Ignaz Semmelweis

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Hungary. 500 Forint, 1968. KM-587. Weight 1.2168 ounces. Dr. Ignaz Semmelweis. One year type. NGC graded Proof 67 Ultra Cameo. WINGS Approved. Estimated Value $1,500 - 1,600. Categories: World G ...
Ignaz Semmelweisfrom the Wikipedia
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Ignaz Philipp Semmelweis, Kupferstich von Jenő Doby, 1860

Ignaz Philipp Semmelweis (ungarisch: Semmelweis Ignác Fülöp[1]; * 1. Juli 1818 in Ofen, Teilbezirk Tabán; † 13. August 1865 in Oberdöbling bei Wien) war ein ungarischer Arzt im damaligen Kaisertum Österreich. Er studierte an den Universitäten Pest und Wien Medizin und erhielt 1844 seinen Doktorgrad an der Universität Wien.

Semmelweis führte unterschiedlich starkes Auftreten von Kindbettfieber auf mangelnde Hygiene bei Ärzten und Krankenhauspersonal zurück und bemühte sich, Hygienevorschriften einzuführen. Seine Studie von 1847/48 gilt heute als erster praktischer Fall von evidenzbasierter Medizin in Österreich und als Musterbeispiel für eine methodisch korrekte Überprüfung wissenschaftlicher Hypothesen [2]. Zu seinen Lebzeiten wurden seine Erkenntnisse nicht anerkannt und von Kollegen als „spekulativer Unfug“ abgelehnt. Nur wenige Ärzte unterstützten ihn, da Hygiene als Zeitverschwendung und unvereinbar mit den damals geltenden Theorien über Krankheitsursachen angesehen wurde. Semmelweis praktizierte teilweise in Pest im heutigen Ungarn. Er starb in Wien unter nicht näher geklärten Umständen während eines 2-wöchigen Aufenthalts mit 47 Jahren in der Psychiatrie ("Landesirrenanstalt" Döbling bei Wien). Zahlreiche Widersprüche und Ungereimtheiten deuten neben dem Exhumierungsbericht aus dem Jahr 1963 und Motiven für seine Beseitigung auf willkürliche Psychiatrisierung und ein darauf folgendes Tötungsdelikt.

Leben[Bearbeiten]

A painted portrait of a boy in a black coat and a red shirt, holding a book in his right hand.
Ignaz Semmelweis als Zwölfjähriger
At left, a painted portrait of a woman in a black dress with a frilled hood and ruffled collar. At right, a painted portrait of a man in a black coat wearing a cravat.
Theresia Müller und Josef Semmelweis, die Eltern von Ignaz Semmelweis

Jugend[Bearbeiten]

Ignaz Semmelweis, später „Retter der Mütter“ genannt, wurde 1818 als Sohn eines Kaufmanns in Buda geboren. Er besuchte das Piaristen-Gymnasium am St.-Niklas-Turm, danach studierte er 1835 bis 1837 an der Universität Pest. 1837 kam er nach Wien, um Rechtswissenschaft zu studieren, wechselte jedoch 1838 zur Medizin. 1844 wurde er promoviert und begann, an der Brustambulanz und in der Ausschlagabteilung des von Kaiser Josef II. gegründeten k.k. allgemeinen Krankenhauses zu arbeiten. In Carl von Rokitanskys Institut für pathologische Anatomie erstellte er Befunde an Frauenleichen.[3]

Assistenzarzt in Wien[Bearbeiten]

