, der unter der Armutsgrenze lebt, betrug 2002 19,6 Prozent, bis 2011 reduzierte sich dieser Wert und lag leicht steigend bei 12,8 Prozent der Bevölkerung oder 18 Millionen Russen. Offiziell liegt das Existenzminimum bei 170 Euro für einen Menschen im arbeitsfähigen Alter vor; bei Kindern liegt der Wert unwesentlich niedriger, bei Rentnern beträgt er 125 Euro.[120] Allerdings verbesserte sich der Lebensstandard regional sehr unterschiedlich. Während besonders in Moskau und St. Petersburg heute einige Viertel in neuem Glanz erstrahlen, ist in anderen Regionen die Armut nach wie vor groß. In Tschetschenien und Dagestan lebten mehr als die Hälfte der Menschen in Armut; weitere arme Regionen sind demnach Inguschetien, Tuwa und Kabardino-Balkarien, Mari El, Kalmückien, Burjatien und Altai und Mordwinien. Dazu beigetragen hat das seit 2001 vervielfachte Pro-Kopf-Einkommen. Für 2011 beträgt der Durchschnittslohn 576 € pro Monat. Die großen Einkommensdifferenzen konnten seit 2005 verringert werden, insbesondere die mittlere Einkommensschicht nahm prozentual erheblich zu. Die Renten lagen 2010 das erste Mal seit vielen Jahren über dem Existenzminimum. Gemäß Prognosen steigen sie 2012 auf 238 Euro und bis 2014[veraltet] auf 268 Euro. Präsident Putin versprach im Wahlkampf eine Anhebung der Gehälter im öffentlichen Dienst sowie der Stipendien für Studenten,[63] da etwa die Hälfte der Bevölkerung zwar nicht als offiziell arm zählt, aber zu der einkommensschwachen Schicht zu gezählt wird, die nicht in der Lage ist, zentrale soziale Bedürfnisse wie Wohnraum oder zusätzliche Ausbildung zu finanzieren.[121]

Die zweistellig steigenden Verbraucherpreise bis 2009 erschwerten die Lebensbedingungen der ärmeren Bevölkerungsschichten. Der jährliche Preisanstieg verringerte sich aber in den letzten Jahren wieder. Mit Überwindung der Finanzkrise begann die Arbeitslosenrate zu sinken. In Wachstumsregionen wie Moskau, Kaluga und St. Petersburg tendiert die Erwerbslosigkeit gegen Null. Die Arbeitslosigkeit betrug nach Berechnung nach Standards der Internationalen Arbeitsorganisation 2005 7,1 Prozent und 2011 6,6 Prozent.

Umweltschutz

Zur Zeit der Sowjetunion wurde die russische Natur schwer belastet: von Fabrikabfällen vermüllt, chemisch und atomar verunreinigt. Auch heute gibt es ernsthafte Umweltprobleme in Russland – aber auch ein wachsendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung. Das Recht des Bürgers auf gesunde Umwelt und auf verlässliche Informationen über ihren Zustand ist im Artikel 42 der russischen Verfassung verankert. Allerdings hat der Umweltschutz in der russischen Politik eine vergleichsweise niedrige Priorität, was von internationalen Umweltorganisationen wie WWF oder Greenpeace immer wieder kritisiert wird.[122] So wurden in der Vergangenheit oft gängige Umweltstandards bei der Erschließung neuer Erdöl- oder Erdgasvorkommen nur unzureichend eingehalten. Ein bekanntes Beispiel der jüngsten Zeit ist die Erschließung der Fördergebiete Sachalin II, bei der in höherem Maße gegen Umweltauflagen verstoßen worden sein soll.[123] Hinzu kommt eine immer noch verbreitete Korruption innerhalb staatlicher Umweltbehörden, die mehrfache Verstöße gegen Umweltauflagen beim Bau von Häusern oder massenhaften illegalen Holzeinschlag ermöglicht. Auch eine Vielzahl von Altlasten aus den Sowjetzeiten, darunter marode Fabriken, die die heutigen Umweltstandards nicht einhalten können, belasten die Umwelt in Teilen des Landes erheblich. Einige Städte mit solchen Fabriken, wie Norilsk oder Dserschinsk, gelten als ökologisches Notstandsgebiet.[124]

Umso stärker die Lebensqualität steigen wird, desto wichtiger und dringlicher werden in Zukunft Umweltfragen in Russlands Öffentlichkeit und Politik diskutiert. Seit 2004 werden vereinzelte Bemühungen der russischen Staatsmacht zum Vorantreiben des Umwelt- und Klimaschutzes sichtbar. So wurde in Russland die Ratifizierung des Kyoto-Abkommens am 5. November 2004 mit der Zustimmung des Präsidenten zum Beschluss der Staatsduma abgeschlossen.[125] Am 30. Januar 2008 äußerte sich der designierte Präsident Dmitri Medwedew für eine schnelle Entwicklung des einheimischen Marktes für Innovationstechnologien im Umweltschutz.[126] Inzwischen gibt es Pläne der Regierung, die Energieeffizienz in Russland zu steigern, um den erheblichen Verlust an Wärmeenergie für den Wohnungssektor zu begrenzen, und die darin eine zentrale Entwicklungsaufgabe des Landes sieht.

Kultur und Sport

Die russische Kultur besteht aus einer europäischen Hochkultur und einer gewachsenen russischen Volkskultur. Zeitweise verstand sich Russland als das radikale Andere des Westens, auch weil die russische Kultur im Vergleich zu der westeuropäischen über lange Zeit eine andere Entwicklung nahm. Diese Entwicklung wurde durch ihren Standort und Ausgangspunkt an der Peripherie der westlichen Kulturentwicklung verursacht. Weiterhin führte das Schisma von 1054 zu einem sich völlig anders entfaltenden orthodoxen Christentum mit einer wachsenden Ablehnung des Katholizismus. Die russische Staats- und Rechtsauffassung, die dem byzantinischen Cäsaropapismus entstammt, im Unterschied zur römischen Rechtstradition im Westen, trug ebenso zu der Abgrenzung der russischen Kultur zu der westeuropäischen bei. Im Gegensatz zu der Entwicklung von Nationalstaaten in Westeuropa vollzog sich in Russland ab 1550 der Wandel zu einem Vielvölkerreich, der die kulturelle Entwicklung mitprägte.

Die Ausstellung der Fabergé-Eier in der Rüstkammer des Moskauer Kremls

Die russische Kultur ist weiterhin durch zeitlich verschiedene Entwicklungsphasen zur westeuropäischen Kultur geprägt. Dies lässt sich durch die geokulturelle Randlage und gleichzeitige Ausdehnung Russlands nach Osten erklären, die ein unterschiedliches Evolutionstempo im Wechselspiel verlangsamter und beschleunigter Nachhol- und Entwicklungsphasen hervorrufen, wodurch es in der russischen Geschichte wiederholt zu gesellschaftlichen Umbrüchen und politischen Radikalisierungen kam. Demnach kann Russland als eine Übersetzungskultur angesehen werden, allerdings nicht in passiver Nachahmung, sondern aus dem Bedürfnis des Nachholens und Überbietens. Dies erzeugt produktive Wechselwirkungen, indem Eigenes nach dem imitierten Fremden modelliert wird und so Neues hervorbringt.

Russlands Kulturgeschichte beginnt weitgehend mit seiner Christianisierung (988/989) am Ende des 10. Jahrhunderts, wobei auf Ersuchen des Kiewer Fürsten Wladimir I. die byzantinische Kultur in ihren slawisierten Formen für die nächsten sieben Jahrhunderte bei den Russen die Vorherrschaft gewann. Es folgte ein rasches Aufblühen ihres Schrifttums, ihrer Kunst und Architektur nach der Einführung des Christentums.

Gerade die Orthodoxie bedingte ein anderes, auf Beharrung und Traditionen basierendes Kulturverständnis. Die religiöse Weltanschauung und kirchliche Textauffassung bestimmte und verlangsamte im Moskauer Reich die kulturelle Entwicklung. Eine Erstarrung der russisch-orthodoxen Kultur setzte ab 1500 ein, nachdem der Impulsgeber Byzanz durch den Fall Konstantinopels nicht mehr vorhanden war. Im 17. Jahrhundert begann der Russische Staat westliche Einflüsse aufzunehmen, sowohl über direkte Kontakte als auch über weißrussische und ukrainische Vermittlung. Peter I. forcierte dann die Säkularisierung und Europäisierung des gesellschaftlichen Lebens. Peter der Große wollte durch die äußere Europäisierung – z. B. Ablegung der Bärte und Annahme der europäischen Kleiderordnung – eine Änderung der inneren Einstellung erreichen. Die Europäisierung Russlands erreichte aber nur eine kleine Oberschicht. Russland fand im 19. Jahrhundert den Anschluss an die europäische Kultur und gehörte um 1900 zu ihrer Avantgarde.[127] Neben einer verwestlichten Hochkultur der Oberschicht bestand die traditionelle russische Volkskultur im Volk fort, so dass bis 1914 immer noch zwei Kulturen nebeneinander bestanden. In der Sowjetunion wurde dann unter Stalin der Sozialistische Realismus zur einzigen verbindlichen Kulturnorm erklärt. Im Ergebnis nahmen die europäisierte und die Volkskultur einen Niedergang. Im neuen russischen Staat erlebte die russische Kultur in den 1990ern eine erneute Krise. So mussten die russischen Kunstschaffenden mit den wegfallenden staatlichen Förderungen und der Konkurrenz in der kapitalistischen Massenkultur in den 1990er Jahren zuerst den daraus resultierenden Stillstand überwinden.

Russische Literatur

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Buchbeschläge

In Russland genießt die Literatur eine sehr große Wertschätzung. Die in Westeuropa üblichen und gültigen Ordnungsmuster der Poetik und Gattungslehre, wie auch literarische Epochenbezeichnungen werden aber in Russland anders, weil zeitversetzt und in anderer Funktion, verwendet. Der Romanik entsprach in der Kiewer Rus die „Periode der stilistischen Einfachheit“ (11. Jh.), der Gotik das „Zeitalter des ornamentalen Stils“ (12. und 13. Jh.), für die folgenden Jahrhunderte vom 14. bis zum 16. gibt es gebräuchliche ideologische und geopolitische Epochennamen („Periode der geistigen Auseinandersetzungen“ und „Moskauer Literatur“). Erst für das 17. und 18. Jahrhundert gelang der Nachweis barocker Stilverfahren und der verspätete Gleichklang mit dem westeuropäischen Zeitstil.

Der aus der byzantinischen Geschichtsschreibung übernommene Grundbestand an geistlichen Texten und Gattungen legte die Grundlage der kirchenslawische Tradition fest, was im slawischen Mittelalter als Literatur und als literarischer Text galt. Es herrschte die Dominanz eines geistlich-kirchlichen Literaturbegriffs (d. h. Lesen und Schreiben – ähnlich wie in der Ikonenmalerei – zum Nutzen der Seele). Andererseits fehlten die ästhetische Funktion, Individualstil, Fiktionalität (Trennung von Wahrheit und Dichtung), literarische Gattungen im neuzeitlichen Sinn und ein moderner Autorenbegriff. Literatur mit nicht vorherrschend geistlicher Funktion im alten Russland (vor 1700) ist vergleichsweise wenig vertreten. Der literarische Übergang zur Neuzeit vollzog sich im Namen einer möglichst festen und unmittelbaren Anbindung der russischen Kultur an die westeuropäische Zivilisation unter Peter dem Großen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfüllte die Literatur vorrangig Erziehungs- und Repräsentationsfunktionen für den Staat. Erst gegen 1800 emanzipierte sich die literarische Kommunikation von den Ansprüchen des Hofes, der Bildungsinstitute sowie des Mäzenatentums. Russische Autoren erreichten erstmals eine gewisse Eigenständigkeit, auch bedingt durch die Anfänge eines eigenen Buchmarkts. Für Jahrzehnte dominierte nun das Genre des realistischen Gesellschaftsromans, der die Leser in Europa nachhaltig beeindruckte. Der russische realistische Roman entwickelte seine eigenen Verfahren zur Abbildung der Wirklichkeit und bildete Metastandpunkte bezüglich der destabilisierenden Wirkung westlicher Modernisierung auf traditionelle Lebensformen und gesellschaftliche Strukturen heraus.

Zu den russischen Schriftstellern von Weltrang gehören: Fjodor Dostojewski, Nikolai Gogol, Maxim Gorki, Boris Pasternak, Alexander Puschkin, Alexander Solschenizyn, Lew Tolstoi, Anton Tschechow, Iwan Turgenew, der Exilant Vladimir Nabokov und Iwan Bunin, der erste russische Schriftsteller, der mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.

1990 verzeichneten Bücher in Russland eine Auflagenstärke von insgesamt 1,6 Milliarden Büchern. 2004 waren es nur noch 562 Millionen. Auflagenstärkste Autorin war dabei Darja Donzowa mit 99 Bänden und einer Auflagenstärke von 18,1 Mio. Büchern.

Musik

Die russische Musik reicht weit zurück. Ihre Ursprünge liegen im heidnischen Brauchtum der Ostslawen. Nach der Annahme des Christentums entwickelte sich zuerst die kirchliche Musik. Ursprünglich aus Byzanz gekommen, gewann sie schnell nationale russische Merkmale. Im 11. Jahrhundert bildete sich ein besonderer Typ des orthodoxen Kirchengesangs, der sogenannte Snamenny raspew heraus. Erst im 16. bis 17. Jahrhundert verbreitete sich das lyrische Volkslied. Einige Lieder sind weltberühmt, wie z. B. Lied der Wolgaschlepper, Kalinka, Katjuscha, Kosakenwiegenlied, Dubinuschka, Korobeiniki, Schwarze Augen.

Die Anfänge der russischen Kunstmusik begannen sich im 18. Jahrhundert zu entwickeln und standen seit Peter dem Großen unter Beeinflussung westeuropäischer Musik. Der wichtigste Komponist dieser Zeit war Dmytro Bortnjanskyj, in dessen Schaffen sowohl Kunstmusik wie auch die typisch russisch anzusehenen A-cappella-Gesänge der orthodoxen Kirchenmusik vertreten sind. Jewstignei Ipatowitsch Fomin, der bedeutendste Opernkomponist Russlands des späten 18. Jahrhunderts, war immer noch westlich geprägt. Wendungen aus der russischen Volksmusik tauchen erstmals verstärkt in den Opern und Orchesterstücken Michail Glinkas und Alexander Dargomyschskis auf, wodurch sie den Weg zu einer nationalrussischen Komponistenschule ebneten. Im Anschluss daran formierte sich aus fünf jungen Komponisten die sogenannte Gruppe der Fünf (Alexander Borodin, César Cui, Mili Balakirew, Modest Mussorgski, Nikolai Rimski-Korsakow), welche es sich zur Aufgabe machte, gezielt die Eigentümlichkeiten russischer Volksmusik für Symphonien, Opern, Tondichtungen und Kammermusik nutzbar zu machen.

In Kontrast dazu entwickelte sich eine eher an westlicher Musik (besonders der deutschen Romantik) orientierte Gegenströmung, die durch Anton Rubinstein begründet wurde. Ihr gehörte auch der bedeutendste russische Komponist des 19. Jahrhunderts, Pjotr Tschaikowski, an, dessen Werke (Symphonien, Opern, Ballette, Kammermusikwerke) der russischen Musik erstmals auch im Ausland zu größerem Ansehen verhalfen. Die nachfolgenden Komponisten wie Anatoli Ljadow, Sergei Tanejew, Anton Arenski, Alexander Gretschaninow, Alexander Glasunow und Wassili Kalinnikow setzten in ihren Kompositionen vor allem auf eine aussöhnende Vereinigung des westlich-internationalen und des russisch-nationalen Stiles. Während Sergei Rachmaninow in seinen Klavierkonzerten und Symphonien den Stil Tschaikowskis eigenständig weiterentwickelte, hielt mit Alexander Skrjabin, Schöpfer eines eigenwilligen harmonischen Systems, erstmals die musikalische Moderne in Russland Einzug.

Der Expressionismus ist in der russischen Musik durch das Frühwerk Igor Strawinskis und Sergei Prokofjews repräsentiert. In den 1920er Jahren experimentierten viele Komponisten mit neuartigen musikalischen Gestaltungsmitteln, so auch der junge Dmitri Schostakowitsch, dessen frühe Werke sich besonders durch satirischen Tonfall auszeichnen. Die meisten älteren Komponisten hielten dagegen an der Romantik fest, wie Glasunow, Reinhold Glière und Nikolai Mjaskowski, später dann auch Prokofjew. Ab Mitte der 1930er Jahre wurde für russische Musiker auf Anordnung Stalins die Doktrin des Sozialistischen Realismus bindend, die avantgardistische Experimente verbot und eine „volksnahe“ Kunst forderte. Dieser Zwang lockerte sich erst nach Stalins Tod 1953 allmählich. Hauptrepräsentanten einer sowjetischen Musikkultur wurden im Anschluss neben Schostakowitsch vor allem Dmitri Kabalewski und der Armenier Aram Chatschaturjan. Seit etwa 1980 machen sich auch wieder die einst verpönten avantgardistische Elemente in russischen Kompositionen bemerkbar, so bei Edisson Denissow, Sofia Gubaidulina und Alfred Schnittke. Dagegen hielten Komponisten wie der gebürtige Pole Mieczysław Weinberg oder Boris Tschaikowski die Tradition in der Nachfolge Schostakowitschs aufrecht.

Die russische Popmusik ist recht vielfältig. Neben der althergebrachten Unterhaltungsmusik aus der Zeit der Sowjetunion, der sogenannten Estrada, gibt es eine Reihe unterschiedlicher Genres. Zu Beginn der 1980er Jahre, und vor allem in der Zeit der Perestroika, hatte sich in Russland eine vitale, russischsprachige Rockmusikszene entwickelt. Als Galionsfigur dieser Jahre gilt gemeinhin der im Jahre 1990 verstorbene Frontmann von Kino, Wiktor Zoi, dessen Lieder und Texte eine große Anzahl Jugendlicher ansprachen und die für viele Bands der nachfolgenden Jahre prägend waren. Neben originären russischen Bands wie Kino, Ljube, Aquarium, DDT und Nautilus Pompilius, oder den Punkbands Graschdanskaja Oborona und Sektor Gasa wurde die Popkultur im Bereich der Musik stark vom internationalen Mainstream beeinflusst.

In den 1990er Jahren etablierte sich in den kulturellen Zentren des Landes, aber insbesondere in St. Petersburg ein weitläufiger Underground, der bis heute das gesamte Spektrum der Musik abdeckt. Gegen Ende des Jahrhunderts startete auch das russische MTV. Während dieser Zeit wurde eine Vielzahl von Rockbands gegründet und aufgelöst, vor allem aber feierten die bereits in den 1980er Jahren gegründeten Formationen große Erfolge. Auch die ersten Bands der Untergrundkultur konnten viele Zuhörer gewinnen, so z. B. Leningrad. Sehr bekannt wurde in dieser Zeit auch Semfira. Spätestens seit Beginn dieses Jahrzehnts hat auch russische Popsa bedeutende Marktanteile inne. Dabei handelt es sich um tanzbare Musik mit einem hohen Elektroanteil, die besonders Teenager zur Zielgruppe hat und sich musikalisch vollständig an international erfolgreichen Projekten orientiert (Walerija, VIA Gra). Das Duo t.A.T.u. ist die bislang einzige international erfolgreiche russische Popband. Ein weiteres, in der Zeit der Sowjetunion weitgehend an den Rand gedrängte Genre erlebt die letzten Jahre ebenfalls eine Renaissance – das russische Chanson. Ein populärer Star dieser Richtung ist der Sänger Michail Schufutinski.

Museen, Galerien, Ballett, Theater und Oper

Szene aus Prokofjews „ Romeo und Julia“, mit Galina Ulanowa und Juri Schdanow

Moskau und St. Petersburg sind die kulturellen Zentren Russlands mit einer großen Anzahl kultureller Einrichtungen. Allein Moskau weist mehr als 120 Theater, fünf Opernhäuser, sechs professionelle Symphonieorchester sowie zahlreiche Museen und Galerien auf. Das Moskauer Bolschoi-Theater genießt Weltruf, die Eremitage in St. Petersburg und die Staatliche Tretjakow-Galerie in Moskau beherbergen weltbedeutende Kunstsammlungen. In anderen regionalen Zentren haben sich auch kulturelle Szenen entwickelt, so etwa in Nowosibirsk (Theater, Oper), Jekaterinburg (Theater, zeitgenössischer Tanz) und Nischni Nowgorod (zeitgenössische Kunst).

Das Ballett hat in Russland eine lange Tradition und ist eine sehr beliebte Form der Unterhaltung. Peter I. lernte Ballett auf einer seiner Reisen nach Westeuropa kennen und war begeistert. An seiner Residenz gab es zwar auch Tanzvergnügungen, aber sie waren anders, folkloristischer, volksnaher. So wurden Ballettspezialisten aus Europa nach Russland engagiert. Damit begann die eindrucksvolle Entwicklung des russischen Balletts, deren Tänzer und Choreographen bald durch das Patronat der russischen Monarchie für das Bolschoi und Mariinski Ballett, zu den führenden Europas aufstiegen. In der choreographischen Arbeit Marius Petipas, zu denen insbesondere Pjotr Iljitsch Tschaikowski die Musik lieferte, entstanden mit Der Nussknacker, Schwanensee und Dornröschen die klassischen Meisterwerke im romantischen Ballett in Russland.

Spartakus-Inszenierung am Bolschoi, 28. Oktober 2011, mit Iwan Wassiljew in der Rolle des Spartakus
Zuschauerraum des Bolschoi-Theaters, erbaut 1776

Auf Initiative des Impresarios Sergei Pawlowitsch Djagilew wurden 1909 die wegweisenden Ballets Russes gegründet. Auf Tourneen in den Kulturhauptstädten Europas in Paris und London wurde die Kompagnie zum Fixpunkt der europäischen Kunstavantgarde. Das europäische Publikum geriet angesichts der, teils dem zeitgenössischen Faible für Folklore und Orientalismus, teils der revolutionären Neuerungen von Musik, Choreographie und Interpretation, wie beispielhaft in der Inszenierung von Petruschka durch Igor Strawinsky, Michel Fokine und Vaslav Nijinsky, in Begeisterungsstürme. Das russische Ballett hatte damit in seiner allgemeinen Entwicklung Frankreich als führende Ballettnation entthront. Russische Technik und russisches Repertoire waren nun allgemeine Synonyme des klassischen Balletts. Der Einfluss ging so weit, dass auch bekannte westliche Tänzerinnen (wie Alicia Markova) ihre Namen sogar russifizierten, um Chancen auf ein Engagement zu verbessern.

Auch die weltweite Entwicklung des Balletts im 20. Jahrhundert wurde in der Emigration zahlreicher in Russland ausgebildeter Tänzer und Choreographen entscheidend geprägt. George Balanchine hatte fundamentalen Einfluss auf den choreographischen Stil im zeitgenössischen Ballett und Rudolf Nurejew initiierte mit der Wiederaufnahme des klassischen Repertoires die anhaltende Popularität der romantischen Ballette, die bis heute Standardwerke geblieben sind. Durch interpretatorischen Anspruch und technische Bravour setzen sie hier auch nach wie vor Maßstäbe.