1846 wurde Semmelweis Assistenzarzt in der geburtshilflichen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses. Gefördert von namhaften Ärzten, wurde er Assistent von Professor Klein, Leiter der 1. geburtshilflichen Klinik, unter dessen Leitung die Letalitätsrate zwischen fünf und 15 Prozent betrug, teilweise lag sie in Kliniken bei bis zu 30 Prozent. Es war bekannt, dass in der Abteilung, in der Ärzte und Medizinstudenten arbeiteten, die durch das Kindbettfieber bedingte Sterblichkeit wesentlich höher lag als in der zweiten Abteilung, in der Hebammenschülerinnen ausgebildet wurden. Semmelweis wollte den Grund dafür herausfinden und untersuchte die Mütter daher noch gründlicher. Doch gerade durch diese Bemühungen stieg die Zahl der Todesfälle in seiner Abteilung noch weiter an, so dass werdende Mütter sich schließlich weigerten, in seine Abteilung verlegt zu werden. Nach seinen Tagebuchaufzeichnungen starben in der gesamten Klinik 36 von 208 Müttern an Kindbettfieber. Ein Kind auf die Welt zu bringen, war demnach also ebenso gefährlich wie an einer Lungenentzündung zu erkranken.

Erst als der mit ihm befreundete Gerichtsmediziner Jakob Kolletschka (1803–1847) während einer Leichensektion von einem Studenten mit dem Skalpell verletzt wurde und wenige Tage später an einer Blutvergiftung verstarb – einer Krankheit, die einen ähnlichen Verlauf zeigte wie das Kindbettfieber –, glaubte Semmelweis, die Ursache für die Erkrankung benennen zu können:

Die Mediziner und die Studenten führten täglich klinische Sektionen an den Leichen der Patientinnen durch, die zuvor am Kindbettfieber verstorben waren. Anschließend wuschen sie sich die Hände mit Seife (oder in einzelnen Fällen überhaupt nicht), desinfizierten sie jedoch nicht. Mit diesen Händen untersuchten sie zwischendurch Frauen während der Entbindung und übertrugen dabei infektiöses Material. Die eigentliche Ursache der Infektion – die Übertragung von Bakterien, die normalerweise massenhaft auf den Händen vorhanden sind – war damals noch nicht bekannt (vgl. Leichengift). Die Hebammenschülerinnen an der zweiten Abteilung hingegen kamen nicht mit Leichen in Berührung und führten auch keine vaginalen Untersuchungen durch.

Semmelweis wies seine Studenten daher an, nach Leichensektionen die Hände und Instrumente mit Chlorlösung, später mit dem billigeren Chlorkalk zu desinfizieren – wie sich herausstellte, eine wirkungsvolle Maßnahme, da die Sterblichkeitsrate von 12,3 auf zwei bis drei Prozent sank. Als trotzdem noch einmal zwölf Wöchnerinnen auf einen Schlag am Kindbettfieber erkrankten, als dessen Ursache zunächst das infizierte, jauchige Uteruskarzinom einer Mitpatientin vermutet worden war, erkannte er, dass die Ansteckung nicht nur von Leichen, sondern auch von lebenden Personen ausgehen konnte. So verschärfte er die Vorschriften dahingehend, dass die Hände vor jeder Untersuchung zu desinfizieren seien. Dadurch gelang es ihm, 1848 die Sterblichkeitsrate auf 1,3 Prozent zu senken, ein Wert, der sogar geringfügig unter dem der zweiten Krankenhausabteilung mit Hebammen lag.

Trotz dieses Erfolgs wurden die Arbeiten von Semmelweis lange Zeit nicht anerkannt. Seine Studenten hielten Sauberkeit für unnötig, und viele Ärzte wollten noch immer nicht wahrhaben, dass sie selbst die Verursacher jener Krankheit waren, die sie eigentlich heilen wollten. Einige Ärzte, wie Gustav Adolf Michaelis, veranlasste dies dazu, sich das Leben zu nehmen, da sie diese Schuld nicht ertrugen. Andere Mediziner feindeten Semmelweis stark an.

Eine Verlängerung seiner Assistenzarzttätigkeit wurde ihm verwehrt, im März 1849 schied er aus dem Dienst. Im Juni desselben Jahres wurde er zum Mitglied der k. k. Gesellschaft der Ärzte gewählt. Die angeregte Bildung einer Kommission zur Prüfung der Semmelweisschen Thesen wurde mit Mehrheitsbeschluss angenommen, allerdings auf Betreiben seines ehemaligen Chefs in Wien, Professor Klein, ministeriell abgelehnt.

Professor in Pest[Bearbeiten]

Ignaz Semmelweis auf einer ungarischen Sondermarke von 1960
Briefmarke der Deutschen Post der DDR (1968) aus der Serie Berühmte Persönlichkeiten
Ignaz-Semmelweis-Statue im Universitätsklinikum Heidelberg, er blickt auf die alte Kinderklinik

Auf Grund von Anfeindungen und Intrigen von Kollegen, wie Johann Klein oder Anton von Rosas, wurde Semmelweis 1850 nur zum Privatdozenten für theoretische Geburtshilfe mit Übungen am Phantom ernannt. Über diese Einschränkung reagierte er dermaßen erbost, dass er nur fünf Tage nach seiner Ernennung Wien verließ und nach Pest übersiedelte. Ab 1851 war Semmelweis Leiter der Geburtshilfeabteilung in Pest, ab 1855 dann Professor für Geburtshilfe an der dortigen Universität, heute die nach ihm benannte Semmelweis-Universität. Seine Ergebnisse und Erfahrungen fasste er in dem Buch Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers zusammen, das 1861 erschien. Dem 500 Seiten starken, aber sprachlich schwachen Band blieb der Erfolg versagt. Nur wenige Ärzte unterstützten ihn (Semmelweis selbst nennt die Professoren Michaelis aus Kiel und Wilhelm Lange aus Heidelberg, aber auch Hebra, Škoda und von Rokitansky machten sich für ihn stark), da Hygiene als Zeitverschwendung und unvereinbar mit den damals geltenden Theorien über Krankheitsursachen angesehen wurde. Vielmehr wurde von vielen das Kindbettfieber beispielsweise auf schlechte Luft, das Ausbleiben der Menstruation oder einen Milchstau zurückgeführt.

Semmelweis antwortete mit deutlichen, nicht immer diplomatischen Worten in offenen Briefen an führende Professoren der Geburtshilfe:

„Ich trage in mir das Bewusstsein, dass seit dem Jahre 1847 Tausende und Tausende von Wöchnerinnen und Säuglingen gestorben sind, welche nicht gestorben wären, wenn ich nicht geschwiegen, sondern jedem Irrtum, welcher über Puerperal-Fieber verbreitet wurde, die nötige Zurechtweisung hätte Teil werden lassen […]. Das Morden muss aufhören, und damit das Morden aufhöre, werde ich Wache halten, und ein jeder, der es wagen wird, gefährliche Irrtümer über das Kindbettfieber zu verbreiten, wird an mir einen rührigen Gegner finden. Für mich gibt es kein anderes Mittel, dem Morden Einhalt zu tun, als die schonunglose Entlarvung meiner Gegner, und niemand, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, wird mich tadeln, dass ich diese Mittel ergreife.“

(An Späth in Wien, 1861)

„Sollten Sie aber, Herr Hofrat, ohne meine Lehre widerlegt zu haben, fortfahren, Ihre Schüler und Schülerinnen in der Lehre des epidemischen Kindbettfiebers zu erziehen, so erkläre ich Sie vor Gott und der Welt für einen Mörder.“

(An Scanzoni in Würzburg, 1861)

Umstände und mögliche Motive, die zu seinem Tod führten[Bearbeiten]