Zwar leitete die weitere politische Entwicklung in der Sowjetunion auch im Ballett eine künstlerische Stagnation im Vergleich zu den Entwicklungen im modernen Tanz ein, jedoch blieb durch staatliche Ausbildung wie an der Waganowa-Ballettakademie und der finanziellen Förderung neuer Produktionen das hohe Niveau erhalten. Das sowjetische Repertoire wurde, wie in Sergei Prokofjews „Romeo und Julia“ und „Cinderella“ teilweise unmittelbar im Westen adaptiert. Die Entwicklung einer dramaturgischen Inszenierung eines sozialistischen Balletts wurde auf wirkungsvolle Weise in Juri Grigorowitschs Choreographie von „Spartakus“ umgesetzt, die weiterhin Höhepunkt im Ballettschaffen geblieben ist.

Russland brachte so große Tänzerpersönlichkeiten wie Anna Pawlowa, Tamara Platonowna Karsawina, Léonide Massine, Galina Ulanowa, Mikhail Baryshnikov, Natalja Romanowna Makarowa und Maja Plissezkaja hervor. Die heute wohl bekannteste Ballettgruppe ist das Russische Staatsballett mit bisher 20 Millionen Besuchern. Es wurde 1981 von Irina Tichimisowa gegründet und ist seit 1984 unter der Leitung von Wjatscheslaw Gordejew, Ex-Bolschoi-Star.

Malerei und Film

Hauptartikel: Russische Filmgeschichte
Bildergalerie in der Eremitage. Die Eremitage in St. Petersburg ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt; die Gebäude selbst sind UNESCO-Weltkulturerbe. Hier findet man über drei Millionen Exponate in über 350 Sälen. Neben archäologischen Exponaten beherbergt die Eremitage hauptsächlich große Werke europäischer Maler. Bedeutende Künstler wie Rembrandt, Rubens und Gauguin sind ebenso vertreten wie da Vinci und Picasso.

Auch auf dem Gebiet der Malerei leistete Russland einen großen Beitrag. Die Porträtmalerei war im 18. Jahrhundert sehr populär. Aber auch andere Stilrichtungen, wie Historienmalerei und religiöse Malerei wurden häufig verwendet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam die europäische Moderne, wie Impressionismus und Jugendstil, in abgeleiteter Form nach Russland.

Im Zusammenhang mit dem Impressionismus und der Russische Avantgarde sind Namen wie Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Alexej von Jawlensky, Wladimir Tatlin, Michail Larionow und Natalja Gontscharowa zu erwähnen. Zu den großen russische Malern zählen außerdem Andrei Rubljow, Ilja Repin, Marc Chagall, Michail Wrubel, Walentin Serow, Wassili Surikow, Iwan Aiwasowski, Isaak Lewitan, zu den bedeutenden Landschaftsmalern gehören Nikolai von Astudin und viele mehr. In neuerer Zeit machen vor allem provokative Künstler und Künstlergruppen wie „Die blauen Nasen“ Furore, welche international ausgezeichnet, von der russisch-orthodoxen Kirche und den Behörden aber immer wieder in die Schranken verwiesen werden.

Siehe auch: Liste russischer Maler, Peredwischniki, Mir Iskusstwa, Russische Avantgarde, Suprematismus, Kubofuturismus, Konstruktivismus (Kunst)

Filmplakat von Panzerkreuzer Potemkin (1925)

Die russische Filmgeschichte begann bereits in der Epoche des Russischen Kaiserreich mit Stummfilmpionieren wie Alexander Chanschonkow, Iwan Mosschuchin und Wera Cholodnaja. Zur Sowjetzeit brachte Russland auch einige der wichtigsten europäischen Filmregisseure hervor, beispielsweise Sergei Eisenstein und Andrei Tarkowski. Zahlreiche bemerkenswerte russische Filme und Regisseure blieben jedoch aufgrund des Ost-West-Konfliktes im Westen weitgehend unbekannt. Während der Sowjetzeit unterlag das Kino einer strengen ideologischen Zensur, innerhalb des erlaubten ideologischen Rahmens wurde jedoch eine beachtenswerte Talentförderung und staatliche Unterstützung des Kinogewerbes betrieben. Auch heute noch betrachten viele Russen die Sowjetzeit, die viele beliebte Schauspieler und Filme hervorbrachte, als den Höhepunkt der russischen Filmkunst und der Schauspielschule.

Trotz des postsowjetischen Krise der russischen Filmindustrie erreichten seit den 1990er Jahren russische Filme gelegentlich internationale Erfolge: Zu nennen ist beispielsweise der oscarprämierte Streifen Die Sonne, die uns täuscht (1994) von Regisseur Nikita Michalkow, das Jugenddrama The Return – Die Rückkehr (2003) von Andrei Swjaginzew, der hierfür mit dem Goldenen Löwen bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet wurde, sowie die Fantasy-Verfilmung Wächter der Nacht – Nochnoi Dozor (2004), die zur kommerziell bislang erfolgreichsten russischen Filmproduktion wurde.

Insgesamt lässt sich in den letzten Jahren ein enormer Anstieg der Kinobesuche in Russland nachvollziehen – während im Großteil des übrigen Europa die Kinobesuchszahlen in den letzten Jahren bestenfalls stagnierten. Ebenfalls außergewöhnlich ist hierbei, dass die russische Filmproduktion bei der beinahen Verdoppelung der Kinobesuche ihren – im Vergleich mit Europa überdurchschnittlich hohen – Marktanteil, der seit 2005 stets über einem Viertel an allen Kinobesuchen in Russland liegt, halten konnte. Der wichtigste Filmpreis in Russland ist der Nika, welcher von der Russischen Filmkunst Akademie verliehen wird. Zu den größten russischen Filmstudios gehören Goskino, Sowkino, Mosfilm, Lenfilm und Gorki Filmstudio (vormals Meschrabpom).

Feiertage

Hauptartikel: Feiertage in Russland
Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau am 9. Mai 2010

Als Nationalfeiertage gelten in Russland der sogenannte Tag der Einheit des Volkes am 4. November, der an die Befreiung Moskaus im Jahre 1612 von polnisch-litauischen Fremdherrschern erinnert, sowie der Tag Russlands am 12. Juni anlässlich der Erklärung der Staatssouveränität der Russischen SFSR an diesem Tag im Jahr 1990. Daneben gibt es jährlich mehrere gesetzliche Feiertage, von denen vor allem das Neujahrsfest (durchgehend vom 1. bis 5. Januar) gefeiert wird. Das Neujahrsfest wurde 2005 verlängert, dafür aber der für die Kommunisten wichtigste Nationalfeiertag, der Tag der Oktoberrevolution am 7. November, abgeschafft. Die russisch-orthodoxen Christen feiern Weihnachten nicht wie bei den Christen anderer Konfessionen am 24. Dezember. Sie feiern nach dem Julianischen Kalender am 7. Januar das Fest der Erscheinung des Herrn. Während der Sowjetzeit waren religiöse Feste nicht erlaubt. Doch seitdem im Jahr 1991 der 7. Januar zu einem offiziellen Feiertag erklärt wurde, wird Weihnachten in Russland wieder richtig gefeiert. Den Heiligen Abend am 6. Januar nennt man in Russland Sotschelnik.

Das Fest der Erscheinung des Herrn in der Region Primorje, nahe der Ortschaft Partisan

Jedes Jahr begeht die russisch-orthodoxe Kirche das Epiphaniasfest. Es ist einer der ältesten orthodoxen Feiertage und geht zurück auf die Taufe Jesus im Jordan-Fluss. Trotz Frost zieht es Jahr für Jahr Millionen Russen in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar ans Eisloch. An diesem einen Tag im Jahr ist das Wasser aller Flüsse und Seen Russlands heilig, besonders wenn es zuvor von einem orthodoxen Priester gesegnet wurden. Dreimal müssen Teilnehmende vollständig untertauchen. Vor jedem Eintauchen des Kopfes bekreuzigen sie sich. Die Prozedur soll die Gläubigen von Sünden reinigen und ihnen neue Kraft verleihen.

Der „Tag des Sieges“ über das nationalsozialistische Deutschland (am 9. Mai) besitzt nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung. Anfang Mai kommen dazu überall in Russland festlich gekleidete Kriegsveteranen zusammen und gedenken der gefallenen Kameraden. Oft fängt so ein Treffen an einem Grab oder Grabmal des unbekannten Soldaten oder an einem Ewigen Feuer an. Danach wird die Gedenkfeier entweder bei einem offiziellen Empfang oder privat an einer Festtafel fortgesetzt. Zum Siegestag schenkt man Kriegsveteranen Nelken. Jedes Jahr finden am Siegestag in vielen Städten Russlands (2011: 23) Militärparaden statt.

Fällt ein gesetzlicher Feiertag auf einen Dienstag oder einen Donnerstag, ist die Einrichtung eines arbeitsfreien Brückentags am Montag bzw. Freitag üblich, indem der vorhergehende Samstag bzw. der nachfolgende Sonntag im Gegenzug zu Arbeitstagen erklärt werden.

Architektur

Die Zwiebeltürme russisch-orthodoxer Kirchen haben eine besondere Bedeutung: drei Kuppeln für die Dreieinigkeit, fünf Kuppeln für Christus und die vier Evangelisten. Säulen und Pfeiler stehen für Engel und Heilige.

In Russland befinden sich 25 Welterbestätten, davon 14 als UNESCO-Weltkulturerbe (Stand 2013); darunter befinden sich die Altstädte und historische Zentren von Derbent, Jaroslawl, Sankt Petersburg, Weliki Nowgorod, Wladimir oder die Kreml von Kasan und Moskau sowie die Holzkirchen von Kischi Pogost.

Die frühe Architektur Russlands orientiert sich an der des Byzantinischen Reichs: frühe Sakralbauten orientieren sich wie die byzantinischen am Griechischen Kreuz, das von fünf Kuppeln gekrönt wird. Beispiele hierfür sind die Sophienkathedrale in Nowgorod, oder die Kirche Sankt Demetrios in Wladimir. Westeuropäische Einflüsse breiteten sich mit dem Barock aus. Barockeinflüsse (Russischer Barock) begannen sich Ende des 17. Jahrhunderts in Russland zu zeigen (Kirche der Gottesmutter-Ikone von Wladimir zu Kurkino in Moskau).

Bedeutendstes Beispiel für die Holzbaukunst: Holzkirchen von Kischi Pogost im Onegasee. Sommerkirche Christi-Verklärungskirche (links) von 1714, Winterkirche Maria Schutz und Fürbitte (rechts) von 1764

Ein eigenständiger russischer Stil hatte sich wahrscheinlich ursprünglich nur im Bereich der Holzbauten entwickelt, von denen aufgrund des Baumaterials aber keine Bauten erhalten sind, die älter als das 17. Jahrhundert sind. Die Kirchen, die daraus entstanden, zeichnen sich durch eine einfachere zentrale Anlage und einen großen oktogonalen Mittelturm aus. Diese wurden im Laufe der Zeit immer dekorativer ausgestaltet. Ein berühmtes Beispiel ist die Basilius-Kathedrale auf dem Moskauer Roten Platz von 1555. Ihren Durchbruch erreichte sie jedoch im von Zar Peter I. gegründeten Sankt Petersburg. Europäische Architekten wie Andreas Schlüter oder Domenico Trezzini kamen nach Russland, sie bauten Gebäude wie das Menschikow-Palais oder die Peter-und-Paul-Festung.