Semmelweis wurde im Juli 1865 ohne Diagnose von drei Ärztekollegen in die staatliche Landesirrenanstalt Döbling bei Wien eingeliefert. Einigen Quellen zufolge soll Semmelweis’ Einlieferung in die Irrenanstalt auf eine Intrige zurückzuführen sein. Semmelweis hatte wiederholt versucht, seine Kollegen von der Richtigkeit seiner Erkenntnisse schriftlich zu überzeugen, dennoch war ihm fast nur Ablehnung entgegengeschlagen. Wie auch schon um 1850 von seinem ehemaligen Vorgesetzten am Allgemeinen Krankenhaus Wien, Prof. Johann Klein (1788–1856), in dessen pathologischen Institut Semmelweis später obduziert wurde. [4] Der Biograf Fritz Schürer von Waldheim schrieb 1905: "Es erscheint heutzutage fast unbegreiflich, daß diese Erfolge von Semmelweis die Chirurgen nicht veranlaßten, seine Methode nachzuahmen. Selbst in seinem engeren Freundeskreise fand Semmelweis keine Beachtung! (...) Daß die allgemeine Antisepsis nicht von Österreich-Ungarn ihren Ausgang genommen hat, das danken wir seinen Feinden." [5]

Schließlich war Semmelweis nach mehrfachen anderweitigen erfolglosen Versuchen zur Strategie des offenen Briefes übergegangen und hatte sämtlichen hochrangigen Verantwortlichen in der geburtshelfenden Ärzteschaft gedroht, sie öffentlich "schonungslos zu entlarven", wenn sie seine Hygieneerkenntnisse weiterhin nicht anwenden würden. Eine offene Kampfansage an die damaligen Titelträger und Koryphäen der Gynäkologie. Lobenswert erwähnt hatte Semmelweis diesbezüglich nur die Professoren Michaelis in Kiel und Lange in Heidelberg, aus seiner Konversation in Briefen sind einzelne weitere bekannt, die ihm zumindest zugeneigt waren. In „Zwei offenen Briefen an Dr. J. Spaeth, Professor der Geburtshilfe an der k.k. Josefs- Akademie in Wien, und an Hofrat Dr. F.W. Scanzoni, Professor der Geburtshilfe zu Würzburg." (Pest, 1861) schreibt Semmelweis u.a.: „Dieses hartnäckige Ignorieren meiner Lehre, dieses hartnäckige Ruminieren von Irrtümern veranlaßt mich, folgende Erklärung abzugeben: Ich trage in mir das Bewußtsein, daß seit dem Jahre 1847 tausende und tausende von Wöchnerinnen und Säuglingen gestorben sind, welche nicht gestorben wären, wenn ich nicht geschwiegen, sondern jedem Irrtume, welcher über Puerperalfieber verbreitet wurde, die nötige Zurechtweisung hätte zuteil werden lassen (...) Für mich gibt es kein anderes Mittel, dem Morden Einhalt zu tun, als die schonungslose Entlarvung meiner Gegner, und niemand, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, wird mich tadeln, daß ich dieses Mittel ergreife." [6]

Grabmal am Kerepesi temető in Budapest

Am 13. August 1865, zwei Wochen nach seiner Einweisung in Döbling, starb er - den damaligen Obduktionsberichten zufolge - mit 47 Jahren infolge einer kleinen Verletzung, die er sich durch eine eigene Schnittverletzung bei seinen Sezierungen zugezogen habe, an einer Blutvergiftung. Anderen Berichten zufolge sei dies stattdessen bei einem Kampf mit dem Anstaltspersonal bzw. zumindest innerhalb des Klinikaufenthalts erfolgt. So habe der Kinderarzt Janós Bókai, der 1865 einen Bericht über Semmelweis´ vorherigen Zustand verfasste, lt. dem Gynäkologen und Medizinhistoriker Georg Silló-Seidl, welcher die ursprünglichen Klinikunterlagen im Archiv der Wiener Gesundheitsbehörde recherchierte, von einer vorherigen Verletzung nichts erwähnt, obwohl diese, wie behauptet, bereits zuvor entzündet gewesen sei. Lt. Silló-Seidl gab es diverse weitere Ungereimtheiten. Da 1963 bei einer Exhumierung der sterblichen Überreste Semmelweis’ multiple Frakturen an Händen, Armen und am linken Brustkorb festgestellt wurden, erscheint die Aktennotiz der Klinik, wo stattdessen Gehirnlähmung als sein Sterbegrund genannt wurde, umso dubioser. Überlegungen von u.a. dem amerikanischen Semmelweis-Biografen Sherwin Nuland zufolge, soll Semmelweis auf dem Anstaltshof von Pflegern geschlagen und auf ihm herumgetrampelt worden sein. [7][8][9]