Architektur von Weltniveau erreichten die Baumeister unter Katharina II. (Bartolomeo Francesco Rastrelli). Die Paläste wie der Winterpalast in St. Petersburg, das Schloss Peterhof oder der Katharinenpalast zeigen an den Fassaden einen großen und gewaltigen Rokoko-Stil und sind im Inneren exorbitant luxuriös ausgestattet.

Mit dem Klassizismus, der in Russland ungefähr zur selben Zeit einsetzte wie im restlichen Europa, begannen erstmals originär russische Baumeister wie Iwan Jegorowitsch Starow eine herausragende Stellung einzunehmen. Die meisten Gebäude der Petersburger Innenstadt sind bis heute klassizistisch geprägt. Ein Paradebeispiel dafür ist die Rossistraße in Sankt Petersburg, benannt nach dem Architekten Carlo Rossi, deren Gesamtanlage einschließlich der Häuser einem streng geometrischen Gesamtmuster folgt. In den Sakralbauten wie der Isaakskathedrale allerdings mischen sich klassizistische und historistische Stilelemente.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren avantgardistische Strömungen in der gesamten russischen Kultur stark. Nach der Oktoberrevolution konnten ihre Verfechter diese einige Jahre lang umsetzen. Beispielgebend ist hier El Lissitzky oder neuartige Prototypen für Wohnungsbau, Industriebau und für die öffentliche Verwaltung. Internationale Architekten wie Le Corbusier, Walter Gropius, Peter Behrens und Ludwig Mies van der Rohe konnten in Moskau bauen. Unter Stalins Herrschaft erfolgte jedoch schnell ein Rückschlag auf monumental gesteigerte klassische Muster. Der Zuckerbäckerstil begann vorherrschend zu werden, die Repräsentativität stand gegenüber künstlerischen Entwürfen klar im Vordergrund. In der spät-sowjetischen Phase der 1970er Jahre bis zum Zusammenbruch des Sowjetreiches entstanden in allen Teilrepubliken einzigartige, teils futuristische Bauwerke,[128] deren radikale Ästhetik und eigenwillige Formensprache im Gegensatz zur konformistischen Staatsarchitektur stand. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird zunehmend ein historisierender Baustil modern, der Anknüpfungspunkte in der traditionellen russischen Architektur sucht. Beispiele hierfür sind neben vielen anderen Gebäuden die wiederaufgebaute Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, oder die gleichnamige Kathedrale in Kaliningrad.

Russische Volkskultur

Eine typische Isba in Kulaschino, Oblast Twer

Die Wohnhäuser in Russland wurden lange in Blockbauweise (Isba) errichtet. Diese Blockhäuser findet man heute noch auf den Dörfern. Sie sind meist in blauen oder grünen Farbtönen gestrichen und besitzen phantasievolle geschnitzte, meist weiße Fensterrahmen. Blau und Grün sollen als Farben der Orthodoxie böse Geister vertreiben.[129]

Russisches traditionelles Handwerk bildet einen wichtigen Aspekt der russischen Volkskultur. In der Waldzone der Nordost-Rus entwickelten sich das Drechslerhandwerk und die Holzschnitzerei. An Orten, an denen Lehm vorhanden war, entwickelte sich das Keramikhandwerk. In den nördlichen Regionen Russlands mit seinen ausgedehnten Flachsfeldern wurden Spitzen geklöppelt. Der Ural mit seinen reichen Vorkommen von Eisenerz sowie von Halbedel- und Schmucksteinen ist für seine Gießkunst, den Waffenschmuck und Schmuckartikel berühmt. Berühmt ist das Dymkowo Keramik-Spielzeug, Chochloma, Keramik aus Gschel und Lackminiaturen aus Palech. Matroschka ist das beliebteste russische Souvenir. Schon ein paar Jahre nach ihrem Aufkommen wurde die Matrjoschka auf der Pariser Weltausstellung von 1900 demonstriert, wo sie eine Medaille verdiente und weltweiten Ruhm erlangte.

Zur traditionellen russischen Kleidung gehörten Kaftan, Kossoworotka und Uschanka für Männer, Sarafan und Kokoschnik für Frauen, mit Lapti aus Bast und Walenki (Filzstiefel) als übliches Schuhwerk. Zur traditionellen Kleidung der Kosaken aus dem südlichen Russland gehören Burka und Papacha.

Zubereitung von Pelmeni, die ursprünglich aus Tatarstan und Sibirien stammen, Chochloma-Handarbeit ist im Hintergrund abgebildet.
Familienporträt in Russland (1844) mit dem Samowar
Russische Troika

Die russische Küche, ursprünglich eine typische Bauernküche, verwendet viele Zutaten aus Fisch, Geflügel, Pilzen, Beeren und Honig. Gegessen wird Brot, Pfannkuchen, getrunken wird Kwas, Bier und Wodka. Wodka ist ein Teil der russischen Kultur. Laut russischen Chroniken entstanden im Russland des 12. Jahrhunderts erste Brennereien. Zunächst wurde Wodka für medizinische Zwecke verwendet. Russischer Wodka wird aus Getreide hergestellt. Traditionell bevorzugt man in Russland einen reinen, nicht aromatisierten Wodka, der bei Zimmertemperatur meist in Gesellschaft getrunken wird. Zu Wodka wird oft etwas Salziges (beispielsweise Salzgurken, Salzpilze oder Salzhering) serviert. Schmackhafte Suppen und Eintöpfe wie Schtschi, Borschtsch, Rassolnik, Ucha, Soljanka und Okroschka kennzeichnen die russische Küche. Berühmt sind auch russische Teigspeisen wie Piroschki, Blini und Syrniki. Kiewer Kotelett, Bœuf Stroganoff, Pelmeni und Schaschlik sind beliebte Fleischgerichte, die letzten beiden sind tatarischen und kaukasischen Ursprungs. Weitere verbreitete Fleischgerichte sind Kohlrouladen (russ. Голубцы) in der Regel mit Fleisch gefüllt. Typisch russisches Salate sind Vinaigrette (russ. винегрет), Oliviersalat und Hering im Pelzmantel (russ. Сельдь под шубой). Tee wird in Russland bereits seit dem 17. Jahrhundert in jedem Haushalt getrunken, sodass sich in Russland eine richtige Teekultur entwickelte. Zur Zubereitung des Tees wird in Russland traditionell ein Samowar verwendet, er gilt in Russland als eine Art Nationalsymbol. Neben den traditionellen russischen Desserts, wie Baranki, Prjaniki, Warenje und Pastila (bzw. Sefir), werden zum Tee auch gerne orientalische Süßigkeiten, wie Halva, Gosinaki und Lokum, sowie diverse Schokoladen und Torten, serviert.

Russlands große Anzahl von ethnischen Gruppen verfügt über ausgeprägte Traditionen der Volksmusik. Typische russische Musikinstrumente sind Gusli, Balalaika, Schaleika und Garmon. Das russische Volk besitzt eine reiche Tanzfolklore. Berichte über russische Tänze finden sich seit dem 11. Jahrhundert. Tänze spielen für das russische Volkes eine große Rolle. In vielen Tänzen kommen die nationalen Züge des russischen Charakters sehr klar zum Ausdruck. Die älteste Art des russischen Tanzes ist der so genannte Chorowod, ein Reigentanz einer Gruppe von Teilnehmern, die sich an den Händen halten. Die zweite Art von Tänzen, die für die russische Tanzkunst charakteristisch ist, sind die Improvisationstänze. Sie werden als Solotänze (Mann oder Frau), in Paaren oder von mehreren Tanzenden aufgeführt. In diesen Tänzen kommt die Individualität des Tanzenden besonders stark zum Ausdruck. Der Perepljas ist eine Art Tanz um die Wette, wobei jeder der Reihe nach auftretende Tänzer bestrebt ist, den anderen durch seine Tanzmeisterschaft, Phantasie und bessere Ausführung der Bewegungen zu übertrumpfen.

Russland besitzt eine ausgeprägte Dampfbadkultur, die Banja. Der Besuch der Banja ist ein Ritual. Dort finden bis heute wichtige Gespräche, Geschäftsverhandlungen und politische Besprechungen statt. Sogar im Kreml gibt es eine Banja. Nach alter russischer Tradition klopft man sich vorsichtig mit Weniks ab – in warmes Wasser getauchte, getrocknete Birkenzweigbündel. Zur Erholung und zum Entspannen verbringen russische Stadtbewohner die Wochenenden oder ihren Urlaub gerne in einer Datscha, einem Land- bzw. Ferienhaus mit Garten. Seit drei Jahrhunderten gehören die Datschen zur russischen Geschichte und Kultur. Auch in vielen russischen Balladen und in der russischen Literatur findet die Datscha oftmals Erwähnung. Ab Mitte Mai beginnt die Datscha-Saison. Rund um St. Petersburg und Moskau gibt es sehr viele Datschen-Vororte, die sich im Laufe ihrer Geschichte immer weiter von der Stadt entfernt haben.

Bekannt sind auch die russischen Märchen, die ihre Ursprünge in der heidnischen Zeit der Rus haben. Sie bildeten die Grundlage für die berühmten sowjetischen Märchenfilme. Sie haben Märchengestalten wie „Väterchen Frost“, das „Schneeflöckchen“ oder die „Hexe Baba Jaga“ auch nach Mitteleuropa gebracht.

Die russische Gastfreundschaft selbst in wirtschaftlich schwierigsten Zeiten ist sprichwörtlich. Bei einer Einladung versucht der Gastgeber bewusst, so viele verschiedene Gerichte wie möglich zuzubereiten. Das zeigt, dass für die Gäste an nichts gespart wird. Bis heute lebt der Brauch, bei offiziellen Anlässen ein rundes Brot mit einem Salzgefäß in der Mitte an den wichtigsten Gast auszuhändigen. Brot war lange Zeit das Hauptnahrungsmittel in Russland. Salz war rar und deswegen sehr teuer.[130]

Ein im 19. Jahrhundert sehr verbreitetes Straßenbild im Winter war die Troika, das typisch russische Dreigespann. Dazu werden drei Pferde vor einer Kutsche oder einem Schlitten nebeneinander angeschirrt. Am Bogen hängt ein Glöckchen, das während der Fahrt ständig bimmelt und die Pferde in Trab hält. Die Troika stammt von den Waldai-Höhen, einer Hügellandschaft zwischen Moskau und St. Petersburg, und wird heute als Folklore gepflegt.

Sport

Medwedew feiert im Moskauer Kreml mit der Nationalmannschaft den Triumph bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2008.

In Russland hat Sport einen relativ hohen Stellenwert, was man auf die umfassende sportliche Förderung in der UdSSR zurückführen kann (vgl. Sport in der Sowjetunion). 2008 besaß Russland 2687 Stadien ab 1500 Sitzplätze und mehr als 3762 Schwimmbäder und 123.200 Sportanlagen. Der Breitensport ist bedeutend, so liegt die Zahl der Mitglieder in den Sportvereinen bei 22,6 Millionen Menschen, darunter 8,1 Millionen Frauen.[131] Die beliebteste Mannschaftsportart der Russen ist Fußball (vgl. Fußball in Russland), das einen Boom erlebt – begünstigt durch starke finanzielle Sponsorenförderung aus der Wirtschaft. Eishockey (vgl. Eishockey in Russland) ist die zweitbeliebteste Mannschaftssportart. Basketball ist die drittbeliebteste Mannschaftssportart, aber auch Schach und neuerdings Tennis erfreuen sich großer Beliebtheit. Russland hat bereits zahlreiche Weltklassesportler hervorgebracht. Besonders in den Sportarten Leichtathletik, Wintersport, Turnen/Gymnastik und Gewichtheben dominieren russische Sportlerinnen und Sportler. Aus keiner Nation stammen mehr aktuelle und ehemalige Schachweltmeister und Großmeister als aus Russland.

Russland nahm bisher 17-mal an Olympischen Sommerspielen und 15-mal an Olympischen Winterspielen teil. Bislang konnten Sportler aus Russland 1738 olympische Medaillen bei den Sportwettbewerben erringen und belegt damit Platz zwei des ewigen Medaillenspiegels. 1980 war die damals sowjetische Hauptstadt Moskau zum ersten Mal Ausrichter der Olympischen Sommerspiele. Der Schwarzmeer-Kurort Sotschi richtete 2014 zum ersten Mal die Olympischen Winterspiele in Russland aus. Darüber hinaus ist Russland häufig Austragungsort von internationalen Wettbewerben wie Welt- und Europameisterschaften. So trägt Russland zum ersten Mal die Fußball-Weltmeisterschaft aus, die 2018 unter anderem in Moskau, Sankt Petersburg, aber auch in der Exklave Kaliningrad entschieden wird. Im Motorsport stellt Russland mit Witali Petrow einen ehemaligen und mit Daniil Kwjat einen aktiven Formel-1-Piloten. Auch die DTM und die Superbike-WM waren schon in Moskau zu Gast. Eine Domäne stellt Russland auch im Eisspeedwaysport dar und die russischen Eisspeedway-Piloten stellten Eisspeedway-Weltmeister in Serie. Die Städte Togliatti und Balakowo sind die Zentren des russischen Speedway-Motorrad-Rennsports.

Medien

Hauptartikel: Medien in Russland

Seit dem Zusammenbruch des Sowjetsystems gab es viele Umstrukturierungsphasen im russischen Mediensektor. Staatliche Reformen haben den Medienmarkt zu Beginn der 1990er Jahre privatisiert. Viele Zeitungen, Verlage und Fernsehsender gingen seitdem Allianzen mit Oligarchen ein, um ihr Überleben zu sichern. Dabei gerieten sie aber unter deren Kontrolle, die durch Manipulationen politischen Einfluss über die Medien ausüben.[132] Die Medienimperien von Boris Beresowski und Wladimir Gussinski (Media Most) wurden sodann unter Putin wieder aufgelöst. Die größten russischen Medienholdings sind die Gazprom-Media und die WGTRK, die Allrussische Staatsgesellschaft für Fernsehen und Radio. Heute wird Medienzensur in Russland offiziell nicht mehr praktiziert. Gemäß der russischen Verfassung, Kapitel 2, Artikel 29 ist die Freiheit der Meinung und des Wortes garantiert, so auch die Medienfreiheit. Propaganda und Agitation, die soziale, rassische, nationale und religiöse Feindschaft schürt, ist verboten. In vielen Fällen berücksichtigen aber russische Medien staatliche Interessen in ihrer Arbeit. Die meisten Russen bevorzugen das Fernsehen als Informationsquelle Nummer eins, gefolgt von Zeitungen. Nach Angaben von Roskomnadsor (Aufsichtsbehörde für Massenmedien, Kommunikation und den Schutz des kulturellen Erbes) sind in Russland derzeit 66.032 Medien gelistet. Darunter finden sich 5.254 TV-Sender, 3.769 Radiosender, 28.449 Zeitungen und 21.572 Zeitschriften.[133]

Newsroom der Redaktion RIA Novosti in Moskau, Bild von Jürg Vollmer [134]

Die tagesaktuelle Presse der UdSSR wurde jahrzehntelang vor allem durch die halbamtliche Presseagentur TASS mit Informationen versorgt. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR entwickelte sich in Russland eine freie Presse, die sich jedoch heute wieder zunehmender Repressalien durch die Regierung ausgesetzt sieht. Freedom House bewertet die Pressefreiheit als „nicht frei“ und mit einem generellen Abwärtstrend (2002 war das Land noch als "teilweise frei" verzeichnet)[135]. In der Rangliste der Pressefreiheit der Reporter ohne Grenzen rangiert Russland im Jahr 2014 auf dem 148. Platz; in Europa schnitten nur das benachbarte Weißrussland (Rang 157) und die Türkei (Rank 154) schlechter ab.[136]

Unter den Printmedien gilt die Boulevardzeitung Moskowski Komsomolez als die beliebteste im Land. Nach eigenen Angaben erreicht die Boulevardzeitung etwa 1,3 Millionen Leser. Sie ist auch die günstigste. Wichtigste Tageszeitung ist die Komsomolskaja Prawda, mit einer Auflage von heute 830.000 Exemplaren. Die Tageszeitung Rossijskaja Gaseta (Auflage: 430.000 Exemplare) ist ein Verlautbarungsblatt der russischen Regierung mit Sitz in Moskau. Russische Gesetze und Erlasse treten erst mit der Veröffentlichung in der Rossijskaja Gaseta in Kraft. Eine staatliche Informations- und Analyseagentur ist seit 1993 die RIA Novosti mit eigenen Korrespondenten in mehr als 40 Ländern.

Der Journalist Wladimir Wladimirowitsch Posner im Interview mit US-Außenministerin Hillary Clinton im März 2010 in Moskau.

Das Fernsehen ist für 85% der russischen Bevölkerung die hauptsächliche und oft einzige Informationsquelle und eignet sich daher besonders als Propaganda-Instrument der Regierung, die die inhaltliche Ausrichtung der Programme sorgfältig steuert.[137] In den meisten Teilen Russlands können drei landesweite und ein bis zwei regionale Fernsehsender empfangen werden. In Moskau sind je nach Lage mehr als ein Dutzend Fernsehanbieter terrestrisch empfangbar. Der Perwy kanal, dt.: Erster Kanal, ist landesweit der Sender mit der größten Reichweite und kann von 99,8 Prozent der russischen Bevölkerung empfangen werden, die wöchentliche Zuschauerschaft beim Sender erreicht über 80 Prozent der Bevölkerung. Ein Teil der russischen Fernsehsender wird vom staatlichen Medienkonzern WGTRK betrieben. Zu dessen Angebot gehört der Kanal Rossija 1, der laut eigenen Angaben von ca. 98,8 Prozent der russischen Bevölkerung empfangen wird. Auch ein Sportsender namens Sport (russisch: Спорт) und ein Kultursender namens Rossija K werden von WGTRK betrieben. Daneben gibt es seit 2005 den international ausgerichten, englischsprachigen Sender Russia Today mit Sitz in Moskau, dessen erklärte Ziele sind, alte Vorurteile und Klischees über Russland abzubauen und dem Publikum die russische Sichtweise auf das internationale Geschehen vorzustellen. Auch Entwicklungen innerhalb Russlands sollen hier aus russischer Perspektive beleuchtet werden. Vesti ist einer der wichtigsten Nachrichtenkanäle Russlands. Er ist ein Teil von Telekanal Rossija und RTR. Der TV-Sender Russian TV international wird speziell für die im Ausland lebenden Russen produziert.

In den 1990er Jahren entwickelten sich in Russland mehrere teils landesweite private Fernsehsender, die auch unabhängige und auch regierungskritische Informationssendungen im Programm hatten. Zu Beginn der 2000er Jahre gerieten jedoch die landesweit empfangbaren Sender unter die indirekte Kontrolle des Staates oder wurden geschlossen und durch staatliche Sender ersetzt. So sendet Sport heute auf der Frequenz von TW-6. Russland sendet mit der Fernsehnorm SECAM (Variante Osteuropa). Russland plant langfristig (in den 2010er Jahren) DVB-T einzuführen. Angeblich sollen derartige Geräte subventioniert werden, damit sich die Bevölkerung das verhältnismäßig teure Gerät anschaffen kann.

Neben dem staatlichen Radio Rossii gibt es zahlreiche private Hörfunksender – meist Lokalsender. Einige Moskauer Stationen haben auch Lizenzen in den Regionen. Der Sender Echo Moskwy gilt als einziger verbliebener Vertreter regierungskritischer Medien. Russische Radiosender nutzen heutzutage die auch in Deutschland üblichen UKW-Frequenzen (87,5 MHz bis 108,0 MHz) unter der englischen Bezeichnung „FM“. Zu Sowjetzeiten wurde das so genannte OIRT-Band (65,9 bis 73,1 MHz) genutzt, wo heute unter dem Namen UKW noch einzelne Sender laufen. Viele russische Wohnungen haben einen Radiostecker, mit dem man in der Art des Drahtfunks ein bis drei Sender empfangen kann. Die simplen Geräte benötigen keine weitere Stromversorgung und haben oftmals als einziges Bedienelement einen Lautstärkeregler. Unter der Bezeichnung „Stimme Russlands“ wird der umfangreiche Rundfunk-Auslandsdienst betrieben.

Bildung und Wissenschaft

Labortechniker bei der Durchführung von Experimenten im Labor des ChemRar High-Tech-Centers, Oblast Moskau
Herstellung von Membran-Filter für Blutplasma mit neuen Nanontechnologien in der technologischen Sonderwirtschaftszone Dubna

Erste Anfänge der wissenschaftlichen Tätigkeiten gab es in Russland bereits zu Zeiten der Kiewer Rus. So stammen die ersten überlieferten Chroniken, die Nestorchroniken, aus dem Jahr 1070. Dort wurden vor allem historische Ereignisse und auch meteorologische Beobachtungen festgehalten.

Wissenschaft als soziale Einrichtung entstand in Russland aber erst Anfang des 18. Jahrhunderts unter der Herrschaft Peter des Großen. Zu dieser Zeit wurden die ersten wissenschaftlichen Einrichtungen des Russischen Reichs gegründet, vor allem 1724 die Akademie der Wissenschaften. 1755 wurde in Moskau mit der heutigen Lomonossow-Universität die erste Universität Russlands gegründet. Im Jahre 1916 gab es in ganz Russland rund 100 Hochschulen, davon 10 Universitäten, sowie einige Dutzend Forschungseinrichtungen. Damit befand sich die Wissenschaft des Russischen Reichs im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern auf einem niedrigen Entwicklungsniveau. Dennoch genossen schon damals bestimmte Bereiche der russischen Wissenschaft internationales Ansehen. So waren unter den ersten Nobelpreisträgern zwei russische Akademiker, Iwan Pawlow (1904) und Ilja Metschnikow (1908).

Einen erheblichen Entwicklungsschub bekam die russische Wissenschaft zu Sowjetzeiten. Die Sowjetunion besaß insgesamt ein gut ausgebautes Forschungs- und Entwicklungssystem. Charakteristisch für diese Zeit war der hohe Zentralisierungsgrad der Forschung. So waren die meisten Wissenschaftler bei der Akademie der Wissenschaften oder in ihren regionalen Abteilungen angestellt. Zentrale Merkmale waren die Trennung von Forschung und Produktion, die Dominanz der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in der Grundlagenforschung und in der anwendungsbezogenen Forschung und die geringe Bedeutung des Hochschulbereichs in der Forschung. Alle Unternehmen im Wirtschaftsbereich waren in Staatsbesitz und führten selbst wenig Forschung durch. Ein Großteil der Forschung wurde durch spezialisierte Forschungsinstitute vorgenommen, die im Allgemeinen organisatorisch von den staatlichen Unternehmen getrennt waren. Da der Sowjetstaat der Industrialisierung und militärischer Überlegenheit eine sehr hohe Priorität einräumte, förderte er die Forschung und Entwicklung auf diesen Gebieten besonders großzügig. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs förderte der Staat die Entwicklung der sowjetischen Raumfahrt sehr intensiv. Dies alles führte dazu, dass die Sowjetunion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Industrieland aufgestiegen war. Die Forschung und Entwicklung galt auf bestimmten Gebieten, wie der Rüstungsindustrie und der Raumfahrt, als weltweit führend.