Offenbar als Antwort auf Semmelweis' Dankbrief schreibt Dr. L. Kugelmann aus Hannover am 10. August 1861:

„Nur sehr Wenigen war es vergönnt, der Menschheit wirkliche, große und dauernde Dienste zu erweisen, und mit wenigen Ausnahmen hat die Welt ihre Wohltäter gekreuzigt und verbrannt. Ich hoffe deshalb, Sie werden in dem ehrenvollen Kampfe nicht ermüden, der Ihnen noch übrig bleibt. Ein baldiger Sieg kann Ihnen umsoweniger fehlen, als viele Ihrer ursprünglichen Gegner sich de facto schon zu Ihrer Lehre bekennen. Wie ist es zu verwundern, daß Leute, die Jahre lang in Wort und Schrift, unverständlich vielleicht auch sich selbst, über Unverstandenes schrieben und redeten, diese Lücke ihrer Erkenntnis auch sofort zu verdecken streben. Nicht viele setzen die Liebe zur Wahrheit über die Selbstliebe, Manche sind wohl in gewohnter Selbsttäuschung befangen. Auf andere wieder paßt der derbe Sarkasmus Heinrich Heine's, der irgendwo sagt: „Als Pythagoras seinen berühmten Lehrsatz entdeckt hatte, opferte er eine Hekatombe. Seitdem haben die eine instinktartige Furcht vor der Entdeckung von Wahrheiten.” [10]

Begraben ist Semmelweis in Budapest am Kerepesi temető in einem Prominentengrab. Im Hauptgebäude der Anstalt in Wien-Döbling ist seit 1991 das Bezirksgericht Döbling untergebracht. Auf dem ehemaligen Gelände der Anstalt befindet sich der Neubau eines Seniorenheimes.

Semmelweis hinterließ Frau und drei Kinder. Nachrufe waren kärglich und knapp. Eine Würdigung seines Lebenswerks fand sich lediglich in der Fachzeitschrift Orvosi Hetilap, in der Semmelweis (noch bevor er sein Buch verfasste) einige seiner Vorträge veröffentlicht hatte – allerdings in ungarischer Sprache. Semmelweis’ Bedeutung wurde lange Zeit nicht wahrgenommen oder verkannt. Erst 1882 erhielt er durch die Biografie von Alfred Hegar die erste öffentliche Anerkennung. Seine Biografen, deren Bücher meist zu Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts erschienen, setzten sich häufig mit drastischen, sehr klaren Worten für ihn ein.

Nachwirkung[Bearbeiten]

Nach seinem Tod wurde das vom schottischen Chirurgen Joseph Baron Lister (1827–1912) im Jahr 1867 demonstrierte Besprühen des Operationsfeldes mit desinfizierendem Karbol in die Chirurgie eingeführt und damit ein drastischer Rückgang der Operationsmortalität erreicht. Oft wird die Asepsis ihm zugeschrieben, obwohl er seine Erkenntnisse aus denen von Semmelweis gezogen hatte. Eine Ärztegeneration später setzte sich die Umsetzung von Hygienemaßnahmen bei Frauen im Kindbett durch, und die wissenschaftliche Welt wurde der Bedeutung von Semmelweis’ Erkenntnissen gewahr.