Bildungssystem

Hauptartikel: Bildungssystem in Russland
Das Bildungssystem in Russland

Das Bildungssystem in Russland gliedert sich in vier Abschnitte: allgemeine Schulausbildung, Berufsausbildung, Hochschulausbildung und die Postgraduierten-Ausbildung.

Die Allgemeine Schulausbildung untergliedert sich wiederum in die Abschnitte Grundstufe, Hauptstufe und Oberstufe.

  • Grundstufe: Der Schuleintritt erfolgt im Alter von sieben Jahren. Sowohl das Studienjahr als auch das Schuljahr beginnen in ganz Russland einheitlich am 1. September jedes Jahres. Das vorgezogene Schuleintrittsalter von sechs Jahren wird durchschnittlich etwa 35 Prozent der Kinder nach einem psychologischen Gutachten empfohlen. Die vierjährige Primarstufe der Grund- oder Anfangsschule absolvieren die mit sieben Jahren eingeschulten Kinder binnen drei Jahren. Sie gelangen auf diese Weise aus dem dritten sofort in das fünfte Schuljahr.
  • Hauptstufe: Danach folgt eine obligatorische sechsjährige Hauptschulstufe. Sie führt zum Erwerb der „grundlegenden allgemeinen Bildung“ – in der Regel am Ende der neunten Klasse und nach dem Erreichen des Pflichtschulalters von 15 Jahren. Dieser Abschluss berechtigt zum Besuch der oberen Sekundarstufe (zweijährig). Nach der neunjährigen Pflichtschulbildung kann statt der Oberschulstufe auch eine Berufsausbildung an der mittleren Fachschule (Berufsschule) beziehungsweise dem Technikum absolviert werden. Diese Einrichtungen stehen im vertikal durchlässigen gesamten beruflichen Bildungswesen weiterhin für den Erwerb der vollständigen mittleren Bildung zur Verfügung (dualer Ausbildungsgang). Denn zusätzlich zu den berufsspezifischen Fächern werden auch die allgemeinbildenden Fächer unterrichtet, inhaltlich allerdings an der beruflichen Ausrichtung orientiert.
  • Oberstufe: Der Abschluss der Oberstufe erfolgt durch das „Zeugnis über die vollständige mittlere Bildung“ (das traditionell so genannte „Reifezeugnis“) – zu Deutsch Abitur, das aber noch nicht den Universitätseintritt garantiert. Dazu ist eine anspruchsvolle Aufnahmeprüfung erforderlich. Wer mit sehr guten Ergebnissen das Abitur abgelegt hat, hat nur eine oder zwei Aufnahmeprüfungen zu bestehen. Bei schlechteren Abiturnoten werden mehrere Fächer geprüft.
Seminarraum der Juristischen Fakultät der Staatlichen Universität Sankt Petersburg

Für die Hochschulausbildung steht den Studenten in Russland ein vielfältiges Hochschulwesen zur Verfügung. Außer der klassischen Universität mit einem breiten Fächerangebot gibt es verschiedene Hochschulen und Akademien mit einer speziellen technischen, pädagogischen oder ökonomischen Ausrichtung. Das Abitur ist zwar Voraussetzung für den Hochschulbesuch, es muss jedoch zusätzlich eine Aufnahmeprüfung bestanden werden. Die Studienfinanzierung gibt es für leistungsstarke Schüler kostenfrei, für einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung aber nur gebührenfinanziert. Die Hochschulen haben nach 1992 größere Rechte zur Selbstverwaltung erhalten. Hochschulen werden neu aufgestellt; altehrwürdige Einrichtungen erhalten neue Namen und moderne Strukturen.

Die Dauer der meisten Studienprogramme beträgt fünf Jahre, wobei die ersten zwei Jahre wie in Deutschland auch, einem allgemeinen Grundstudium dienen, dem dann die fachliche Spezialisierung im Hauptstudium folgt. Bis 1991 gab es als einzigen Abschluss nur das Diplom. Mit der schrittweisen Einführung neuer Studiengänge sind neben dem Diplom auch der Bachelor und Master als Abschlüsse möglich, den die meisten Studenten auch anstreben.

Insgesamt lassen sich vier Kategorien von Hochschuleinrichtungen in folgender Hierarchie aufstellen:

  • Universitäten
  • Akademien
  • Institute (= Hochschulen)
  • Colleges

Zu den bekanntesten russischen Universitäten gehören die Staatliche Moskauer Lomonossow-Universität, die Staatliche Universität Sankt Petersburg, die Staatliche Universität Kasan und die Staatliche Technische Universität Nowosibirsk. Inzwischen ist in Russland die Gründung von privaten Schulen und Hochschulen erlaubt. Ihr Besuch ist nicht kostenlos und meist nur für eine kleine Schicht erschwinglich. In Russland gab es 2005 1061 Universitäten und Hochschulen, wovon 413 private Hochschulen waren.

Wissenschaft

Start einer Proton-K-Rakete
Forschungsseminar der Physik am Vereinigten Institut für Kernforschung in Dubna

Die Wissenschaft erlebte in der Russischen Föderation in den 1990er Jahren eine schwere Krise, da es permanent an finanziellen Mitteln fehlte, um das System an Forschungseinrichtungen weiter ausreichend zu unterstützen. Das führte zu Entwicklungsstopps auf vielen Gebieten und zur Abwanderung qualifizierter Forschungs- und Lehrkräfte ins europäische Ausland oder in die USA. Die Institutionen und Arbeitsweisen in der russischen Forschung und Entwicklung haben viele Merkmale des ehemaligen sowjetischen Systems beibehalten. Die Mehrheit der Forschungsorganisationen sind vom Wirtschaftssektor getrennt. Forschungseinrichtungen in Unternehmen sind in der Regel gering ausgebildet. Die Russische Akademie der Wissenschaften hat weiterhin eine dominierende Stellung inne. Fast zwei Drittel aller Forschungseinrichtungen sind in Staatsbesitz und beschäftigen 78 Prozent des Forschungspersonals. Dagegen sind 14 Prozent der Einrichtungen privatwirtschaftlich organisiert. Aufgrund dieser Übermacht des Staates wird die russische Forschung vorrangig durch große Forschungsinstitute angeführt, kleine Organisationen haben nur eine geringe Bedeutung. Dementsprechend beschäftigten 2008 die größten aller russischen Forschungseinrichtungen insgesamt 53 Prozent des Forschungspersonals und waren für 44 Prozent der gesamten Forschungsausgaben verantwortlich. Bei der Finanzierung von Forschung und Entwicklung überwiegt die Förderung durch den Staatshaushalt. Der Privatsektor trägt einen geringen Teil zur Finanzierung bei. In jüngster Zeit versucht die Regierung aktiv, den Forschungsbeitrag der Universitäten zu erhöhen. Am gesamten Finanzierungsumfang der Forschung macht der Hochschulsektor gerade sechs bis sieben Prozent aus. Zwölf Prozent des Lehrpersonals werden als Forscher eingestuft. Fast die Hälfte aller Universitäten und anderen Hochschuleinrichtungen beteiligt sich überhaupt nicht an Forschungsaktivitäten.

Trotz Krisen der 1990er nehmen einige Bereiche der Wissenschaft Russlands nach wie vor im internationalen Vergleich obere Positionen ein. So wurden fünf russische Physiker in jüngster Zeit mit dem Nobelpreis ausgezeichnet: Schores Alfjorow im Jahr 2000, Alexei Abrikossow und Witali Ginsburg im Jahr 2003 sowie Andrei Geim und Konstantin Nowosjolow im Jahr 2010.

Erst seit Anfang 2000 werden seitens der Regierung wieder Anstrengungen unternommen, die einheimische Forschung und Entwicklung zu fördern. Hierzu wurden spezielle nationale Zielprogramme entworfen, die unter anderem eine Erhöhung der Gehälter für Angestellte in der Wissenschaft, die Förderung von Nachwuchsakademikern und die landesweite Einrichtung von Technologieparks vorsehen. Dabei wird besonders auf die Weiterentwicklung in den Bereichen Wert gelegt, in denen Russland früher Spitzenergebnisse erzielte, also vor allem in Naturwissenschaften und der Rüstungsindustrie. Präsident Medwedew startete eine Modernisierungsoffensive durch Förderung zahlreicher Schlüsselprojekte. Eines davon ist die Errichtung eines modernen Wissenschaftskomplexes bei Moskau, als Stadt der Innovationen (Innograd), in Skolkowo. Dort sollen künftig neue Technologien erforscht und bis zur Marktreife entwickelt werden. Innograd ist damit als russisches Äquivalent zu Silicon Valley angelegt. Der neue Forschungs- und Entwicklungskomplex wird vorrangig in fünf Bereichen arbeiten: Energie, Informationstechnologie, Telekommunikation, Biomedizin und Kerntechnik. Die russische Regierung plant weiterhin den Einstieg in die Produktion von Mikroelektronik. Auch bei der Satellitennavigation will Russland seinen Markt stärker auf die Nutzung des einheimischen Systems GLONASS trimmen.

Russische Raumfahrt

Die sowjetische Raumstation Mir

In den 1990er Jahren litt die russische Raumfahrt unter großen Finanzierungsproblemen, so dass viele Programme stillstanden. Durch die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation konnte sich die russische Raumfahrt aber wieder erholen. Roskosmos ist die Raumfahrtbehörde und für das zivile Raumfahrtprogramm des Landes zuständig und hat ihren Sitz im Sternenstädtchen nahe Moskau. Sie wurde 1992 gegründet und hat die wesentlichen Ressourcen der sowjetischen Raumfahrt übernommen. Roskosmos benutzt aktuell zwei Raumfahrtbahnhöfe: Plessezk bei Archangelsk, das langfristig zur Hauptbasis ausgebaut werden soll, sowie Baikonur in Kasachstan, die Hauptbasis der sowjetischen Raumfahrt. Am 14. Juli 2005 wurde das neue Raumfahrtprogramm für die Jahre 2005 bis 2015 von der russischen Regierung genehmigt. Ziel ist es, das Weltniveau der russischen Raumfahrt zu sichern und die Position Russlands unter den drei weltweit führenden Raumfahrtmächten zu festigen. Priorität hätten dabei die Entwicklung und Nutzung der Raumfahrttechnik, -technologie und -dienstleistungen sowie der Bau von Raumschiffen für bemannte Flüge, Transport- und interplanetare Missionen, darunter auch ein wiederverwendbares Raumfahrtsystem. Russland beteiligt sich jetzt maßgeblich an der ISS, zu deren Versorgung, seit der Einstellung des Space-Shuttle-Programms, die Sojus-Rakete mit dem Sojus-Raumschiff und dem Progress-Raumtransporter eingesetzt werden.

Weiterhin sollen die wissenschaftlich-technischen Grundlagen für einen bemannten Flug zum Mars und eine Raumstation der neuen Generation geschaffen werden. In einem ersten Schritt will Russland dazu bis 2015 seine Satellitenflotte vorrangig mithilfe westlicher Elemente an den Weltstandard heranführen. Zudem sollen zu diesem Zeitpunkt vom neuen Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet die ersten unbemannten Starts mit modernisierten Versionen der bisherigen Trägerraketen erfolgen. Für 2020 sind hier die ersten bemannten Starts von Raumschiffen mit den neuen Angara-Trägerraketen geplant. Zugleich sind Missionen zur vertieften Erforschung des Mondes sowie der Planeten Venus und Jupiter vorgesehen. Dabei sollen ferngesteuerte Mondmobile, sogenannte Lunochods, Bodenproben vom Mond zur Erde bringen. In Kooperation mit ausländischen Partnern will Roskosmos außerdem auf dem Mars ein Netz von Forschungsstationen errichten.

Literatur

Allgemeines
Aktuelle Politik
Geschichte
Soziologie und Kultur
  • Norbert Franz (Hrsg.): Lexikon der russischen Kultur. Primus, Darmstadt 2002, ISBN 3-89678-413-7.
  • Carsten Goehrke: Russischer Alltag. Chronos, Zürich 2003, ISBN 3-0340-0583-0.
  • Orlando Figes: Nataschas Tanz. Eine Kulturgeschichte Russlands. Berlin Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-8270-0487-X.
  • Dorothea Redepenning: Geschichte der russischen und sowjetischen Musik. Das 19. und 20. Jahrhundert in 2 Bänden. Laaber-Verlag, Laaber 1994, ISBN 978-3-89007-206-7.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Die Russische Föderation betrachtet die Krim seit dem 18. März 2014 als Teil ihres Staatsgebietes.
  2. a b Rosstat: Демография на 1 декабря 2013г., abgerufen am 14. Februar 2014.
  3. World Economic Outlook Database, April 2014 des Internationalen Währungsfonds
  4. Human Development Report Office: Russian Federation – Country Profile: Human Development Indicators, abgerufen am 25. Oktober 2014
  5. Vgl. Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge: Zugleich ein Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen völkerrechtlicher Kodifikation. Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-66140-9, S. 86 (Fn 304 f.), 90, 120.
  6. Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, I. Teil., 3. Kap. III.4.a, S. 85 ff. m.w.N. (86, 90); vgl. auch die a.A. Schweisfurths, Vom Einheitsstaat (UdSSR) zum Staatenbund (GUS). Juristische Stationen eines Staatszerfalls und einer Staatenbundsentstehung, ZaöRV, Bd. 52 (1992), S. 541–702, hier S. 545 f., 547 (PDF), der zwar eine Identität zwischen dem Russischen Reich und Sowjetrussland annimmt, aber die UdSSR als neues Völkerrechtssubjekt betrachtet.
  7. Vgl. Theodor Schweisfurth: Staatensukzession, S. 172.
  8. Nach h.M. ist der Inhalt dieses Begriffes synonym mit „völkerrechtlicher Identität“ zu verstehen, womit sich dieser Begriff und die Bezeichnung „Nachfolgestaat“ wechselseitig ausschließen; vgl. dazu Andreas Zimmermann, Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, S. 91; weiterführend S. 85–97 mzN. Schweisfurth hingegen meint, dass sich der Begriff „Fortsetzerstaat“ wie die Zirkularnote vom 13. Januar 1992 lediglich „auf die ‚Fortsetzung‘ der Verträge der UdSSR bezog, nicht aber auf die Fortsetzung (Kontinuität) der UdSSR.“ (Zit. in: Ders., Völkerrecht, Mohr Siebeck, Tübingen 2006, S. 343 f.)
  9. Aurel Croissant, Peter Thiery: Defekte Demokratie. Konzept, Operationalisierung und Messung. In: Hans-Joachim Lauth, Gert Pickel, Christian Welzel (Hrsg.): Demokratiemessung. Konzepte und Befunde im internationalen Vergleich. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-13438-8, S. 89–111, hier S. 89.
  10. Brockhaus – Die Enzyklopädie in 24 Bänden, 20. Aufl., Leipzig/Mannheim 1996.
  11. Global Forest Watch (PDF; 1,1 MB)
  12. Russlands Bevölkerungszahl auf knapp 142 Millionen geschrumpft, RIA Novosti vom 18. Juni 2010.
  13. Mordrate in Russland weitaus höher als bisher bekannt, RIA Novosti vom 24. Januar 2011.
  14. RIA Novosti, 14. Februar 2007, abgerufen am 5. April 2008.
  15. Rossijskaja Gaseta, abgerufen am 5. April 2008.
  16. Statistische Daten von Rosstat, dem Russischen Föderalen Statistikdienst
  17. Bevölkerungsentwicklung Russlands beim Föderalen Dienst för staatliche Statistik Russlands (englisch; Berechnungen für den 1. Januar des jeweiligen Jahres, wenn nicht anders angegeben)
  18. Die russische Tragödie, FAZ vom 10. Juli 2011, abgerufen am 05. März 2015.
  19. RIA Novosti: Russlands Bevölkerung stirbt langsamer aus – Statistik und Prognose, 22. November 2007.
  20. Demoscope Weekly – Einwohnerzahl Russlands
  21. gks.ru, abgerufen am 30. Januar 2013.
  22. Vgl. auch: Russland unter Putin, in: Der Bürger im Staat, 51. Jahrgang, Heft 2/3, 2001, hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, S. 114.
  23. Russland-Aktuell: Tataren müssen Kyrillisch schreiben, 16. November 2004.
  24. Nationalitätenstatistik der russischen Volkszählung von 2002 (englisch) (MS Excel; 203 kB)
  25. Laut Fischer Weltalmanachsind 50 von 143,8 bzw. 142,1 Millionen konfessionslos (ebenso die Ausgaben 2008, 2009 und 2010), das sind etwa 35 Prozent. Der Spiegel Almanach von 2002 (S. 328) gab 33 Prozent Atheisten an. Der zusammen mit der Encyclopaedia Britannia herausgebrachte Time Almanac 2010 (S. 404 f.) unterschied zwischen 25,8 Prozent Religionslosen und 5 Prozent Atheisten.
  26. RIA Novosti: Studie: Immer weniger Orthodoxe in Russland, 19. Dezember 2012.
  27. Botschaft der Russischen Föderation: Religion.
  28. dtv/Spiegel-Jahrbuch 2005, S. 466 f. gab zwischen 40 und 50 % an.
  29. Time Almanac 2010
  30. Im Gegensatz zu früheren Ausgaben gibt der Fischer Weltalmanach die Zahl der Orthodoxen 2011 und 2012 mit 70 % an.
  31. Eidgenössisches Department für auswärtige Angelegenheiten: Eckdaten Russische Föderation
  32. a b International Religious Freedom Report: Russia (2011)
  33. RUFO: Russlands größter Reichtum sind seine Menschen, 27. April 2007.
  34. Fischer Weltalmanach 2008 (S. 394 u. 617) bis 2012 (S. 399)
  35. a b c d e CIA: The World Factbook
  36. Vgl. Antonia von Reiche: Der Weg des russischen Zarentums zur Anerkennung in der Zeit von 1547 bis 1722: Eine völkerrechtlich-historische Studie, 2001, S. 17.
  37. Russlandanalysen 165 (PDF; 370 kB), abgerufen am 31. März 2012.
  38. NAK-Mitteldeutschland; Mission
  39. NAK-Berlin-Brandenburg; Auslandsgemeinden
  40. Thede Kahl, Elisabeth Vyslonzil, Alois Woldan: Herausforderung Osteuropa: Die Offenlegung stereotyper Bilder, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2004, S. 151.
  41. Annette Baumgart, Bianca Jänecke: Rußlandknigge, 3. Aufl., Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2005, ISBN 3-486-57730-1, S. 66 ff.
  42. Vgl. Carsten Goehrke, Manfred Hellmann, Richard Lorenz, Peter Scheibert: Russland (Weltbild Weltgeschichte – Russland, Bd. 31). Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-989-5, S. 10–12.
  43. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 76.
  44. Hans-Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands, C.H. Beck, München, S. 47.
  45. Carsten Goehrke, Manfred Hellmann, Richard Lorenz, Peter Scheibert: Russland (Weltbild Weltgeschichte – Russland, Bd. 31). Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-989-5, S. 246–248.
  46. Rolf-Dieter Müller (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Band 10: Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945. Halbband 2: Die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008, ISBN 978-3-421-04338-2, Die Menschenverluste im Zweiten Weltkrieg (Karte mit Grafik/Tabelle), ohne Seitenangabe, hinteres Vorsatzblatt (= letzte Doppelseite vor Buchrückseite). Dort angegebene Quellen: Der Große Ploetz 2008; Oxford Compendium; Overmans, Deutsche militärische Verluste; Mourik, Bilanz.
  47. Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, S. 91 ff.
  48. Julia Smirnova: Milliardenprozess lüftet Geheimnisee der Oligarchen, Welt Online vom 31. August 2012, abgerufen am 1. September 2012.
  49. Katrin Liska: Reisegast in Russland, München 2006, S. 90.
  50. a b Margareta Mommsen: Verfassungsordnung versus politische Realität, 14. Juni 2012, hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung. Abgerufen am 23. Juni 2013.
  51. В России создан Крымский федеральный округ, RBC. 21. März 2014. 
  52. Putin appoints Oleg Belavintsev his envoy to Crimean Federal District, ITAR-TASS. 21. März 2014. 
  53. Nach Krim-Referendum: Auch Transnistrien will Russland beitreten. RIANOVOSTI, 18. März 2014, abgerufen am 20. März 2014 (deutsch).
  54. Transnistria wants to merge with Russia. Vestnik Kavkaza. Abgerufen am 18. März 2014.
  55. Russland und der Europarat,Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Mai 2013; "Die Kluft zwischen Rhetorik und Handlungen in den Bereichen Demokratie, Rechtssstaatlichkeit und Menschenrechte ist eklatant"
  56. Hans-Henning Schröder: Russland in der Ära Jelzin (1992–1999), Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, 4. Mai 2011.
  57. Art. 1 Abs. 1 Verf. RF; vgl. hierzu Politisches System, Webseite der Botschaft der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland.
  58. Petra Stykow: Die autoritäre Konsolidierung des politischen Systems in der Ära Putin. In: Heiko Pleines und Hans-Henning Schröder (Hrsg.): Länderbericht Russland. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2010, S. 71-94, hier S. 72.
  59. Kalt, skrupellos – erfolgreich?: Mit Macht und Erpressung hat Präsident Putin die Ukraine in den Moskauer Einflussbereich zurückgeholt. Nicht sein einziger politischer Erfolg in diesem Jahr. Was treibt den Mann im Kreml?, Der Spiegel 51/2013 vom 16. Dezember 2013.
  60. Margareta Mommsen: Einleitung zum Abschnitt Politisches System im Dossier Russland (Online), Bundeszentrale für politische Bildung, 14. Juni 2012.
  61. Democracy index 2012: Democracy at a standstill, Economist Intelligence Unit, 14. März 2013 (PDF), abgerufen am 1. November 2014.
  62. Handelsblatt: Der Rubel rutscht
  63. a b c d e f g Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK): Russland in Zahlen Frühjahr 2012 (PDF; 615 kB)
  64. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen, Daten, Fakten. Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4.
  65. jaeger.uni-koeln.de (PDF; 378 kB), abgerufen am 1. April 2012.
  66. a b Margarete Klein: Russland: eine Großmacht in der internationalen Politik? – Großmachtanspruch und -ressourcen. Auf: bpb.de am 9. Mai 2011
  67. Russlandanalysen 189 (PDF; 639 kB), abgerufen am 1. April 2012.
  68. SWP Berlin: Das schwierige Verhältnis Russland-Ukraine, SWP, November 2009
  69. Russlandanalysen 216 (PDF; 984 kB), abgerufen am 31. März 2012.