Im englischen Sprachraum gibt es den nach dem ungarischen Arzt benannten Begriff des „Semmelweis-Reflexes“. Der Begriff beschreibt die „unmittelbare Ablehnung einer Information oder wissenschaftlichen Entdeckung ohne weitere Überlegung oder Überprüfung des Sachverhaltes“. In vielen Fällen habe die wissenschaftliche Leistung dann eher eine Bestrafung als eine entsprechende Honorierung zur Folge.[11] Die Begriffsbildung wird dem amerikanischen Autor Robert Anton Wilson zugeschrieben.[12]

Rezeption von Semmelweis’ Thesen[Bearbeiten]

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Hinweistext

Semmelweis’ Arbeiten wurden von seinen Kollegen teilweise abgelehnt. Als Ursache können drei mögliche Komplexe genannt werden:

  • die Klientel,
  • Semmelweis’ Charakter,
  • der Stand der Forschung und das Eigeninteresse der führenden Professoren.

Bei den Biografen steht der Widerstand der leitenden Professoren im Vordergrund. Vorherrschend in der allgemeinen Rezeption ist die Meinung, Semmelweis habe durch sein ungeschicktes und besessenes Verhalten der Durchsetzung seiner Lehre selbst geschadet.

Die Klientel[Bearbeiten]

Die Geburtshilfe genoss als medizinisches Fachgebiet ein geringes Ansehen. Geburtshilfliche Abteilungen lagen häufig in alten, desolaten Kliniktrakten, mit Blick zum Hof oder zum Leichenhaus. Die Einrichtungen und hygienischen Verhältnisse waren extrem primitiv, teilweise auch, weil die Verbindung zwischen Hygiene und Infektionsgefahren nicht bekannt war. Leider fehlen demographische Daten der Patientinnen zu Status, Herkunft, Familienstand usw. in den Statistiken. Aus den vorliegenden Schriften geht lediglich hervor, dass ein Großteil der Patientinnen aus ärmlichen Verhältnissen stammte und keine Lobby hatte.[13]

Persönlichkeit[Bearbeiten]

Büste in der Semmelweis-Frauenklinik in Wien-Gersthof

Einflussreiche Ärzte sprachen für ihn, ihnen unterliefen aber kleine Fehler, die Semmelweis nicht korrigierte und die ihn angreifbar machten. Sein erster kollegialer Unterstützer war Gustav Adolf Michaelis, der als erster Geburtshelfer die Entdeckung erprobte und Semmelweis Recht gab. Außer einigen Briefen, die Semmelweis mit der Bitte um Prüfung an den Professor der Geburtshilfe in Kiel sandte, nahm Semmelweis trotz vieler Ersuchen und Möglichkeiten weder schriftlich noch mündlich Stellung. Öffentlich trat er erst ab Mitte 1850 in Wien auf. Seine Biografen erklären dies mit mangelhafter Schulbildung und der damit verbundenen Angst vor dem Sprechen und Schreiben. Semmelweis machte grammatikalische und orthographische Fehler und sprach Dialekt.

Semmelweis wird als bescheiden und anspruchslos, als guter Gesellschafter, von kindlich-naiver Denkungsart und vertrauensvoll beschrieben, der aber sehr entschieden auf Gemeinheiten reagierte (Alfred Hegar, 1882).[14] Seine spätere Verbitterung und zunehmende psychische Veränderung – Aggressivität, Verwirrtheit, Vergesslichkeit, Unbeherrschtheit – werden häufig als Grund für das Scheitern seiner Ideen angenommen.

Stand der Forschung[Bearbeiten]

Die Resonanz auf seine These war anfänglich relativ groß, die Revolution von 1848 lenkte das Interesse auf andere Bereiche. Ihr Scheitern stärkte dann die Reaktion und damit die althergebrachte Ordnung.