  70. Dimitrij Trenin, Die Entwicklung der russischen „Westpolitik“ und ihre Lehren in Heiko Pleines / Hans-Henning Schröder (Hrsg.) Länderbericht Russland
  71. M. Alexander, G. Stökl: Russische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 7. Aufl., Stuttgart 2009, S. 819.
  72. Dagmar Herrmann (Hrsg.): Deutsche und Deutschland aus russischer Sicht 19. Jahrhundert: Von der Jahrhundertwende bis zu den Reformen Alexanders II., Reihe B, Bd. 3, München 1998.
  73. Steinmeier zur Russland-Politik – Tief im Osten, weit voraus, Die Zeit vom 11. Dezember 2014.
  74. a b Juri Galperin: Das Russlandbild deutscher Medien. Erschienen bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 25. März 2011.
  75. Ukraine-Politik: Deutschland setzt Verhältnis zu Russland aufs Spiel, RIA Novosti, 21. Februar 2014
  76. Russlands Politik der Modernisierung ist vorbei, Die Zeit vom 27. März 2013.
  77. Ulrich Clauß: Anatomie des russischen Infokriegs in Netzwerken. In: Die Welt (Onlineausgabe), 31. Mai 2014.
  78. Julian Hans: Putins Trolle. In: Süddeutsche Zeitung (Onlineausgabe), 13. Juni 2014.
  79. a b c Margarete Klein: Analyse Russlands Syrienpolitik – Interessen, (Miss)erfolge, Chancen für eine gemeinsame Konfliktlösung, bpb, 25. März 2013, S. 1.
  80. Margarete Klein: Analyse Russlands Syrienpolitik – Interessen, (Miss)erfolge, Chancen für eine gemeinsame Konfliktlösung, bpb, 25. März 2013, S. 2.
  81. http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-09/usa-russland-syrien-genf
  82. http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-09/russland-syrien-un-resolution-sanktionen
  83. Alfred Betschart: Russland verstehen …, Politik – Analysen & Hintergründe, russland.RU, 11. Mai 2007. Abgerufen am 10. Juli 2012.
  84. «Eine Wanne voller Blut jeden Abend», NZZ, 2. Februar 2015
  85. Heiko Pleines / Hans-Henning Schröder (Hrsg.): Länderbericht Russland: Jens Siegert: Zivilgesellschaft in Russland S. 185
  86. Heiko Pleines / Hans-Henning Schröder (Hrsg) Länderbericht Russland: Jens Siegert, Zivilgesellschaft in Russland
  87. Vgl. Le monde diplomatique – Atlas der Globalisierung, 2. Aufl. 2010, S. 29.
  88. Moskau handelt zynisch, Spiegel Online, 21. Mai 2007.
  89. Bericht zu globalen Militärausgaben – 1. USA, 2. China, 3. Russland, taz vom 14. April 2014.
  90. Trillionen für das Militär: Moskau erhöht Rüstungsausgaben, RTHB, 9. Oktober 2014.
  91. Österreichisches Bundesheer, abgerufen am 2. Juni 2012.
  92. World Economic Outlook Database, September 2011 des Internationalen Währungsfonds.
  93. a b BayernLB (PDF; 48 kB), abgerufen am 14. Januar 2012.
  94. Entwicklung des BIP Russlands: BayernLB (PDF; 48 kB); Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK): Russland in Zahlen Frühjahr 2012 (PDF; 615 kB), abgerufen am 8. April 2012.
  95. Länder-Lexikon.de, abgerufen am 14. Januar 2012.
  96. Ukraine und Russland – Landwirtschaft im Umbruch, dzz Nr. 4 – Juli 2011 (PDF; 609 kB), abgerufen am 1. Juni 2012.
  97. impuls – Magazin der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer 03/2011 (PDF, S. 38; 4,6 MB), abgerufen am 29. Mai 2012.
  98. hik-Russland.de, abgerufen am 14. Januar 2012.
  99. a b OICA: 2011 Production statistics, abgerufen am 8. April 2012.
  100. Russlands Flugzeugindustrie, Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH (PDF, S. 4; 12,9 MB).
  101. Bernd Hones (gtai): Andrang auf Russlands Auto-Markt, in: Moskauer Deutsche Zeitung, 2. Mai 2012, abgerufen am 29. Mai 2012.
  102. Chemieindustrie in der Russischen Föderation: Geschichte und Perspektive der Entwicklung, Hauptakteure und die Staatspolitik, Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (PDF; 206 kB), abgerufen am 1. Juni 2012.
  103. Außenwirtschaft Österreich (Hrsg.): Exportbericht Russland, überarbeitet durch das Außenwirtschaftszentrum Bayern (AWZ), Stand: Februar 2011 (PDF, S. 25; 488 kB), abgerufen am 19. Mai 2012.
  104. Russland „weißer Fleck auf der Tourismus-Weltkarte“, Russland-Aktuell, 5. Mai 2011, abgerufen am 9. Juli 2012.
  105. Vgl. KO-RUS-Kurier Nr. 4 (Deutsch-Russischer Austausch), Auswärtiges Amt, Juli 2010, S. 29 (PDF).
  106. Forsa-Untersuchung zum Russlandbild der Deutschen, Presse-Information vom 7. Dezember 2007 (PDF; 139 kB).
  107. Tatjana Marschanskich: Russland ist mehr als Putin und Gazprom, Russland HEUTE, 17. April 2012. Abgerufen am 10. Juli 2012.
  108. Vgl. Walter Freyer: Tourismus-Marketing: Marktorientiertes Management im Mikro- und Makrobereich der Tourismuswirtschaft, 5. Auflage, München 2007, S. 152, 571 f., 700; Axel Dreyer, Daniela Dreyer, Diana Obieglo: Krisenmanagement im Tourismus: Grundlagen, Vorbeugung und kommunikative Bewältigung, Oldenbourg, München 2001, S. 17.
  109. Vgl. Vereinigung für deutsch-russisches Wirtschaftsrecht e.V., Mitteilungen Nr. 32 (Jg. 17/2006), Recht und Praxis der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen, Dezember 2006, S. 30–36.
  110. Mathias von Hofen: Russland. Eine Bestandsaufnahme vor dem Beginn der Winterolympiade in Sotschi. Landeszentrale für politische Bildung, Erfurt 2014, ISBN 978-3-943588-38-5, S. 55.
  111. Project "The Internet in Russia/Russia on the Internet". 18th Release. Winter 2006-2007 – FOM.ru (Memento vom 24. Mai 2009 im Internet Archive)., abgerufen am 13. April 2008.
  112. german.ruvr.ru, abgerufen am 7. April 2012.
  113. ROMIR, Umfrage zur Internetnutzung, zweites Quartal 2007, abgerufen am 13. April 2008.
  114. Die wichtigsten Social Media Plattformen Russlands im Überblick. Social Media Schweiz. Abgerufen am 8. März 2010.
  115. http://www.russianpost.ru/company/ru/home
  116. Ländervergleich Welt in Zahlen, abgerufen am 5. April 2008.
  117. WHO-Report 1999 (PDF; 593 kB), abgerufen am 5. April 2008.
  118. William R. Leonard: Declining growth status of indigenous Siberian children in post-Soviet Russia. Abgerufen am 5. April 2008.
  119. a b Federal State Statistics Service
  120. Russland-Aktuell, abgerufen am 8. April 2012.
  121. Russlandanalysen 222 (PDF; 883 kB), abgerufen am 8. April 2012.
  122. netzeitung.de, abgerufen am 3. April 2008.
  123. Sakhalin Environment Watch, abgerufen am 3. April 2008.
  124. The Blacksmith Institute, abgerufen am 3. April 2008.
  125. Ratifizierung des Kyoto-Protokolls in Russland abgeschlossen, russland.RU – russlandintern, 5. November 2004. Abgerufen am 10. Juli 2012.
  126. RIA Novosti, abgerufen am 3. April 2008.
  127. Andreas Kappeler: Russische Geschichte, C.H. Beck, München, S. 88.
  128. Cosmic communist constructions photographed by Frederic Chaubin
  129. Veronika Wengert: Russland: Europäischer Teil, S. 69.
  130. Vgl. Bernhard Schleißheimer: Rußland in meinem Leben. Aus den Erinnerungen eines alten Mannes (Teil I), in: Nikolaus Lobkowicz u. a. (Hrsg.): Russische Deutschlandbilder und deutsche Russlandbilder (= FORUM für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte, 12. Jg. 2008, Heft 2), Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS), Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2008, ISBN 978-3-412-20277-4, S. 143–178, hier S. 170.
  131. Социально-экономические показатели Российской Федерации в 1992—2008 гг. (MS Excel; 654 kB)
  132. Simone Schlindwein: Zwischen Propaganda und Kommerz – Medien(un)freiheit in Südost-, Mittelost- und Osteuropa (PDF; 2,8 MB), S. 23, abgerufen am 29. April 2012.
  133. Die Medienlandschaft in Russland, Webseite der bpb, abgerufen am 29. April 2012.
  134. Jürg Vollmer: Putins Propagandatruppe – So arbeitet das geheime Netzwerk der Russland-Propaganda, Watson, 22. Juni 2014.
  135. Freedom in the World 2013. Freedom House, abgerufen am 8. Mai 2014 (englisch).
  136. Reporter ohne Grenzen: Rangliste der Pressefreiheit 2014, abgerufen am 1. November 2014.
  137. Margareta Mommsen und Angelika Nußberger: Das System Putin: gelenkte Demokratie und politische Justiz in Russland. C. H. Beck, München 2007, S. 52-54.
  138. Analysen und Reportagen aus Die Zeit; sowie „Zahlen, Daten und Fakten“ aus dem Weltalmanach.
  139. Inhalt: Jörg Stadelbauer, Russlands Geografie. Landschaftszonen, Bodenschätze, Klimawandel und Bevölkerung; Stefan Plaggenburg, Das Erbe. Von der Sowjetunion zum neuen R.; Margareta Mommsen, Das politische System unter Jelzin. Ein Mix aus Demokratie, Oligarchie, Autokratie und Anarchie; Petra Stykow, Die autoritäre Konsolidierung des politischen Systems in der Ära Putin; Wladimir Gelman, Föderalismus, regionale Politik und kommunale Selbstverwaltung; Uwe Halbach, Brennpunkt Nordkaukasus; Angelika Nußberger, Rechtswesen und Rechtskultur; Cornelia Rabitz, Ohne Zensur und doch nicht frei. Russlands Medienlandschaft; Jens Siegert, Zivilgesellschaft; Dmitrij Trenin, Die Entwicklung der russischen „Westpolitik“ und ihre Lehren; Andrej Zagorskij, R. im postsowjetischen Raum; Sabine Fischer, R. und die Europäische Union, EU; Angela Stent, Die russisch-deutschen Beziehungen von 1992 bis 2008; Hannes Adomeit, Militär- und Sicherheitspolitik; Pekka Sukela, Die russische Wirtschaft von 1992 bis 2008. Entwicklungen und Herausforderungen; Ksenia Gonchar, Wettbewerbsfähigkeit und Innovationen in der russischen Industrie; Pleines, Energiewirtschaft und Energiepolitik; Peter Lindner, Die russische Landwirtschaft. Privatisierungs-Experiment mit offenem Ausgang; Schröder, Gesellschaft im Umbruch. Schichtung, demografische Entwicklung und soziale Ungleichheit; Jewgenij Gontmacher, Sozialpolitik. Entwicklungen und Perspektiven; Stefan Meister, Bildung und Wissenschaft; Lew Gudkow, Die politische Kultur des post-sowjetischen Russland im Spiegel seiner öffentlichen Meinung; Thomas Bremer, Die orthodoxe Kirche als gesellschaftlicher Faktor; Halbach, Islam in Russland; Elisabeth Cheauré, Frauen in Russland; Ulrich Schmid, Alltagskultur und Lebensstil. Statistische Daten auf S. 529–550.

58.6570.116666666667Koordinaten: 59° N, 70° O