Die deutschen und österreichischen Lehrbücher der Geburtshilfe ignorierten Semmelweis und vertraten weiterhin alte Lehren. Vereinzelt wurden Chlorwaschungen eingeführt, ohne dass die zuständigen Professoren sich wissenschaftlich zur Desinfizierung bekannten. Ein größeres Hindernis für die Verbreitung und Annahme seiner Theorie war aber nicht die Ignoranz, sondern die nachlässige Durchführung der Chlorwaschungen, deren mangelhafter Erfolg als Widerlegung der Semmelweisschen These verwendet wurden. Im In- und Ausland wurden Semmelweis’ Erkenntnisse abschlägig beurteilt. Führende Ärzte standen ihm kritisch und ablehnend gegenüber. Der Stand der Forschung war ein anderer, die Theorie der Wundkrankheiten hatte durch Rudolf Virchow eine andere Erklärungsbasis gefunden.[15] Für das Kindbettfieber machte dieser vor allem Witterungsverhältnisse und Erkrankungen verantwortlich.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Sachbuch
Fachliteratur
Belletristik

Filme[Bearbeiten]

Drama / Schauspiele[Bearbeiten]

  • Jens Björneboe: Semmelweis. Gyldendal Norsk Forlag/Gyldendals moderne skuespillserie, Norwegen 1968.

Weblinks[Bearbeiten]

  Wikisource: Ignaz Semmelweis – Quellen und Volltexte
  Commons: Ignaz Semmelweis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
   Wikiquote: Ignaz Semmelweis – Zitate

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Info auf semmelweis.museum.hu
  2. Føllesdal, Dagfinn et al.: Rationale Argumentation. Berlin - New York: de Gruyter 1988, Abschnitt III.11
  3. Semmelweis Ignaz Philipp. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2001−2005, ISBN 3-7001-3580-7, S. 168–189 (Direktlinks auf S. 168, S. 169, S. 170, S. 171).
  4. Genial gescheitert: Schicksale großer Entdecker und Erfinder, Thomas Bührke, DTV München, 2012, S. 171
  5. [Dr. Fritz Schürer von Waldheim: Ignaz Philipp Semmelweis. Sein Leben und Wirken. Urteile der Mit- und Nachwelt. http://archive.org/stream/ignazphilippsem00waldgoog/ignazphilippsem00waldgoog_djvu.txt] A. HARTLEBEN'S VERLAG, WIEN und LEIPZIG, 1905, S. 167-168
  6. [Dr. Fritz Schürer von Waldheim: Ignaz Philipp Semmelweis. Sein Leben und Wirken. Urteile der Mit- und Nachwelt. http://archive.org/stream/ignazphilippsem00waldgoog/ignazphilippsem00waldgoog_djvu.txt] A. HARTLEBEN'S VERLAG, WIEN und LEIPZIG, 1905, S. 172-173
  7. Die Zeit, Ausgabe 33, 199.
  8. Georg Silló Seidl: Die Affaire Semmelweis., Herold-Verlag, Wien, 1985
  9. Genial gescheitert: Schicksale großer Entdecker und Erfinder, Thomas Bührke, DTV München, 2012, S. 168-173
  10. [Dr. Fritz Schürer von Waldheim: Ignaz Philipp Semmelweis. Sein Leben und Wirken. Urteile der Mit- und Nachwelt. http://archive.org/stream/ignazphilippsem00waldgoog/ignazphilippsem00waldgoog_djvu.txt] A. Hartleben´s Verlag, Wien und Leipzig, 1905, S. 178-179
  11. Who named it? The Semmelweis’ reflex. Abgerufen am 1. Januar 2008.
  12. F. Mann: How to improve your information. 1993.
  13. Walther Koerting: Ignaz Semmelweis – Der siegreiche Kämpfer um das Leben der Mütter. Süddeutsches Kulturwerk, Kleine Südostreihe, Heft 7, München, 1965.
  14. Alfred Hegar: Ignaz Philipp Semmelweis. Sein Leben und Seine Lehre. Freiburg im Breisgau 1882.
  15. Fritz Schürer von Waldheim: Ignaz Semmelweis – Sein Leben und Wirken. Wien, Leipzig 1905.